Chaos-Tage bei den Löwen Ismaik: "Würde Anteile für vier Milliarden nicht verkaufen"

München · Wieder Chaos bei 1860 München: Investor Hasan Ismaik lässt Trainer Kosta Runjaic rauswerfen – gegen den Willen von Sportchef Thomas Eichin, der als Geschäftsführer abberufen wird.

Das ist 1860-Investor Hasan Ismaik
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Foto: dpa, geb nic hak

Wieder Chaos bei 1860 München: Investor Hasan Ismaik lässt Trainer Kosta Runjaic rauswerfen — gegen den Willen von Sportchef Thomas Eichin, der als Geschäftsführer abberufen wird.

Erst machte Hasan Ismaik mit der Entlassung von Trainer Kosta Runjaic bei 1860 München tabula rasa, dann trat der Investor an der Grünwalder Straße als Hauptdarsteller eines denkwürdigen Komödienstadels auf: Mit dem Rauswurf von Runjaic nach nur 144 Tagen und der Abberufung von Thomas Eichin als Geschäftsführer hat sich der Jordanier erneut als gnadenloser Alleinherrscher bei den Sechzigern gezeigt.

Die Trennung vom Trainer beschloss Ismaik in seiner Funktion als Aufsichtsratschef über den Kopf von Eichin hinweg - und zwar bereits vor dem 1:1 (1:1) am Montagabend gegen den 1. FC Kaiserslautern. Dabei fand die eigentlich entscheidende Aufsichtsratssitzung erst nach dem Spiel statt. Eichin wurde in seiner Funktion als Geschäftsführer folgerichtig, allerdings nur vorübergehend, durch Anthony Power ersetzt, der sich auf einer kuriosen Pressekonferenz am Dienstagnachmittag spontan als Finanzexperte vorstellte.

"Die Leistung von Thomas Eichin war nicht auf dem Niveau, wie wir es erwartet haben", sagte Ismaik kühl, "wir haben am meisten investiert, es kommt aber fast nichts heraus." Eichin müsse nun endlich "seine Aufgabe erfüllen". Runjaic, den Löwen-Idol Daniel Bierofka interimsmäßig ersetzen wird, habe nicht für die erhoffte Wende sorgen können, sekundierte Präsident Peter Cassalette. Ob Eichin, der sich am Dienstag nicht äußern wollte, oder ein anderer Verantwortlicher einen neuen Trainer suchen soll, konnten die Bosse nicht erklären.

Ismaik verstieg sich stattdessen in wilde Verschwörungstheorien. "Es arbeiten Personen gegen den Verein und die haben ein großes Interesse, meine Anteile am Verein für einen Spottpreis zu kaufen", sagte er. Diese stünden aber nicht zum Verkauf. Nicht für die ihm gebotenen 40 Millionen Euro, "und auch nicht für vier Milliarden". Denn: "Der TSV ist mir ans Herz gewachsen. Ich bin jetzt Fan - und dafür gibt es keinen Preis. Ich werde so lang bleiben, bis ich 1860 da sehe, wo er hingehört, unter den besten Vereinen Deutschlands."

Wohl aber für Misserfolg, und den bezahlten Runjaic und Eichin. Zwölf Punkte nach 13 Spielen und Platz 14 sind zu wenig. Ismaik verfolgte den letzten Auftritt des da quasi schon geschassten Runjaic gegen den FCK im Löwen-Trikot auf der Tribüne der Allianz Arena, zu Spielbeginn fiel eine tote Taube vom Himmel. In der Nacht auf Dienstag sickerte durch, dass Runjaic (45) als elfter Trainer seit dem Einstieg von Ismaik beim deutschen Meister von 1966 im Mai 2011 gehen musste.

Bierofka hatte 1860 in der vergangenen Saison vor dem Abstieg gerettet, damals wegen fehlender Fußballlehrerlizenz mit einer Ausnahmegenehmigung. Inzwischen hat der 37-Jährige immerhin die A-Lizenz. "Ich habe mir die Situation nicht ausgesucht, aber ich habe immer gesagt, dass ich dem Verein helfen will", sagte Bierofka. Dessen Nachfolger müsse jemand sein, "der 1860 versteht, den Verein, die Mannschaft und die Fans", sagte Ismaik. So wie er.

(seeg/sid)
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