"Ganz Europa lacht darüber" Schiedsrichter tritt Spieler, zeigt Rot und wird gesperrt

Nantes · Aufregung in Frankreich: Schiedsrichter Tony Chapron sorgte in der Ligue 1 mit einer kuriosen Szene in der Nachspielzeit für einen Eklat - und bekam prompt die Konsequenzen zu spüren.

 Schiedsrichter Tony Chapron hatte einen Blackout.

Schiedsrichter Tony Chapron hatte einen Blackout.

Foto: rtr, apt

Tony Chapron fiel zu Boden, rollte sich - und dann passierte das Unfassbare: Der Schiedsrichter trat beim 1:0-Sieg in der französischen Ligue 1 von Paris St. Germain am Sonntag noch auf dem Rasen liegend gegen Nantes-Spieler Diego Carlos nach. Aber nicht genug. Chapron zeigte dem verdutzten Brasilianer zudem wegen unsportlichen Verhaltens die Gelb-Rote Karte (90.+1). Ein teurer Aussetzer für den 45-Jährigen, über den sich prompt im Internet lustig gemacht wurde. Am Montag wurde der Schiri bis auf Weiteres suspendiert.

Ausgangspunkt für die skurrile Szene war ein unabsichtlicher Zusammenprall einige Meter vor dem Strafraum vom FC Nantes. Die Laufwege von Diego Carlos und des Unparteiischen hatten sich - versehentlich - gekreuzt. Chapron, seit 14 Jahren als angesehener Schiedsrichter in der Ligue 1 unterwegs, war jedoch anderer Meinung.

Nantes-Präsident Waldemar Kita stellte ihn nach der Partie zur Rede, dieser betonte jedoch beharrlich, dass er den Spieler nicht treten wollte, aber "einen Stoß im Rücken gespürt" habe.

"Das ist ein Witz. Ich habe über 20 Nachrichten aus ganz Europa bekommen und alle sagen, dass der Schiedsrichter ein Witz ist", sagte Kita im französischen Fernsehen: "Was soll ich sagen? Wenn ich zu viel sage, werde ich vor eine Ethikkommission gestellt. Wir haben kein Recht, irgendwas zu sagen."

Nantes' Mittelfeldspieler Valentin Rongier, der die Szene auf dem Feld gut im Blick hatte, forderte bereits nach Abpfiff eine längere Sperre für den Schiedsrichter. "Er sagte, er ist ausgerutscht, aber ich weiß, dass er ihn getreten hat", sagte er bei Canalplus: "Ich weiß, es ist sehr schwer, Schiedsrichter zu sein, aber von Zeit zu Zeit muss man sie infrage stellen. Wenn wir das getan hätten, hätten wir eine Zehn-Spiele-Sperre bekommen."

Der französische Fußball-Verband FFF reagierte schnell. Am Montag suspendierte die FFF Chapron mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres. Eigentlich hätte er das Spiel am Mittwoch zwischen SCO Angers und ES Troyes AC leiten sollen. Zudem muss er sich vor der Disziplinarkommission der Liga verantworten. Am Abend erklärte die Disziplinarkommission, dass die zweite Gelbe Karte für Costa zurückgenommen und der Spieler damit nicht gesperrt werde.

Chapron entschuldigte sich daraufhin, seine Reaktion sei "ungeschickt" und "unangemessen" gewesen: "Bei der Kollision habe ich einen starken Schmerz in meinem Rücken gespürt, an dem ich kürzlich verletzt war. Meine unglückliche Reaktion war, mein Bein dem Spieler entgegenzustrecken", sagte er in einem Statement an die französische Nachrichtenagentur AFP.

Was bleibt ist die Häme im Netz. Chaprons Wikipedia-Eintrag wurde sofort um den Skandal ergänzt. Auch bei Twitter war die Szene Top-Thema. Ein User äußerte sich: "22 Professionelle und ein Amateur." Ein anderer schrieb: "Und der neue WWE-Champion ist Tony Chapron".

Sportlich entschied übrigens Angel Di Maria mit seinem Tor in der 12. Minute für PSG, das ohne Superstar Neymar antrat, die Partie. Weltmeister Julian Draxler und Torwart Kevin Trapp kamen nicht zum Einsatz.

(can)
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