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Justiz verfolgt die Täter Lüttich distanziert sich spät von Skandal-Banner

Das geschmacklose Enthauptungsplakats im belgischen Fußball hat ein juristische Nachspiel: Die verantwortlichen Anhänger von Standard Lüttich, die am Sonntag im Duell gegen Rekordmeister RSC Anderlecht (2:0) einen Henker mit dem abgetrennten Kopf des zum Erzrivalen gewechselten Nationalspielers Steven Defour gezeigt haben, müssen mit Stadionverboten und hohen Geldstrafen rechnen. Das teilte das belgische Innenministerium am Montag mit.

Ultras von Standard Lüttich sorgen mit Banner für Skandal
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Lüttich-Fans sorgen mit Enthauptungsplakat für Entsetzen

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"Das Gesetz ist glasklar: Es sieht schwere Strafen für diese Art von Taten vor, die Hersteller des Banners können mit Geldstrafen von 250 bis 5000 Euro belegt werden und ein Stadionverbot von drei Monaten bis zu fünf Jahren erhalten", sagte Sprecherin Ann Cossement der Zeitung Sudpresse. Laut Medien stammte das Banner von einer der zwei Ultra-Vereinigungen Standards, Ultras Inferno 96 oder Publik Hysterik.

Dem Verein, der das etwa 30 mal 15 Meter große Banner mit der Aufschrift "Red or Dead" ("Rot oder tot") nicht nur ins Stadion ließ, sondern via Twitter sogar noch ein Foto verbreitete, hat vorerst wohl keine Konsequenzen zu befürchten. Erst am Montag distanzierte sich der zehnmalige Meister, sprach in einer Erklärung von "zerbrochenem Vertrauen".

"Wir haben deshalb alle Maßnahmen getroffen, die notwendig erscheinen, um die Schuldigen zu bestrafen und so etwas in Zukunft zu verhindern", hieß es in der Erklärung. Die Verantwortlichen würden momentan noch ermittelt. Im Vorfeld des Spiels sei den Verantwortlichen ein anderes Plakat vorgelegt worden, "das nichts damit zu tun hatte, was letztlich am Sonntag ausgerollt wurde". Es werde noch in dieser Woche ein Treffen zwischen der Stadt und der Ultra-Gruppe geben, kündigte der Verein an.

In der belgischen Öffentlichkeit hatte nicht nur das Zeigen der Banderole, sondern auch der Tweet von Standard für heftige Reaktionen gesorgt. "Dieses Banner war geschmacklos und nicht akzeptabel", teilte der belgische Verband am Sonntag via Twitter mit.

Liga-Geschäftsführer Ludwig Sneyers sagte der Zeitung Het Nieuwsblad: "Das darf nie wieder passieren. Das Plakat wurde von Fans gemacht, so etwas dürfen wir nicht durchgehen lassen." Bei Twitter meldeten sich auch zahlreiche Fans zu Wort, die unter anderem anprangerten, das Recht auf freie Meinungsäußerung legitimiere nicht zur Dummheit.

Auch Lüttichs Bürgermeister Willy Demeyer sah sich wegen des großen Medienechos in Belgien zu einer Reaktion gezwungen. "Die Fußballwelt sollte sich nicht über dem Gesetz stehend fühlen", zitierte ihn die belgische Nachrichtenagentur Belga. Eine Strafanzeige wegen Anstiftung zum Mord und Hass behalte er sich vor. "Die Meinungsfreiheit hat Grenzen", sagte Demeyer.

Der 26-jährige Defour kommentierte den Vorfall dagegen nur indirekt. Vielmehr entschuldigte er sich via Instagram für seinen Platzverweis, nachdem er in einer Frustreaktion in der zweiten Hälfte den Ball in die Zuschauerränge geschossen und dafür seine zweite Gelbe Karte im Spiel gesehen hatte: "Ich bitte meine Mitspieler und die Fans von Anderlecht um Verzeihung, obwohl ich meinen Platzverweis nicht verstehen kann." Seinen Kommentar versah er vielsagend mit den Hashtags #fairplay und #wearanderlecht. Der belgische Nationalspieler hatte Standard 2011 nach fünf Jahren in Richtung FC Porto verlassen, von wo er 2014 nach Anderlecht wechselte.

(sid/dpa)
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