Trainer kämpft um Job in Hannover Frontzeck kann Slomka-Geister nur mit einem Sieg vertreiben

Hannover · Vor dem Niedersachsen-Duell beim VfL Wolfsburg stehen Hannover 96 und Michael Frontzeck mächtig unter Druck. Eine weitere Niederlage kann sich der Trainer trotz der Treuebekenntnisse von Präsident Kind nicht mehr erlauben.

Michael Frontzeck – Ur-Mönchengladbacher auf Wanderschaft
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Das ist Michael Frontzeck

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Foto: AFP

Die sportliche Bilanz im Jahr 2015 ist verheerend, der Druck auf Trainer Michael Frontzeck riesengroß: Hannover 96 muss im Niedersachsen-Duell beim VfL Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) punkten — egal wie. Ansonsten könnte die Jobgarantie des mächtigen Präsidenten Martin Kind schnell wertlos werden.

"Ich nehme mich nicht zu wichtig, weder im Erfolgsfall noch in der jetzigen Situation. Ich bin gegenüber dem Klub zu 100 Prozent loyal", betonte Frontzeck in der Pressekonferenz am Freitag und erinnerte an den Abstiegskampf der letzten Saison, den man ebenfalls mit einem Kraftakt gemeistert habe. Und außerdem: "Die Bundesliga ist kein Kuschelzoo, wir müssen uns der Situation stellen und unsere volle Leistung abrufen", forderte der Ex-Nationalspieler.

Zwei Siege, acht Unentschieden, 13 Niederlagen lautet die bittere Bilanz der Niedersachen im Kalenderjahr 2015. Nachdem die 96er nach dem Wechsel von Tayfun Korkut zu Frontzeck den Klassenerhalt durch zwei Siege an den letzten beiden Spieltagen sichern konnten, läuft in der neuen Saison erneut kaum etwas zusammen. Lediglich ein Punkt aus sechs Partien, eingefahren am ersten Spieltag gegen Aufsteiger Darmstadt, lassen Schlimmstes befürchten - und bringen den Stuhl von Frontzeck mächtig ins Wackeln.

"Ich kann es nicht sagen und es den nächsten Tag zurücknehmen", sagte Kind zuletzt über seine vor der Niederlage gegen den VfB Stuttgart (1:3) gegebene Jobgarantie. Doch seine Geduld mit Frontzeck ist langsam aufgebraucht. "Wir müssen Ergebnisse liefern - keine Frage", sagte der 71-Jährige. Längst geistert wieder der Name von Ex-Trainer Mirko Slomka durch die Stadt. Das Derby in Wolfsburg sei für Frontzeck aber "kein Endspiel", sagte Kind bei Sport1.

Immer stärker werden auch die Zweifel an der Qualität des Kaders. Leistungsträger wie Mittelfeldantreiber Lars Stindl oder Angreifer Joselu wurden im Sommer ohne adäquaten Ersatz abgegeben. Kurz vor Ende der Transferperiode lehnte es Frontzeck sogar noch ab, Verstärkungen einzukaufen. "Ob das klug und richtig war, kann man natürlich diskutieren", sagte Kind — eine verbale Ohrfeige für seinen Trainer.

Frontzeck wollte die Ausage nicht kommentieren, steht aber zu seiner damaligen Entscheidung. "Diese Kritik ist die einzige teilweise berechtigte. Ich glaube, es gibt keinen Menschen auf dem Planeten, der fehlerfrei ist. Manchmal denke ich, dass es einige sind, aber ich gehöre definitiv nicht dazu", ergänzte der 96-Coach. Er habe geahnt, dass diese Geschichte bei einem derartigen Saisonstart auf seinem Kopf ausgetragen werde.

Man benötige mehr Zeit und entsprechende Strukturen, um Spieler zu sichten. Einen Lars Stindl eins zu eins zu ersetzen, das könne sich Hannover 96 nicht leisten und müsse deshalb andere Wege gehen, erklärte Frontzeck. Deshalb setze er auf die kommende Transferperiode im Winter und Martin Bader, den neuen Geschäftsführer Sport. Dieser sei kompetent mit großer Erfahrung im Profi-Fußball und ein guter Griff von Klub-Boss Kind.

(sid)
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