Hannover 96 Altkanzler Schröder erklärt die Fußballwelt

Hannover · Gerhard Schröder hat seine erste Pressekonferenz als Aufsichtsrats-Boss von Hannover 96 gegeben. Der Altkanzler plauderte gut gelaunt über seinen Lieblingsklub - und die große Fußball-Politik.

Hannover 96: Gerhard Schröder tritt Job als Aufsichtsratschef an
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Altkanzler Schröder tritt Job als Aufsichtsratschef an

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Foto: dpa, pst nic

Gerhard Schröder scherzte, er lachte laut und viel. Der Altkanzler hielt erstmals als neuer Aufsichtsrats-Chef von Hannover 96 Hof - und genoss seinen großen Auftritt sichtlich. Sieben Kamerateams und etwa 40 Reporter hatten sich schon lange nicht mehr im Presseraum des Zweitligisten versammelt. "Von mir gibt es schönere Archivbilder, da bin ich jünger", sagte Schröder.

Schon während seiner Zeit als Regierungschef (1998 bis 2005) hatte er nie einen Hehl aus seiner Sympathie für 96 gemacht und dem Klub auch nach dem Abstieg in der vergangenen Saison die Treue gehalten. "Wenn ich hilfreich sein kann, mache ich das gerne", sagte er. Schröder war es auch wichtig zu betonen, dass er in neuer Rolle weiter für seine Loge im Stadion bezahle und die Aufgabe "völlig unentgeltlich" wahrnehme.

Klub-Präsident Martin Kind ist schon lange Schröders Freund, gelegentlich spielen sie Tennis. "Wobei ich natürlich wesentlich besser spiele, keine Frage", sagte Schröder und freute sich über seinen Witz. Ansonsten lobte der SPD-Politiker den Unternehmer aber in höchsten Tönen. 96 sei ein "urgesunder Klub", das sei nicht immer so gewesen: "Martin Kind hat tolle Arbeit geleistet."

Wenn überhaupt, werde er Kritik und Debatten eher intern anstoßen. "Öffentliche Ratschläge sind eher Schläge als Rat", sagte Schröder, im November in den Aufsichtsrat der Niedersachsen berufen und im Dezember zu dessen Vorsitzenden gewählt worden.

Kampfname "Acker"

Schröder, der als Fußballer früher "Acker" gerufen wurde, hat als Ziel den Wiederaufstieg ausgegeben. "Wir wollen wieder in die erste Bundesliga, keine Frage", sagte der 72-Jährige: "Die Tatsache, dass 96 an zweiter Stelle der 2. Liga steht, gibt zu allen Hoffnungen Anlass." Kind freute sich über seinen Coup, Schröder für 96 gewonnen zu haben: "Wir wissen doch alle, dass er eine außergewöhnlich positive Außenwirkung für Hannover 96 hat."

Die Niedersachsen erhoffen sich mit Schröder wohl auch eine Art Türöffner bei der Suche nach neuen Sponsoren, an Deals mit Global Playern wie Gazprom scheint aber auch der persönliche Freund Wladimir Putins nicht zu glauben. Er habe "nicht den Eindruck, dass irgendeine Firma aus Russland Interesse hätte", sagte Schröder, der auch Vorsitzender des Gesellschafterausschusses von Nord Stream, einer Betreibergesellschaft einer russisch-europäischen Erdgaspipeline durch die Ostsee, ist.

Schröder erzählte launig über seine eigene Fußballer-Laufbahn, die in der Bezirksliga endete. "Das hatte viele Gründe, war vor allem der Mangel an Talent", sagte Schröder. Bei den großen Themen der Fußball-Politik, zeigte er sich aber erstaunlich undifferenziert.

"Das Sommermärchen bleibt ein Sommermärchen", sagte Schröder - trotz der weiterhin unaufgeklärten Affäre um die Vergabe der WM 2006 in Deutschland. Und auch an der Austragung der kommenden Weltmeisterschaften in Russland und Katar stört er sich nicht. Die Diskussion um die WM in Russland sei "eine unsinnige Debatte, sie soll und wird dort stattfinden", sagte Schröder. Und man müsse jetzt "hoffen, dass die Katarer eine erfolgreiche WM ausrichten." Alles andere sei "doch Schnee von gestern". Da fehlte eigentlich nur noch Schröders legendäres "Basta".

(sid)
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