FC Bayern erzielt hohen Gewinn und bleibt eigenständig Hoeneß: Manchester neidisch auf München

München (rpo). Englands Vorzeige-Klub Manchester United war für Bayern-Manager Uli Hoeneß lange Zeit ein Maßstab: Professionell geführt und überaus rentabel. Doch der FC Bayern hat aufgeholt. "Jetzt schaut Manchester neidisch nach München", sagt Hoeneß stolz.

Die Begründung liegt auf der Hand. Auch der FC Bayern macht nun das ganz große Geld, fast schon so viel wie der finanzstärkste und lange Jahre profitabelste Fußball-Klub der Welt. Doch die Münchner sind, im Gegensatz zu "ManU", weiter ihr eigener Herr und wollen es auch bleiben, auch nach ihrer Umwandlung in die FC Bayern AG im kommenden Frühjahr: "Der FC Bayern wird nicht zum Spekulationsobjekt", sagt "Finanzminister" Prof. Fritz Scherer. Einmal nur Aktionären verantwortlich sein: für die Bayern undenkbar. Was den Gewinn angeht, liegen die Bayern auch schon vorne. 55,8 Millionen Mark erzielten die Bayern, "ManU" ein paar hunderttausend Mark weniger.

In Manchester schießen derweil die Spekulationen um eine Übernahme ins Kraut, nachdem zwei Iren, kurioserweise Freunde von Teammanager Alex Ferguson, gerade 6,8 Prozent der Anteile erworben haben. Das Duo ist damit der zweitgrößte Einzel-Investor nach dem TV-Sender BskyB von Medien-Zar Rupert Murdoch, der 1999 vergeblich versucht hatte, den Klub unter seine Kontrolle zu bringen. Derzeit gelten als Interessenten für eine Übernahme von Manchester United der größte Medienkonzern der Welt (AOL Time-Warner) sowie der größte Sportartikel-Hersteller der Welt (Nike).

Derlei Turbulenzen wollen sich die Bayern ersparen. Sie halten ihren Weg für wesentlich geschickter. Nach der Umwandlung in eine AG wird der Sportartikelhersteller adidas "strategischer Partner": Für 75 Millionen Euro übernimmt die Drei-Streifen-Firma zehn Prozent der Anteile der Kapitalgesellschaft. Ein Deal, der die Bayern gleich in mehrfacher Hinsicht stolz macht. adidas "bezahlt" mit eigenen Aktien - ohne Risiko für den FC Bayern: "Wir sichern mögliche Kursverluste ab. Dadurch wird sichergestellt, dass die 150 Millionen Mark von adidas auch tatsächlich fließen", sagt Prof. Scherer.

Zum Spielball von Börsianern werden die Bayern nicht, versichert der derzeitige Bayern-Vizepräsident Finanzen, der nach der Umwandlung in den AG-Aufsichtsrat rücken soll. Probleme könnte es laut Scherer nur dann geben, "wenn wir nicht die komplette Summe absichern können. Aber davon gehe ich nicht aus. Wir können uns die Summe von adidas garantieren lassen. Und das wird adidas auch tun." Zudem kann die Summe durch so genannte Optionsgeschäfte abgesichert werden. Auch Hoeneß sagt: "Der FC Bayern hat kein Risiko. Wir werden die 150 Millionen Mark auf jeden Fall erzielen."

Das Geld, das der FC Bayern im kommenden Sommer von adidas bekommen wird, soll komplett in den Bau des neuen Stadions fließen: Das wird aber erst 2003 oder 2004 der Fall sein. Davor wird das Geld nicht angetastet. "Wir kaufen dafür keine neuen Spieler", verspricht Scherer: "Wir investieren in Steine und nicht in Beine." Der Gang an die Börse ist vorerst nicht geplant, ausgeschlossen aber auch nicht. "Ob der FC Bayern eine AG oder ein e.V. ist, ist egal. Es kommt auf die handelnden Personen an. Und die werden sich nicht ändern", sagt Hoeneß und verspricht: "Wir verlieren nicht die Bodenhaftung."

Das zeigt sich schon daran, dass die Bayern auch ein wenig patriotisch denken: Der reichste deutsche Verein hat sich bei seinem Bestreben, Geld vor allem für den Stadionbau aufzutreiben, für den Wirtschaftsstandort Bayern entschieden und dabei womöglich auf noch ein paar Millionen mehr verzichtet. "Nike hat sich bemüht, unsere Sponsoringrechte zu erwerben", sagt Hoeneß: "Wir haben sehr gute und faire Gespräche geführt. Und Nike hätte viel Geld bezahlt. Aber wir haben uns für den Standort Bayern und adidas entschieden. Denn so werden auch Arbeitsplätze gesichert."

Gesichert ist so aber auch weiter die Eigenständigkeit des FC Bayern. Denn den Klub- oder AG-Bossen reinreden, das will (und wohl auch darf) der auserwählte Anteilseigner in Zukunft nicht.

(RPO Archiv)
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