Ronaldo holt Double "CR7" auch König von Europa
Monaco · Erst Weltfußballer, dann Europas Fußballer des Jahres: Cristiano Ronaldo ist endgültig zum Besten gekrönt. Der Weg dahin war aber steinig.
Jahrelang spielte selbst Cristiano Ronaldo nur die zweite Geige. Der mit einem fast unfassbaren Talent gesegnete Portugiese erzielte Tore am Fließband, gewann Titel im Trikot von Real Madrid und verzauberte die Fußball-Fans - aber stets war dieser kleine "Floh" ein Stückchen größer. Der Schritt aus dem Schatten des Argentiniers Lionel Messi gelang erst in den vergangenen Monaten.
Im Januar gewann der 28 Jahre alte Superstar zum zweiten Mal nach fünf langen Jahren die Wahl zum Weltfußballer des Jahres, vor Messi und schon "verdient" wie auch er bereits zuvor angemerkt hatte. Am Donnerstag folgte das "Double" durch die Auszeichnung zu Europas Fußballer des Jahres. Mehr persönliche Ehrung geht nicht.
Die Königlichen von Real Madrid führte "CR7" in der vergangenen Saison fast alleine zu "La Decima", zum zehnten Triumph in der Königsklasse. Ronaldo erzielte 17 Tore. Rekord! Vielleicht für die nächsten Jahrzehnte. Allerdings zu einem hohen Preis.
Immer wieder machte dem Superstar sein Knie zu schaffen oder der Oberschenkel. Richtig fit war er schon zum Saisonende in Spanien nicht. Bei der WM schien er sich nur noch über den Platz zu schleppen. Der Weltfußballer bewegte nichts, vor allem nicht im Auftaktspiel gegen Deutschland (0:4). Eine Pause hätte dem in Funchal auf Madeira geborene Ronaldo wahrscheinlich besser getan. Aber welcher Fußballer schenkt schon eine WM in Brasilien her?
Zum Saisonauftakt in Madrid scheint er zudem wieder fit(ter), im mit Weltmeister Toni Kroos verstärkten Starensemble ist Ronaldo der Fixpunkt. Der, der alles darf. Der, dessen Poster in den Zimmern von Tausenden Jungen und Mädchen die Wände zieren. Und damit nicht überall gut ankommt.
Seine "High-Noon"-Aufstellung vor seinen gefürchteten Freistößen, seine stets durchgestylte Frisur, die erstaunlicherweise jeden Kopfball übersteht - lange galt bei den Fans: Wer ihn nicht liebt, hasst ihn.
Seine Kritiker endgültig verstummen ließ Ronaldo aber bereits im vergangenen November. In den WM-Play-offs führte der Superstar seine Portugiesen im Alleingang mit vier Toren zur Endrunde 2014, er zeigte nebenbei dem Schweden Zlatan Ibrahimovic, wer denn nun wirklich der Beste ist. Danach gab er sich wortkarg.
Viele werten Ronaldos kaum übersehbares Selbstbewusstsein als pure Arroganz, seine Mitspieler sind hingegen dankbar, dass eben Ronaldo alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ausgepfiffen wird bei Auswärtsspielen des spanischen Rekordmeisters meist nur einer. Das scheint ihn nicht zu kratzen: Der Modellathlet hat gelernt, zur rechten Zeit nur Taten sprechen zu lassen.