Ausschreitungen beim Afrika-Cup "Es ist wie eine Kriegszone"

Malabo · Ein Hubschrauber donnert nur wenige Meter über den Zuschauern, Fans bringen sich panisch vor herunterprasselnden Steinen in Sicherheit, Blut klebt an der Werbebande. Die hässlichen Szenen beim Halbfinale des Afrika-Cups zwischen Gastgeber Äquatorialguinea und Ghana (0:3) in Malabo schockieren den Kontinent und befeuern nach den zweiten Ausschreitungen beim Turnier die Sicherheitsdebatte.

Afrika-Cup 2015: Ausschreitungen in Äquatorial-Guinea sorgen für schockierende Bilder
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Hubschrauber treibt Fans zurück

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"Wir haben Glück gehabt, dass niemand gestorben ist", sagt Ghanas Fußball- Verbandspräsident Kwesi Nyantakyi der BBC und fordert deutliche Konsequenzen für den Gastgeber. "Es ist schade, dass diese dunkle Wolke unseren Erfolg überschattet, die afrikanische Konföderation (CAF) muss entschieden handeln. Diese Art von Verhalten ist nicht zu akzeptieren."

Sein Verband GFA beschreibt die Zustände via Twitter noch plastischer als "barbarische Akte von Vandalismus" und "grundlose Gewaltattacken". Als sie von Heimfans mit Flaschen, Steinen und anderen Geschossen beworfen werden, flüchten Ghanas Anhänger am Donnerstagabend auf die Laufbahn des Stadions, der Schiedsrichter unterbricht die Partie kurz vor Ende für 35 Minuten. Ein Hubschrauber vertreibt die verbliebenen Zuschauer von den Tribünen. "Verguenza" - "Schande" wiederholt der Stadionsprecher über die Lautsprecher immer wieder. "Denkt an das Land, die Beschämung." Vergeblich. "Es ist wie eine Kriegszone", fasst der GFA zusammen.

Mehrere Zuschauer werden verletzt, der Imageschaden für das von den Afrikanern so innig geliebte Kontinentalturnier ist weit über die Grenzen hinaus immens. "Das Sportliche ist natürlich in den Hintergrund gerückt und solche Meldungen sind eine Katastrophe rund um den Sport", erklärte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl am Freitag. Nach Angaben des Bundesliga-Clubs ist sein ghanaischer Spieler Abdul Rahman Baba bei den Krawallen unversehrt geblieben.

Nachmittags tagten nach Angaben eines Sprechers das Organisations- und Exekutivkomitee des Kontinentalverbands CAF, berieten vor dem Finale zwischen Ghana und Elfenbeinküste am Sonntag über Folgen. Das Spiel um Platz drei zwischen Äquatorialguinea und Kongo sollte zunächst trotzdem wie geplant stattfinden.

Fragen über den Sinn der kurzfristigen Verlegung des Afrika-Cups in den diktatorisch geführten Kleinstaat bleiben dennoch. Konnte der Co-Gastgeber von 2012 in nur zwei Monaten, nachdem Marokko auf die Ausrichtung wegen Bedenkens aufgrund der Ebola-Epidemie verzichtet hatte, ein ausreichendes Sicherheitskonzept erarbeiten? Bereits als sich Tunesien im Viertelfinale gegen den Gastgeber vom Schiedsrichter betrogen fühlte, kam es zu Jagdszenen auf dem Platz. "Schon während des ganzen Turniers hat das Verhalten der Heimfans für Sicherheitssorgen gesorgt", schreibt die ghanaische Zeitung "Graphic".

Schiedsrichter muss nach Fehlpfiff geschützt werden
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Schiedsrichter muss nach Fehlpfiff geschützt werden

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Foto: afp, rt/tlr

Auch Spieler und Trainer äußerten sich betroffen. "Ich habe noch nie so etwas mitmachen müssen. Ich entschuldige mich im Namen meines Teams vor dem afrikanischen Verband CAF und der Welt. Es war eine seltsame Erfahrung", sagte Äquatorialguineas Kapitän Emilio Nsue dem Magazin "The African Report".

Ghanas Kapitän André Ayew zeigte sich bei Canal Plus "sehr enttäuscht, verbittert und nicht zufrieden." Die ghanaische Regierung habe Fans extra einfliegen lassen, berichtete der Stürmer von Olympique Marseille. Mehrere von den Unterstützern berichteten in Medien, dass ihnen die Lust am Finale trotz der Chance auf den ersten Titel seit 1982 nun gründlich vergangen ist.

(dpa)
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