Zhang kostet über 20 Millionen Der Gipfel des Transfer-Irrsinns

Düsseldorf · Kennen Sie Chengdong Zhang? Nein? Nicht weiter schlimm, dieses Schicksal teilen Sie wahrscheinlich mit Millionen anderer Fußball-Fans. Der Chinese ist fast so teuer wie Mario Götze, wechselte für knapp 20,5 Millionen Euro innerhalb Chinas den Klub. Er profitiert vom Kaufrausch – und der Ausländerregel.

 Chengdong Zhang im Trikot von Eintracht Braunschweig.

Chengdong Zhang im Trikot von Eintracht Braunschweig.

Foto: dpa, Peter Steffen

Kennen Sie Chengdong Zhang? Nein? Nicht weiter schlimm, dieses Schicksal teilen Sie wahrscheinlich mit Millionen anderer Fußball-Fans. Der Chinese ist fast so teuer wie Mario Götze, wechselte für knapp 20,5 Millionen Euro innerhalb Chinas den Klub. Er profitiert vom Kaufrausch — und der Ausländerregel.

Chengdong Zhang ist kein Supertalent. Er wird nie ein neuer Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo werden. Das steht fest. Das Internetportal www.transfermarkt.de beziffert seinen Marktwert mit 475.000 Euro. Und dennoch sicherte sich sein neuer Klub Hebei China Fortune die Dienste des 27 Jahre alten Rechtsaußen, der auch rechter Verteidiger und Mittelstürmer spielen kann, für eine Ablöse jenseits von 20 Millionen Euro. Zhang kommt vom chinesischen Klub Beijing Guoan und zeigt eine weitere Facette des chinesischen Transfer-Wahnsinns.

Denn nicht nur die ausländischen Stars, oft Spieler, die in Europa oder Südamerika längst ihren Leistungszenit überschritten haben, profitieren davon, dass milliardenschwere Unternehmen aus dem Reich der Mitte massiv in den Fußball investieren. Aufgrund der Ausländerbeschränkung in der chinesischen Liga — Klubs dürfen lediglich drei nicht-asiatische Spieler einsetzen — suchen die Vereine händeringend nach asiatischen Spielern. Das Ergebnis sind verrückte Transfers wie der von Zhang.

Zhang spielte auch schon außerhalb Chinas, drei portugiesische, ein spanischer und sogar ein deutscher Klub finden sich in seiner Vita. In der Saison 2012/13 versuchte sich der 1,86 Meter große Profi beim Zweitligisten Eintracht Braunschweig. Zwölf Einsätze, 483 Minuten, kein Tor und keine Vorlage später war das Abenteuer für Zhang bei den Niedersachsen wieder beendet, nachhaltigen Eindruck hinterließ er in Deutschland nicht. Bei Beijing Guoan schoss er in 79 Spielen immerhin ein Tor und bereitete 16 Treffer vor. Ob das seine horrende Ablöse rechtfertigt, ist eher fragwürdig. Jetzt spielt er im Angriff gemeinsam mit den alternden Stars Ezequiel Lavezzi und Gervinho aus Argentinien und der Elfenbeinküste.

Zhang ist nicht der einzige Asiate, der zuletzt weit über seinem eigentlichen Marktwert innerhalb Chinas transferiert wurde. Neben Zhang, der 23 Mal für die chinesische Nationalmannschaft auflief, tauchen auch noch seine Landsleute Yangyang Jin (10,8 Millionen Euro), Jinhao Bi (10 Millionen), Lu Zhang (9,8 Millionen), Ke Sun (9,2 Millionen), Shilin Sun (9,2 Millionen) und der Koreaner Kyung-Won Kwon (10,5) auf der Liste der teuersten 30 Zugänge des Jahres in der chinesischen Liga auf.

Diese Spieler stehen zwar im Schatten der teuren internationalen Stars wie Carlos Tevez, Oscar, Hulk, Jackson Martinez oder Axel Witsel, doch im Sog des Transfer-Irrsinns werden die halbwegs talentierten Spieler Asiens ebenfalls auf dem chinesischen Markt überbewertet. Nicht auszudenken was passiert, sollte der chinesiche Fußball wirklich einmal ein auch an europäischen Maßstäben gemessenes Talent entdecken. Der internationale Transferrekord von Paul Pogba, der im Sommer für 105 Millionen Euro von Juventus Turin zu Manchester United wechselte, dürfte spätestens dann mit Chinas Millionen pulverisiert werden.

(can)
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