Köln wirbt um Sportdirektor Heldt für Hannover wohl kaum zu halten

Hannover · Selten war ein Punktgewinn so nebensächlich. Das 1:1 (0:1) im Duell der Aufsteiger war schnell abgehakt, schon kurz nach dem Abpfiff des Spiels zwischen Hannover und Stuttgart drehte sich alles um das Interesse des 1. FC Köln an 96-Sportdirektor Horst Heldt.

Horst Heldt: Der Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln
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Das ist Horst Heldt

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Vor dem Anpfiff wollte Held das Geschehen "nicht kommentieren", doch knapp drei Stunden später erklärte er seinen ungewöhnlichen Wunsch, der beim niedersächsischen Fußball-Bundesligisten für neuen Wirbel sorgt.

Trotz laufenden Vertrages will der 96-Manager mit dem abstiegsbedrohten Liga-Konkurrenten reden, der ihn abwerben möchte. "Das ist eine außergewöhnliche Situation für mich, deshalb muss ich das Gespräch führen", sagte Heldt. "Ich muss mir das anhören."

Alles deutet auf eine schnelle Entscheidung hin, auch wenn 96-Clubchef Martin Kind erklärte, er wolle Heldt nicht ziehen lassen, und wiederholt auf dessen Vertrag bis 2020 hinwies. Doch der im März gekommene Heldt ist wohl kaum zu halten.

Das Beispiel von Jörg Schmadtke, der im zweiten Anlauf von Hannover nach Köln wechselte, dürfte Kind kaum vergessen haben. Kurioserweise sorgt nun Schmadtkes Aus in Köln und die Suche nach einem Nachfolger erneut für eine unklare Situation in Hannover.

Köln ist Heldts Heimatverein

Heldt wies darauf hin, dass Köln "mein Heimatverein ist". Daher sei es etwas "Besonderes - da bin ich groß geworden." Bei den Kölnern absolvierte der 47-Jährige die ersten Bundesligapartien und die meisten seiner Spielerkarriere. Der 96-Manager betonte, dass noch keine Entscheidung gefallen sei.

Aber nach seinen Aussagen vom Freitagabend erscheint eine weitere Zusammenarbeit in Hannover nur schwer möglich. Gerade weil Heldt sich so viel Mühe gab, seine Sicht der Dinge zu erklären. "Wenn man das Gefühl hat, man muss etwas miteinander vergleichen, und das nicht tut, dann ist das ein Riesenfehler", sagte er. "Das kann dazu führen, dass man Gefahr läuft, nicht mehr glücklich zu sein. Und deswegen muss man das für sich bearbeiten und abarbeiten. Damit man Klarheit für sich selber hat."

Kind will den Manager nicht ziehen lassen - oder versucht, mit seinen öffentlichen Aussagen die Ablösesumme in die Höhe zu treiben. "Ich weiß, dass der 1. FC Köln ein Problem hat", sagte der 96-Klubchef dem TV-Sender Eurosport. "Wenn die erwarten, dass 96 das Problem löst, um dann im Ergebnis ein eigenes Problem zu haben, das ist kein Geschäftsmodell über das man ernsthaft diskutieren kann."

Zugleich kritisierte Kind den 1. FC Köln. "Ich hätte erwartet, dass irgendjemand mal Kontakt aufnimmt", sagte der Vereinsvorsitzende und Mehrfach-Geschäftsführer von Hannover 96. "Dann hätten wir uns die Schlagzeilen ersparen können."

Während sich die 96-Profis nach dem Spiel nicht äußern wollten, sprach 96-Trainer Andre Breitenreiter immer noch von einem "Gerücht", obwohl das Kölner Interesse durch Kind und Heldt längst bestätigt war. "Ich würde es sehr bedauern, wenn es so kommen würde", sagte der Coach schließlich. "Es wäre ein großer Verlust." Auswirkungen auf das Team befürchte er nicht, versicherte Breitenreiter und sagte schmunzelnd: "Unruhe in Hannover ist ja nichts neues."

(dpa)
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