43 Jahre nach dem Wembley-Tor Her mit dem Chip im Ball!

München (RPO). "Hei! Nicht im Tor! Kein Tor! Oder doch? Jetzt, was entscheidet der Linienrichter? Tor! Oh, ist das bitter..." So kommentierte die kürzlich verstorbene Rundfunklegende Rudi Michel 1966 das berühmte Wembley-Tor, das England zum Fußball-Weltmeister machte. Der Assistent Tofik Bachramow hatte damals für Geoff Hurst und gegen Deutschland entschieden. Heute ist das Nationalstadion von Aserbaidschan nach dem damaligen sowjetischen Linienrichter benannt.

 Der Chip im Ball bleibt ein Thema.

Der Chip im Ball bleibt ein Thema.

Foto: AFP, AFP

Markus Häcker wird ähnlicher Nachruhm wohl verwehrt bleiben, und auch von peitschenden Rundfunkreportagen im Stile Michels ist nach dem Zweitligaspiel am Montag zwischen 1860 München und dem 1. FC Kaiserslautern bisher nichts bekannt geworden. Doch wie Bachramow damals in London hat jetzt Häcker in München die ewige Diskussion "Tor oder kein Tor?" um eine weitere Facette bereichert.

Anders als Bachramow versagte Linienrichter Häcker dem Tor des Münchners Fabian Johnson am Montagabend im Zweitligaspiel gegen Kaiserslautern die Anerkennung - obwohl der Ball hinter, nicht wie in Wembley auf die Linie gesprungen war. "Leider stauben die Linien heute nicht mehr auf", klagte der Lauterer Stefan Kuntz anschließend. Doch Kreide ist in unserer technisierten Welt längst nicht mehr nötig - wir haben längst den Chip im Ball.

Das Problem ist nur, dass der Weltverband FIFA den Chip gar nicht will. Torkameras mit vom Tennis bekannter Hawk-Eye-Technik haben die Regelhüter des International Football Association Board (IFAB) der FIFA im März 2008 ebenfalls abgelehnt. Stattdessen sollen wir (irgendwann, vielleicht und wiederum fehlbare) Torrichter bekommen.

Warum nur? Die Technik ist ausgereift und funktioniert. Andere Sportarten wie neben Tennis auch Eishockey, American Football, oder der Skisport arbeiten längst mit Hilfsmitteln, wenn sie gewichtige Entscheidungen treffen müssen. Nur der Fußball will sich, so sagen es seine Gralshüter, nicht derart sterilisieren.

So gerne wir in der Kneipe, zu Hause vor dem Fernseher oder im Stadion strittige Szenen diskutieren: Lieber Joseph S. Blatter, wir wollen keine Entscheidungen a la Häcker oder Bachramow mehr. Her mit dem Chip im Ball! Her mit der Torkamera! Nie wieder Wembley! Diskussionsstoff wird der Fußball auch dann noch zur Genüge bieten.

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