AFC Wimbledon gegen MK Dons Fan-Klub gegen "Franchise-Mist"

London · Aus Protest gegen die Umbenennung und Umsiedlung des englischen Kultklubs FC Wimbledon gründeten dessen Fans vor 14 Jahren den AFC Wimbledon. Nach sechs Aufstiegen trifft der neue Verein am Samstag in der dritten Liga auf seinen "Vorgänger".

AFC Wimbledon steigt zum sechsten Mal auf
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Foto: ap

Die Fans des AFC Wimbledon nennen ihren nächsten Gegner nur "Franchise-Mist". Vor dem ersten Liga-Duell des AFC mit den MK Dons am Samstag in Milton Keynes kündigten die rund 2000 mitreisenden Anhänger sogar einen Boykott der Imbissstände im Stadion an. Sie wollen jegliche Unterstützung der verhassten MK Dons vermeiden. "Nicht einen Penny", abgesehen vom Geld für die Eintrittskarten, gönnen sie dem Klub, der einst der von ihnen geliebte FC Wimbledon war.

"Crazy Gang" gewann den FA-Cup

In den 80er Jahren sorgte der FC Wimbledon mit seiner "Crazy Gang" für Furore im englischen Fußball. Die Mannschaft, in der ungewöhnliche Typen wie der heutige Schauspieler Vinnie "die Axt" Jones ("Snatch") und der spätere TV-Moderator Josh Fashanu spielten, gewann 1988 den FA Cup. Die Dons, die nach drei Aufstiegen in vier Jahren erst 1986 ihr Erstliga-Debüt gefeiert hatten, siegten im Finale 1:0 gegen den hochfavorisierten Meister FC Liverpool.

Auf den Tag genau zwölf Jahre später, am 14. Mai 2000, endeten die goldenen Jahre des FC Wimbledon mit dem Abstieg in die Zweite Liga. Für die Anhänger der Dons sollte es aber noch dicker kommen. 2001 verkündete der Klub nach mehrjährigen, aber erfolglosen Planungen für ein neues Stadion, dass er einen Umzug von der Plough Lane ins rund 100 Kilometer entfernte Milton Keynes anvisiere. Trotz Fanprotesten und Bedenken von offizieller Seite gab der englische Fußballverband FA schließlich seine Zustimmung für die Umsiedlung.

Im September 2003 trug der Klub sein erstes Spiel im Stadium MK aus. 2004 wurde er, in Anspielung auf den alten Spitznamen Dons, in Milton Keynes Dons umbenannt und nach eigenem Verständnis offiziell gegründet. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Wimbledon längst einen neuen Fußballverein. Enttäuschte FC-Anhänger hatten im Sommer 2002 den AFC Wimbledon gegründet. Der inoffizielle Nachfolge-Klub, von den Fans als "die Wiederauferstehung" bezeichnet, fing daraufhin in der neunten englischen Liga neu an und sorgte bald für Aufsehen.

Sechs Aufstiege in 13 Jahren

Inzwischen erinnert die Geschichte des jungen AFC Wimbledon ein wenig an die 80er Jahre des Vorgänger-Vereins, nur ohne die "Crazy Gang". In 13 Spielzeiten sind die neuen Dons, die ihre Heimstätte wenige Kilometer vom ehemaligen Stadion entfernt in Kingston upon Thames haben, schon sechsmal aufgestiegen. Einen Meilenstein feierten sie im Oktober, als sie den Erzfeind in der dritthöchsten englischen Spielklasse überholten. Nach 20 Spieltagen ist der AFC Wimbledon Siebter der League-One-Tabelle. Die MK Dons stehen nur auf Platz 19.

Kurioserweise ist das mit Spannung erwartete erste Ligaduell der Kontrahenten schon ihre dritte Begegnung in dieser Saison. Die MK Dons empfingen den AFC Wimbledon bereits im August im nationalen Ligapokal (3:1) und im Oktober in der Football League Trophy (2:3), dem Pokalwettbewerb der dritten und vierten englischen Liga. Ein Ligasieg in Milton Keynes wäre der nächste Höhepunkt in der kurzen, aber beeindruckenden Geschichte des AFC Wimbledon.

Mittlerweile wird auch die Planung für ein neues Stadion konkret. Es soll an der Plough Lane entstehen, ganz in der Nähe der alten Spielstätte der "Crazy Gang". Dass der AFC wie der FC Wimbledon für verrückte Geschichten gut ist, bewies er am vergangenen Wochenende im FA Cup. Beim Sechstligisten Curzon Ashton machte Wimbledon zehn Minuten vor Schluss aus einem 0:3 noch ein 4:3. Stürmer Tom Elliott brachte es danach auf den Punkt: "Dieser Verein steht für Comebacks."

(seeg/dpa)
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