Absturz eines Traditionsvereins 1860 München muss in die Amateurliga

München · Das Kapitel Profifußball ist beim Zweitliga-Absteiger 1860 München vorerst beendet. Der jordanische Investor Hasan Ismaik überwies die vom DFB geforderte Millionenzahlung zur finanziellen Rettung nicht rechtzeitig, der Neuanfang in der 3. Liga ist deshalb nicht möglich.

Reaktionen zum Absturz von 1860
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Foto: dpa, geb jhe

Rainer Koch hat vor ein paar Wochen mit Hasan Ismaik zusammengesessen. Der Vize-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, zugleich Präsident des Bayerischen Fußballverbands, empfand es als seine Funktionärspflicht, dem Jordanier zur erklären, was er für einen Spielraum als Investor beim TSV 1860 München hat. Nämlich einen begrenzten, das schreiben die Statuten des DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL) vor.

Ismaik zeigte sich wenig einsichtig. Schließlich war er es doch, der 2011 mit seinem Engagement den Traditionsverein aus Giesing vor dem Gang in die Regionalliga bewahrte. 18 Millionen zahlte er damals für 60 Prozent der Aktien des Klubs. Seither hat der Milliardär weitere Millionen eingesetzt. Gestern hat er den Geldhahn aber zugedreht und somit den Absturz in den Amateurbereich besiegelt, vermutlich werden sie in der viertklassigen Regionalliga Bayern starten. Dafür bewirbt sich nun der SC Paderborn um den Platz in der Dritten Liga.

Bis 15.30 Uhr hätte Ismaik eine Bürgschaft von zehn bis elf Millionen Euro hinterlegen müssen. Das tat er nicht. Dafür meldete er sich mit einer Stellungnahme um 15:31 Uhr. "Das Engagement von Hasan Ismaik für den TSV 1860 war über die letzten Jahre hinweg unerschütterlich. Leider ist es Herrn Ismaik derzeit jedoch nicht möglich, den erheblichen Betrag, der für die 3. Liga benötigt wird, bereitzustellen, da die e.V. sich weigert, notwendige Änderungen vorzunehmen, um die vielen Themen, mit denen der Verein konfrontiert ist, zu lösen", heißt es in der Erklärung. Klub-Vizepräsident Heinz Schmidt erklärte, dass der Verein ebenfalls "bis zur letzten Sekunde" versucht habe, eine rechtlich wasserdichte Lösung mitzutragen. "Wir selbst hatten keine Lösung für die elf Millionen", sagte Schmidt. Der Verein habe erst um 15:33 Uhr erfahren, dass es kein weiteres Geld geben werde. Persönlich miteinander geredet wurde nicht.

Die Vereinsvertreter empfanden die Forderungen als Erpressung. Der 40-Jährige hatte verlangt: Der e.V. sollte in Teilen das Weisungsrecht gegenüber der ausgegliederten Profiabteilung (einer KGaA) abgeben. Das widerspricht den Regularien. Ismaik sah "keinerlei Kontroverse über unsere Wünsche, geschweige denn einen Erpressungsversuch". Auch die DFL habe "die meisten unserer Vorschläge" für die Änderung der gesellschaftsrechtlichen Struktur genehmigt. Diese Sichtweise hat Ismaik exklusiv - die DFL widersprach.

Das ist 1860-Investor Hasan Ismaik
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Die schlechte Nachricht für 1860 München: Hasan Ismaik hat noch immer nicht die Nase voll von den Löwen. Er werde sich nicht seiner Verantwortung entziehen und wolle für "die wunderbaren Fans und diesen wunderbaren Verein" alles geben. Formal verbietet die 50+1-Regel des DFL, dass Investoren über den Stammverein hinweg Entscheidungen treffen können. Und rein juristisch sicherte sich Ismaik bei seinem Einstieg auch nur 49 Prozent der stimmberechtigen Anteile der KGaA. Doch praktisch hat er das Sagen. Ismaik arbeitete sich nach eigener Aussage von Null in die Liga der Superreichen vor. Das Magazin "Forbes" kürte ihn 2014 zum ersten jordanischen Milliardär. Seine Firma HAMG hat ihren Sitz in den Etihad Towers von Abu Dhabi.

Ismaik träumte vom Aufstieg mit den Löwen. Er wollte sich mit den Großen der Branche messen, den FC Bayern München schnell hinter sich lassen. Herausgekommen ist ein Trümmerhaufen. 14 Trainer hat er in seiner Ägide verschlissen.

Der TSV 1860 sollte Mahnung für viele größenwahnsinnige Vereinsmeier sein, die beim Geruch von ein paar Euro bereit sind, die eigene Tradition zu beerdigen.

(gic)
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