Mehr als eine Milliarde Euro investiert England sorgt weiter für überhitzten Transfermarkt

Düsseldorf · Die Premier-League-Klubs investieren 1,41 Milliarden Euro in neue Spieler. Deutsche Vereine geben 547 Millionen aus.

Die Top-Transfers der englischen Spitzenklubs
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Foto: afp

13 Stunden wartete Axel Witsel am Mittwoch in einem Hotelzimmer in Turin. Alles war für einen Wechsel von Zenit St. Petersburg zu Juventus vorbereitet. Doch am Ende ging es für den belgischen Nationalspieler zurück nach Russland. Zenit hatte die notwendigen Unterlagen zu spät nach Italien geschickt. Erfolgreicher lief der letzte Tag der Transferperiode in den fünf großen europäischen Ligen für zahlreiche andere Spieler. Vorreiter im Einkaufswahn war erneut die Premier League. Dank hoher TV-Einnahmen brachen die Engländer in diesem Sommer den Transferrekord mit Ausgaben in Höhe von 1,41 Milliarden Euro.

Der FC Chelsea und Tottenham Hotspur schickten sich an, den Rekord am "Deadline Day" nach oben zu schrauben. 35 Millionen Euro soll Tottenham an Absteiger Newcastle United überwiesen haben. Dafür trägt der französische Nationalspieler Moussa Sissoko nun das Trikot der Londoner.

Mehr zahlte nur Chelsea, das David Luiz zurückholte. 37,7 Millionen Euro sollen an Paris St. Germain fließen. Der brasilianische Nationalverteidiger muss für seine Rückkehr sehr dankbar sein, wenn man seiner Aussage nach der Verkündung des Wechsels folgt. "Die beiden Jahre bei Paris waren Zeitverschwendung. In der Ligue 1 anzutreten, ist wie Fifa im Anfängermodus spielen", sagte Luiz.

Mit welcher Maßlosigkeit die Premier-League-Klubs das Geld in den überhitzten Markt pumpen, zeigt auch das Interesse von Manchester City an Kylian Mbappe. Laut "L'Equipe" bot der Klub von Trainer Pep Guardiola dem AS Monaco 40 Millionen Euro für den französischen Linksaußen. Mbappe ist 17 Jahre jung und hat gerade einmal zwölf Spiele in der von David Luiz so hoch geschätzten Ligue 1 absolviert. Mbappes Marktwert wird auf knapp zwei Millionen Euro taxiert.

Die deutschen Vereine buken kleinere Brötchen, stellten aber auch einen Bundesliga-Transferrekord auf. 547 Millionen Euro wurden für neue Akteure ausgegeben. Nicht zuletzt auch wegen der etwa 190 Millionen Euro, die aus England in die Bundesliga flossen und reinvestiert werden konnten.

Thomas Tuchel hebt warnend den Zeigefinger. "Die Summen stehen in keinem Verhältnis mehr zu den Leuten, die ins Stadion kommen, um sich ein Spiel anzusehen. Wenn es nur noch um Geld und Transaktion geht, verlieren wir die Beziehung zu den Menschen", sagt der Dortmunder Trainer. In Deutschland hielten sich die Summen am letzten Transfertag allerdings im nachvollziehbaren Rahmen. Der Hamburger SV zahlte den Höchstpreis von 7,5 Millionen Euro für den brasilianischen Außenverteidiger Douglas Santos.

Während der Einkaufswagen deutscher Klubs nun bis 1. Januar leer bleibt, können Spieler die Vereine aber noch verlassen. Maßgeblich ist das Transferfenster des aufnehmenden Vereins. Große Wechsel sind aber nicht mehr zu erwarten. Auch weil die neureiche Fußballnation China nicht mehr einkaufen darf. In Europa dürfen noch Vereine aus Finnland, Malta, Rumänien, Slowakei, Bulgarien und Tschechien Spieler verpflichten. Als letzte europäische Nation schließt San Marino am 21. September das Fenster.

(erer)
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