Satzungsantrag abgelehnt Neuer Ärger in Herthas Stadion-Streit

Neuer Stunk im Stadion-Streit bei Hertha BSC: Auf der Mitgliederversammlung des Fußball-Bundesligisten am Montag wurde ein Satzungsänderungsantrag, der den Spielort der Heimspiele aller Mannschaften ausschließlich im Berliner Stadtgebiet vorsieht, abgelehnt.

 Hertha-Präsident Werner Gegenbauer.

Hertha-Präsident Werner Gegenbauer.

Foto: dpa, meh fpt

Mit lediglich 776 Ja-Stimmen von 1285 gültigen verpassten die Antragssteller die nötige Dreiviertelmehrheit. Im März hatte der Klub einen möglichen Umzug nach Ludwigsfelde (Brandenburg) südlich von Berlin ins Gespräch gebracht. Dies sorgte für Unmut bei den Anhängern. Im Mai hatte Präsident Werner Gegenbauer den Mitgliedern im Falle eines Neubaus eine Befragung über den Standort der Arena in Aussicht gestellt. Dem wollten die Antragssteller durch die Abstimmung zuvorkommen.

Über den Antrag entwickelte sich am Montag eine hitzige Debatte. Einige Mitglieder sähen sich laut eigenen Angaben durch ein Stadion in Brandenburg ihrer Identität beraubt. Antragskritiker gaben zu verstehen, dass eine Festschreibung des Spielortes aller Mannschaften in der Satzung fehl am Platz sei, da sie nicht ausreichend differenziere und für die ausgegliederte Profiabteilung nicht anwendbar sei.

Gegenbauer versuchte, die Lage aufgeheizte Atmosphäre zu beruhigen: "Mit dem Senat sind Gespräche in Gange. Die Arbeitsgruppen tagen und zum Jahresende werden wir eine Zwischenbilanz ziehen. Wir haben verstanden, dass die Mitglieder dafür sind, dass Hertha BSC in Berlin bleibt. Und wir haben auch immer gesagt, dass das Präsidium und der Verein eine Spielstätte im Olympiapark befürworten."

Hertha ist seit geraumer Zeit mit seiner jetzigen Situation im Olympiastadion unzufrieden. Die Spielstätte ist meist nur zur Hälfte gefüllt, es kommt nur sehr schwerlich Stimmung auf. Im Gespräch sind Neubauten in Ludwigsfelde und auf dem Olympiagelände neben dem jetzigen Stadion, aber auch der Umbau des Olympiastadions zu einer reinen Fußball-Arena.

Rote Zahlen trotz Rekordumsatz

Vor der Abstimmung über den Stadion-Antrag waren Aufsichtsrat und Präsidium einstimmig entlastet worden. Wirtschaftlich schrieb der Verein trotz eines Rekordumsatzes von 112,3 Millionen Euro rote Zahlen. Den Erträgen standen im Zeitraum vom 1. Juli 2016 bis 30. Juni 2017 Ausgaben von 119,9 Millionen Euro gegenüber. Damit erwirtschaftete der Verein ein Minus von 7,6 Millionen Euro. Ähnlich wie im vergangenen Jahr, als der Verlust noch rund 200.000 Euro höher war.

Der Grund für die unausgeglichene Bilanz seien laut Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller vor allem die Prämien, die Hertha nach dem Erreichen der Gruppenphase der Europa League auszahlen musste. Die Einnahmen aus dem internationalen Wettbewerb gehen ebenso wie die gesteigerten Erlöse aus dem neuen TV-Vertrag erst im nächsten Jahr in die Bilanz ein.

Angesichts der Aussichten zeigte sich Schiller mit den Zahlen zufrieden: "Wir haben zum ersten Mal über 100 Millionen Euro Umsatz. Wir sind auf einem sehr guten Weg. In dieser Kombination ist das ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis."

Herthas Verbindlichkeiten stiegen derweil von 21,22 Millionen auf 37,54 Millionen Euro. Dies führte Schiller auf geringere Vorauszahlungen durch Wirtschaftspartner der Berliner und ausstehende Forderungen - beispielsweise aus Transfers - zurück. Im operativen Ergebnis jedoch verzeichnete Berlin ein signifikantes Wachstum. Vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern stand ein Gewinn von elf Millionen Euro. Dies sind 3,9 Millionen Euro mehr als noch im Vorjahr.

(sid)
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