Galgenfrist oder Schlussstrich? Hannover-Bosse entscheiden in Krisensitzung über Korkut

Schwierige Entscheidung für die Bosse von Hannover 96: Die Niedersachsen zeigten bei der 2:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund eine engagierte Leistung. Doch die Ausbeute spricht gegen Trainer Tayfun Korkut.

Das ist Tayfun Korkut
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Foto: afp, jd-jlu

Martin Kind verkniff sich nach dem nächsten schmerzlichen Tiefschlag ein Treuebekenntnis zu Tayfun Korkut. Der mächtige Präsident von Hannover 96 ließ sich vor den anstehenden Krisensitzungen alle Optionen offen: Räumt er seinem Trainer trotz des anhaltenden Sinkflugs mit zehn Spielen ohne Sieg eine letzte Galgenfrist ein oder drängt Kind trotz eines "charakterstarken Auftritts" gegen Borussia Dortmund auf einen sofortigen Schlussstrich? Sportdirektor Dirk Dufner sprach sich vorsichtig für einen Verbleib Korkuts aus.

"Stand jetzt ist die Tendenz, dass wir mit derselben Besetzung in das Spiel in Frankfurt gehen", sagte Dufner nach der bitteren 2:3 (1:1)-Pleite der 96er gegen den BVB: "Wir werden uns in Ruhe zusammensetzen und die Frage beantworten, ob wir mit dem Trainer den Abschied vermeiden können." Die Niedersachsen hatten einen engagierten Auftritt gezeigt, doch unter dem Strich trennen sie jetzt nur noch zwei Punkte vom Relegationsplatz 16. Die dramatische Lage könnte Zahlenmensch Kind zum Handeln bewegen.

Korkut gibt sich kämpferisch

Dessen ist sich auch Korkut bewusst, der nach der dritten Niederlage in Serie kämpferisch auftrat. "Man hat gesehen, dass die Mannschaft unbedingt wollte. Wir haben es bis zur letzten Sekunde versucht", sagte der Deutsch-Türke, der zum Jahreswechsel 2013/14 Mirko Slomka in Hannover beerbt hatte: "Wir sind jetzt mitten drin im Abstiegskampf und es geht um die Zukunft von Hannover 96. Ich habe die größte Verantwortung, spüre aber immer noch das Vertrauen."

Tiefe Augenringe zeichneten das Gesicht des Chefcoaches, der mit der spielentscheidenden Gelb-Roten Karte von Leonardo Bittencourt haderte (55.). Seine bist dato tonangebende Mannschaft verlor anschließend kurzzeitig die Ordnung, Doppeltorschütze Pierre-Emerick Aubameyang (19., 61.) und Shinji Kagawa (57.) sorgten vor 49.000 Zuschauern für die Entscheidung zugunsten des BVB. In der Schlussphase warfen die Gastgeber in Unterzahl zwar noch einmal alles nach vorne und bewiesen eine intakte Moral. Doch mehr als der zweite Treffer von Kapitän Lars Stindl sprang nicht mehr heraus (31., 82.).

Ob die 96er die anstehende Länderspielpause für neue Impulse von der Trainerbank nutzen oder an Korkut festhalten, wollen Kind und Dufner in den kommenden Tagen klären. Für Nationaltorhüter Ron-Robert Zieler kann die Entscheidung nur zugunsten Korkuts ausfallen. "Warum soll es nicht weitergehen?", fragte der 26-Jährige. Nach so einem Spiel gebe es überhaupt keinen Anlass für Diskussionen: "Ich bin nach wie vor von den Qualitäten des Trainers überzeugt."

Auch der Pechvogel des Tages sprach sich für seinen Chefcoach aus. "Mit elf Mann hatten wir gute Karten, das Spiel zu gewinnen", sagte Bittencourt: "So ist es einfach bitter. Wir müssen uns gemeinsam mit dem Trainer aus dieser Situation befreien." Fraglich, ob Kind dies auch so sieht.

(sid)
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