"Er musste gemaßregelt werden" Schweizer Klub-Boss erklärt seine Prügel-Attacke

Lugano · Präsident verprügelt TV-Experte: Ein Eklat beschäftigt die Schweiz. Der ehemalige Bundesliga- und Nationaltrainer Rolf Fringer wusste nicht, wie ihm geschah.

 Christian Constantin verlässt in Begleitung von Polizisten den Innenraum des Stadions.

Christian Constantin verlässt in Begleitung von Polizisten den Innenraum des Stadions.

Foto: ap, LEM

Rolf Fringer taumelte. Der frühere Trainer des VfB Stuttgart versuchte noch zu flüchten - vergeblich. "Ich bin dabei über die Kamera gestolpert", sagte der 60-Jährige. Dem wild gewordenen Christian Constantin konnte er nicht entkommen. Wieder schlug eine Watschn ein.

Es sind irrwitzige Szenen, die sich nach einer Partie in der Schweizer Super League abspielten. Klub-Präsident Constantin ging nach dem 2:1-Sieg seines FC Sion beim FC Lugano am Donnerstagabend völlig unvermittelt auf den TV-Experten Fringer los. Dessen kritische Worte hatten "CC" offensichtlich so gar nicht gepasst. Der vorläufige Tiefpunkt einer Dauerfehde.

"Ich drehte mich um und hatte schon den ersten Schlag mitten im Gesicht", sagte Fringer der Zeitung Blick: "Es folgten einige weitere Schläge." Nun wird es wohl ein juristisches Scharmützel par excellence geben. Fringer, der 1995/96 den VfB coachte und danach Nationaltrainer der Eidgenossen wurde, denkt über eine Strafanzeige wegen Körperverletzung nach: "Aber ich muss jetzt erst einmal diesen Schock verdauen und dann entscheiden, was ich unternehme."

Auch Constantin kündigte via Nachrichtenagentur ATS den Gang vors Gericht an. "Ich habe eine Strafanzeige wegen Rufschädigung und Verleumdung eingereicht", sagte der 60-Jährige: "Ich fühle mich von den Aussagen Fringers auf Teleclub seit Monaten in den Dreck gezogen."

Wie ein Kind auf dem Pausenplatz

Von Reue war bei Constantin auch am Tag nach dem Eklat keine Spur. "Ich habe ihm fünf oder sechs Ohrfeigen verpasst und einen Tritt in den Hintern", sagte er am Freitag dem "Blick": "Er war in Bezug auf seine Aussagen mir gegenüber nicht einsichtig. Also musste er gemaßregelt werden. Wie ein Kind auf dem Pausenplatz." Schon am Donnerstag hatte er gesagt, dass sich der "Tritt in den Arsch" gut angefühlt habe. Insgesamt habe Fringer aber keinen Kratzer abbekommen und 30 Sekunden später wieder Interviews gegeben.

Constantin ist einer der reichsten Männer der Schweiz und polarisiert seit jeher. Gerne legt er sich mit den Mächtigen der Verbände an. "Bei mir wäre Platini Assistent des Chauffeurs", sagte er einst in einem FAZ-Interview über den früheren UEFA-Boss Michel Platini. "Als Geschäftsmann gilt er als seriöser und zuverlässiger Partner, der Fußball aber ist sein Überdruckventil", schrieb die Neue Zürcher Zeitung am Freitag.

Wie auch weitere Medien forderte die Zeitung einen Ausschluss des "Wiederholungstäters". Liga-Boss Claudius Schäfer kündigte ein Verfahren an: "Physische Gewalt ist aufs Schärfste zu verurteilen. Physische Gewalt können wir nicht tolerieren."

Folgen hatte Constantins Ausraster für das Bewerbungskomitee der Stadt Sion für die Olympischen Winterspiele 2026. Am Freitag trat der Fußball-Funktionär als Vizepräsident zurück. Die Fringer-Watschn könnten Constantin teuer zu stehen kommen.

(sid)
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