42 Millionen Euro für Martinez China rüstet auf

Düsseldorf · Jackson Martinez reckt den Daumen nach oben, posiert in seinem neuen Trikot, hält artig den Fan-Schal seines neuen Klubs in die Luft. Völlig normale Bilder, wenn ein Fußballer den Verein wechselt. Aber der Transfer von Martinez ist alles andere als normal.

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Foto: AP/Andre Penner

Den Kolumbianer, 29 Jahre alt, Stürmer, zieht es von Atletico Madrid nach China. Guangzhou Evergrande zahlt für Martinez stolze 42 Millionen Euro — Transferrekord im Reich der Mitte. "Der Moment ist gekommen, um eine neue Phase in meiner Karriere zu beginnen", sagte Martinez. Guangzhou bezeichnete Martinez als "Schlüssel" auf dem Weg zu neuen Erfolgen, ein Klub-Manager sagte, die hohe Ablöse und das sicher fürstliche Gehalt "stelle kein Problem" dar.

Gehälter sind Klubs egal

Der Transfermarkt in China boomt, die Klubs werfen mit Geld förmlich um sich und zahlen ihrem kickenden Personal unanständige Gehälter. Die Vereine der "Chinese Super League" haben im Winter bisher rund 204 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, vier der fünf teuersten Transfers gingen nach China, nur die Klubs der Premier League gaben weltweit mehr aus (255 Millionen). Allerdings ist in China das Transferfenster noch bis zum 26. Februar geöffnet. Angeblich will Jiangsu Suning auch noch einmal zuschlagen und Yaya Toure (Manchester City) mit einem Jahressalär von 40 Millionen Euro — netto natürlich — locken.

Neben Martinez wechselten in diesem Winter zudem Ramires (32 Millionen Euro von Tottenham Hotspur zu Jiangsu Suning), Gervinho (18/AS Rom - Hebei Fortune), Fredy Guarin (13/Inter Mailand - SH Shenhua) oder Renato Augusto (8/Corinthians - BJ Guoan). Zu den 5,5 Millionen Euro jährlich habe er "nicht nein sagen" können, begründete der frühere Leverkusener Augusto sein Ja zu China — und die Absage an Schalke 04.

Hinter dem Aufschwung steckt ein Staatsplan. Staatspräsident Xi Jinping höchstselbst will aus China eine Fußball-Nation machen. Xi, seit März 2013 im Amt, gilt als fußballverrückt. 2011, damals noch Vizepräsident, formulierte er seine "drei größten Wünsche":

  1. China möge sich nach 2002 endlich mal wieder für eine WM qualifizieren.
  2. Es möge die WM veranstalten.
  3. China möge doch bitte Weltmeister werden.

Chinas reiche Unternehmer folgten dem Aufruf ihres Staatschefs und arbeiten seitdem kräftig am Aufbau des Fußballs mit. "Es gibt einen neuen Grund für chinesische Milliardäre in den Fußball in China zu investieren — politisches Kapital für unsichere Zeiten aufzubauen", sagte der Autor Rowan Simons, Experte für den chinesischen Fußball. Nun tummelt sich Chinas Geld-Aristokratie im Fußball, um Xi zu gefallen. Und sie geben Unsummen für neue Spieler aus.

Guangzhou als Triebfeder

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Foto: dpa/Michel Euler

Der Weltverband Fifa spricht in seinem jüngsten Report von einem "power-shift" auf dem internationalen Transfermarkt und sieht "eine neue Weltordnung" heraufziehen. Triebfeder hinter dem Boom ist Martinez' neuer Klub Guangzhou Evergrande, der 2013 und 2015 Asiens Champions League gewann und von Weltmeister-Coach Luiz Felipe Scolari trainiert wird.

Der Verein aus dem Südosten Chinas unterhält die größte Fußballschule der Welt (3000 Schüler), an der 24 Trainer von Real Madrid arbeiten. Schließlich sollen die internationalen Stars nur der Anfang sein — über allem steht Xis Wunsch, eigene Spieler zu fördern.

Doch obwohl selbst der große Vorsitzende Mao Zedong laut offizieller Biografie ein "herausragender" Torwart gewesen sei, bleiben Restzweifel, ob der Aufstieg zur Fußball-Großmacht gelingt. Lu Peng, ein chinesischer Maler und Fußball-Fan, wird von der Süddeutschen Zeitung zitiert, es sei "einfacher, einen Menschen zum Mond zu schicken als Chinas Fußball in die Weltspitze".

(seeg/sid)
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