Liverpool blamiert sich bei Hull City Klopp weiß nicht mehr weiter

Die Talfahrt des FC Liverpool unter Jürgen Klopp setzt sich fort. Das erste Mal seit 1954 blieben die Reds in den ersten fünf Ligaspielen des Jahres sieglos. Und es gibt Spekulationen über ein Motivationsproblem.

FC Liverpool und Jürgen Klopp blamieren sich bei Hull City
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Liverpool blamiert sich bei Hull City

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Foto: rtr, mb

Nach der neuerlichen Pleite und vor der verbalen Abrechnung wollte Jürgen Klopp noch ein bisschen runterkommen. Der Teammanager des kriselnden FC Liverpool nahm einen besonders großen Schluck aus der Wasserflasche, bevor er ein gequältes "Aaahhhh" ausstieß.

Erst dann war die Zeit gekommen für Häme und Selbstkritik. "Zurzeit schaffen wir uns unsere eigenen Probleme. Mein Fehler, unsere Fehler... wie auch immer. Es liegt in meiner Verantwortung, es den Spielern zu ermöglichen, mehr zu zeigen", sagte Klopp nach der 0:2 (0:1)-Pleite seiner Reds beim Tabellen-Kellerkind Hull City. Das erste Mal seit 1954 blieb Liverpool damit in den ersten fünf Ligaspielen des Jahres sieglos.

Klopp wirkte zwar relativ aufgeräumt, aber trotzdem spürbar ernüchtert, als er in seiner orangefarbenen-Klubjacke auf dem Podium im Presseraum der Tigers saß. "Wir sind Liverpool, und wir erwarten einfach mehr von uns. Wir müssen aufwachen", forderte der ehemalige Dortmund-Coach, der immer Vollgas spielen lässt. Es klang (noch) nicht wirklich kämpferisch, (noch) nicht zu hundert Prozent nach dem brodelnden Kloppo aus Bundesligazeiten, eher nachdenklich und kontrolliert.

Die Boulevard-Zeitung "The Sun" allerdings schrieb über ein Bild des Trainers: "Ratlos!" Der 49-Jährige selbst weiß längst um den Gegenwind, der angesichts der nackten Zahlen langsam aufkommt. 2017 gewann der 18-malige englische Meister nur eins von zehn Pflichtspielen — und das gegen den Zweitligisten Plymouth Argyle.

Der Kultklub von der Anfield Road hat nach 24 Spieltagen schon 13 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter FC Chelsea (3:1 gegen den FC Arsenal). Noch im November hatte Liverpool den Platz an der Sonne inne, die Fans träumten von der ersten Meisterschaft seit 1990 — und Klopp sollte endgültig zum Heilsbringer aus good old "Djörmennie" avancieren.

Doch stattdessen hat bereits der frühe Doppel-K.o. im FA Cup und im Ligapokal bei den Reds Wunden hinterlassen. Und Klopp unter Druck gesetzt. Auch der angesehene Chefkritiker und Ex-Weltklassestürmer Gary Lineker ätzte schon gegen den Reds-Chef. Er warf Klopp einen Mangel an "Tiefenkenntnis über den englischen Fußball" vor, weil dieser im Pokal seine Stammkräfte geschont hatte.

Klopp selbst nahm sich nach der Niederlage in Hull nach Toren von Alfred N'Diaye (44.) und Baye Omar Niasse (84.) in die Pflicht. "Wir müssen jegliche Kritik akzeptieren. Nach so einem Spiel hat man keine Argumente", sagte der 49-Jährige und konnte die Kritik an der scheinbar fehlenden Einstellung seiner Profis nachvollziehen. "Ich kann verstehen, warum Ihr danach fragt", rief er den Journalisten zu und gestand: "Ich mache mir im Moment auch viele Gedanken."

Motivationsprobleme — und das ausgerechnet unter einem Einpeitscher wie Klopp? Fakt ist, dass kein Team beim Vergleich der Top 6 untereinander eine so gute Bilanz aufweist wie Liverpool und ungeschlagen ist. Allerdings patzten die Reds gegen die Außenseiter aus Burnley, Bournemouth, Swansea und jetzt Hull. "Ich kenne meine Jungs und sehe sie jeden Tag im Training. Aber ich kann diese Defizite die Woche über nicht erkennen", meinte Klopp und forderte: "Wir müssen wieder Konstanz zeigen — umgehend."

Durch den Derby-Sieg gegen Arsenal mit Mesut Özil und Shkodran Mustafi führt Chelsea die Premier League mit 59 Punkten vor Tottenham Hotspur (50) und den Gunners (47) an.

(seeg/sid)
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