Trainer von Herta BSC Treue-Vertrag für Retter Dardai

Berlin · Das hat es bei Hertha BSC noch nie gegeben. Mit einem unbefristeten Treue- und Liebesvertrag ist Retter Pal Dardai vom Interims- zum Cheftrainer befördert worden. Sollte sein Engagement mit der Profimannschaft scheitern, würde der Ungar zurück in den Nachwuchsbereich gehen.

Pal Dardai ist neuer Trainer von Hertha BSC
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Dardai übernimmt bei der Hertha

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Damit bleibt Bundesliga-Rekordspieler Dardai dem Verein auf jeden Fall erhalten. "Das ist für mich auch ein großes Zeichen für Vertrauen", sagte der Cheftrainer, der seit 1997 bei Hertha ist, zu dem ungewöhnlichen Vertrag.

Nach zwei Tagen mit hartem Vertragspoker kann der ehemalige Interimstrainer Dardai nun die neue Saison als offizieller Chefcoach planen. Bereits in der Nacht hatte sich die Nachricht von der außergewöhnlichen Vereinbarung mit Herthas Fan-Liebling verbreitet. "Das war ein guter Tag", sagte Dardai nach den intensiven Gesprächen mit Manager, Ex-Mitspieler und Freund Michael Preetz.

Dardai und Preetz hatten in den Verhandlungen die Situation in der Hertha-Profiabteilung und die Möglichkeiten des Vereins klar analysiert und besprochen. Der 39 Jahre alte Trainer weiß um die großen Erwartungen und die Schwierigkeiten in der neuen Spielzeit. In den 15 Partien als Interims-Cheftrainer hatte er die Defizite im sportlichen, aber auch im mentalen Bereich deutlich ausgemacht. "Es ist ja nicht so, dass nach einem Satz die Unterschrift da ist", bemerkte Dardai, der jetzt noch seine wohl letzte Aufgabe als Trainer der ungarischen Nationalelf angeht.

Pal Dardai feiert bei Hertha BSC Berlin erfolgreiches Debüt
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Dardai feiert erfolgreiches Debüt

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Dardais Bezüge sollen deutlich aufgestockt werden. Der ehemalige Nachwuchstrainer hatte die Profis im Februar als Interims-Chefcoach und Nachfolger von Jos Luhukay übernommen und den Abstieg in die 2. Bundesliga noch verhindert. "Wir sind froh, dass es so weitergeht", erklärte Manager Preetz nach den Verhandlungen: "Das hatten wir uns von Beginn an gewünscht." Dardai wird auch weiterhin in der Konstellation mit Co-Trainer Rainer Widmayer arbeiten.

Wie Hertha größere personelle Veränderungen bewerkstelligen kann, die auch Dardai möchte, ist unklar. Nur einer der 27 Verträge mit den Profis läuft aus. "Wir haben eine Transferperiode vor der Brust. Wir haben Mittel, das werden wir versuchen", hatte Preetz auf der jüngsten Mitgliederversammlung erklärt, zugleich aber betont: "Für unrealistische Ziele stehe ich nicht zur Verfügung."

Der Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist für Dardai eines der größten Risiken. Zumal der junge Trainer nun den Beweis antreten muss, dass er konzeptionell und langfristig das Team und jeden Spieler voranbringen kann. Die Herzens-Lösung mit der Hintertür ist durchaus auch mit einigen Risiken behaftet. Auch die Spieler wissen: Würde Dardai als Chefcoach scheitern, droht dem Ungarn nicht der Abschied von seiner großen Liebe Hertha BSC. Die neue Vereinbarung soll automatisch wieder in einen Jugendtrainer-Vertrag mit entsprechender Modifizierung des Gehaltes umgewandelt werden.

Zumindest ein Kuriosum wie 1974 muss Hertha bei Dardai nicht befürchten. Damals hatte Dettmar Cramer einen Vertrag unterzeichnet, das erste Training geleitet und noch am selben Tag hingeschmissen. Ihm sollen Zugänge wie Berti Vogts und Paul Breitner versprochen worden sein - ähnliche Aussagen hat Dardai garantiert nicht gehört.

(dpa)
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