Fußball-Märchen Bebe — vom Obdachlosen zum Profi

Düsseldorf (RPO). Diese Geschichte ist filmreif. Noch vor einem Jahr lief der Portugiese Tiago Manuel Dias Correira bei der Obdachlosen-WM für sein Land auf, heute steht er im Profikader von Manchester United. Neun Millionen Euro ließ sich der Premier-League-Klub den bisher unbekannten Spieler kosten.

 Für Bebé beginnt in Manchester ein neues Leben.

Für Bebé beginnt in Manchester ein neues Leben.

Foto: AP, AP

Es ist noch nicht lange her, da schlief er unter Zeitungen und neben Mülltonnen auf der Straße. Jetzt trainiert er mit Weltstars wie Wayne Rooney oder Ryan Giggs. Bebé, so wird er von seinen Freunden genannt, ist ein Straßenfußballer mit bewegendem Schicksal.

 Einer der neuen Teamkollegen. Nationalspieler und Weltstar Wayne Rooney.

Einer der neuen Teamkollegen. Nationalspieler und Weltstar Wayne Rooney.

Foto: AP, AP

Mit nur zehn Jahren wurde er von seinen Eltern, Einwanderer von den Kapderven, verlassen. Er lebte auf der Straße, lernte sich durchzukämpfen und bezog ein Zimmer im Waisenhaus "Casa do Gaiato" in Loures, einem Vorort von Lissabon.

Fußball ist seine Leidenschaft und verhalf ihm zu einem besseren Leben. Der Zweitliga-Absteiger Estrela da Amadora bot dem 20-Jährigen einen Arbeitsvertrag an. Mit seinem Monatsgehalt von 1300 Euro unterstützte er Kinder im Waisenhaus oder auf der Straße.

Schließlich erkannte der Erstligist Vitoria Guimaraes das fußballerische Talent des 1,90 Meter-Mannes und verpflichtete ihn für 50.000 Euro. Fünf Tore in sieben Saison-Vorbereitungsspielen reichten aus, um Manchester United auf den Plan zu rufen.

Sir Alex Ferguson, Cheftrainer der "Red Devils", vertraute dem Tipp des portugiesischen Nationaltrainers Carlos Queiroz blind. Nicht ein Spiel hatte er vor Vertragsunterschrift von Bebé gesehen. Weder auf DVD und erst recht nicht live. Neun Millionen Euro Ablösesumme klingen vor diesem Hintergrund wie eine Anlage in eine extrem risikoreiche Aktie. Doch das Vetrauen in Bebés sportliches Talent scheint riesengroß. Technisch stark und unheimlich schnell soll er sein.

Fans, die den Portugiesen auf dem Platz gesehen haben, sprechen sogar schon von einer "Mischung aus Ruud Gullit und Cristiano Ronaldo". Für Experten ist er jedoch ein Unbekannter. "Ich kannte ihn bis zuletzt überhaupt nicht", gestand etwa Antonio Magalhaes, stellvertretender Redaktionsleiter der portugiesischen Sportzeitung "Record".

Für Bebé selbst ist seine Geschichte kaum zu glauben. "Ein Traum ist wahr geworden", sagte er bei seinem ersten Radio-Interview überhaupt. Und Pater Arsenio, Leiter des Waisenhauses in Loures, sagte der "Sport Bild": "Der Wechsel zu Manchester hat ihn erschrocken. Er hat hier zwei Tage lang geweint, wollte eigentlich nicht weg. Er ist von einer Ecke des Heimes zur anderen hin und her gegangen. Für die Kinder und Jugendlichen hier im Heim ist Tiago plötzlich zum Vorbild geworden, aber er selbst ist noch geschockt."

Aus den ehemals 1300 Euro sind inzwischen 65.000 Euro im Monat geworden und sein neues zu Hause ist nun das "Old Trafford"-Stadion. Für fünf Jahre hat das portugiesische Talent beim englischen Traditionsklub aus Manchester unterschrieben. Es wird ganz sicher eine weitere Erfahrung im bewegenden Leben von Tiago Manuel Dias Correira.

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