Fußballer tritt Eule vom Platz Tod des Maskottchens erzürnt Kolumbien

Düsseldorf (RPO). Erste kolumbianische Liga, Atlético Junior de Barranquilla spielt gegen Deportiva Pereira, das Fernsehen überträgt live. Mit dabei: das Maskottchen der Juniors, eine Eule, Stammgast im Estadio Roberto Meléndez. In der 36. Minute lässt sich das Tier neugierig in Nähe der Eckfahne nieder – und wird prompt vom Ball getroffen. Die Eule bleibt auf dem Rücken liegen, schaut sich benommen um. Es folgt eine Szene, die derzeit das bestimmende Thema in Kolumbien ist: Deportiva-Spieler Luis Moreno bugsiert das Tier mit einem brutalen Tritt in Richtung Seitenlinie.

Fußballer tritt Maskottchen vom Platz - tot
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Düsseldorf (RPO). Erste kolumbianische Liga, Atlético Junior de Barranquilla spielt gegen Deportiva Pereira, das Fernsehen überträgt live. Mit dabei: das Maskottchen der Juniors, eine Eule, Stammgast im Estadio Roberto Meléndez. In der 36. Minute lässt sich das Tier neugierig in Nähe der Eckfahne nieder — und wird prompt vom Ball getroffen. Die Eule bleibt auf dem Rücken liegen, schaut sich benommen um. Es folgt eine Szene, die derzeit das bestimmende Thema in Kolumbien ist: Deportiva-Spieler Luis Moreno bugsiert das Tier mit einem brutalen Tritt in Richtung Seitenlinie.

Dass Gastgeber Junior das Spiel 2:1 gewinnt, gerät zur Nebensache. Alle sorgen sich um das Maskottchen des Vereins aus der Heimatstadt von Popstar Shakira. "La lechuza", Spanisch für Eule, ist für die Junior-Fans, was Geißbock Hennes für den 1. FC Köln bedeutet. Zunächst berichten kolumbianische Medien, die Eule habe lediglich einen Beinbruch erlitten. Dienstagmorgen folgt die traurige Nachricht für Fußball- und Tier-Liebhaber: Die Eule ist tot, verstorben um 2.57 Uhr in der Nacht.

Todesursache sei vermutlich eine zu hohe Milchsäure-Konzentration im Körper gewesen, berichtet ein Arzt aus der Klinik, in die das Tier gebracht worden war. Ein derartiger Schock wird verursacht durch den intensiven Kontakt mit Menschen.

Tritt angeblich nicht die Todesursache

Morenos Tritt dürfte nicht unmittelbar Schuld am Tod der Eule gewesen sein, sagt ein weiterer Tierarzt. Zumal die kolumbianische Zeitung "El Tiempo" eine Video zeigt, in dem ein Spieler von Atlético Junior dem Tier ebenfalls einen Tritt versetzt — seinerzeit ohne Folgen für den Vogel.

Nach der Ankunft in Pereira stellt sich Übeltäter Moreno rund 20 Journalisten, die sich diesmal so gar nicht für die Niederlage seiner Mannschaft interessieren. Dominierendes Thema ist natürlich Morenos Tritt gegen "la lechuza", für den der Verteidiger aus Panama übrigens nicht vom Platz gestellt wurde. Zerknirscht entschuldigt er sich vor den Medienvertretern "beim ganzen Land". Besonders besorgt zeigt sich Moreno, wie er seinen Kindern den Vorfall erklären solle.

In Pereira bewegt der Tod der Eule auch die Anhänger von Morenos Mannschaft. "Für einen Profi ist sein Verhalten einfach unentschuldbar, der Schiedsrichter hätte ihn vom Platz stellen sollten", sagt ein Fan der größten Zeitung Kolumbiens, "El Tiempo".

Morenos Vereinspräsident Franciso Lopez nimmt seinen Spieler derweil in Schutz. Er warte die Entscheidung des Disziplinarausschusses ab. Einen Grund, Vogeltreter Moreno aus dem Team zu werfen, sehe er nicht. Lopez vergleicht die unüberlegte Reaktion mit der eines Mannes, der unter Alkoholeinfluss steht. Auch Moreno nennt die hitzige Stimmung während des Spiels als möglichen Grund für sein Verhalten, das "ich mir nicht erklären kann".

Moreno besucht Zoo

Dennoch zeigt der 29-Jährige Reue. Bereits am Montag, noch vor dem Tod der Eule, hat er ein Raubvogel-Gehege in einen Zoo besucht. "Ich bin gekommen, um mehr über die Tiere zu erfahren", sagt Moreno. "Ich bin sehr traurig über das, was passiert ist." Um seinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, will er künftig einmal im Monat die Tierpfleger bei ihrer Arbeit unterstützen. Dennoch drohen dem Spieler aus Panama neben einer Sperre durch den Profiverband auch strafrechtliche Konsequenzen — eine Geldstrafe und bis zu 45 Tage Haft wegen Tierquälerei in der Öffentlichkeit.

In Barranquilla, der viertgrößten Stadt des Landes, trauern die Junior-Fans weiterhin um ihr Maskottchen. Die Idee, die tote Eule zu präparieren und womöglich im Stadion auszustellen, hat man wieder verworfen. Nach einer Autopsie, die die genaue Todesursache klären soll, ist der Körper des Tieres in einem zu schlechten Zustand.

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