Trainerfehde in England Mourinho und Wenger beschießen sich vor Supercup mit Giftpfeilen

München/London · Im englischen Supercup greifen Per Mertesacker und Mesut Özil mit dem FC Arsenal nach dem ersten Titel der Saison, doch eine Trainerfehde überlagert das Duell mit dem FC Chelsea.

Arsene Wenger und Jose Mourinho geraten beim Spitzenspiel aneinander
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Wenger und Mourinho geraten beim Spitzenspiel aneinander

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Foto: afp, mb/JR

Die Weltmeister Per Mertesacker und Mesut Özil lechzen nach der ersten Trophäe der Saison, doch die Schlagzeilen vor dem englischen Supercup-Duell zwischen dem FC Arsenal und dem FC Chelsea bestimmt mal wieder die Dauerfehde zwischen Arsene Wenger und Jose Mourinho. Während Arsenal-Kapitän Mertesacker "titelhungrig" zum Duell des FA-Cup-Siegers mit dem Meister am Sonntag (16 Uhr/Eurosport) nach Wembley fährt, ist der nun seit über zehn Jahren schwelende Streit der Teammanager erneut ausgebrochen. Zuerst gezündelt hat, auch das ist inzwischen fast Usus, natürlich Mourinho.

Der "Special One" teilte in den vergangenen Tagen gegen einige alte Rivalen aus. Er spottete über die Gewichtsprobleme seines früheren Kumpels Rafael Benitez (Real Madrid) und dessen Frau ("wohl verwirrt"), er stänkerte gegen Manchester Citys Manuel Pellegrini ("denkt sogar im Urlaub an mich"), den er beharrlich falsch "Pellegrino" nennt, und, klar, er stichelte gegen Lieblingsfeind Wenger. Man wäre sicher "überrascht", sagte er, wenn man etwas genauer betrachte, wie viel Geld Arsenal in den vergangenen drei, vier Jahren ausgegeben hat - ohne dabei auch nur in die Nähe der englischen Meisterschaft zu kommen: "Holt einfach einen Taschenrechner raus!"

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Foto: afp, Desk

Wenger hätte auf die Fakten verweisen können. Seit der Saison 2012/13 gab er 166 Millionen Pfund (236 Millionen Euro) für Özil und Co. aus, Chelsea dagegen warf 271,6 Millionen Pfund (387) auf den Markt. Aber das tat Wenger nicht; er nahm den Fehdehandschuh auf und konterte: "Wir geben Geld aus, wenn wir denken, dass wir das tun müssen - und hören nicht zu sehr auf das, was die Leute denken oder sagen." Also: Was Mourinho denkt oder sagt. Überrascht wäre man höchstens dann, meinte der Elsässer, wenn man sich anschaue, wie viel eigene Spieler Arsenal im Vergleich zu anderen Klubs entwickelt habe.

Der Streit um diese "homegrown players" ist ein beständiger Teil der Dauerfehde zwischen den Fußball-Lehrern, die im Februar 2005 begann - in Mourinhos erster Saison auf der Insel. Außer John Terry habe Chelsea kein nennenswertes Eigengewächs entwickelt, sagte Wenger damals auf Mourinhos Kritik, bei Arsenal spiele kein Brite mehr in der Startelf. Im Oktober 2005 nannte der Portugiese Wenger einen "kranken Voyeur", der gerne andere Leute beobachte. Wenige Wochen später sagte er: "Wenger ist kaputt, respektlos, er hat den Bezug zur Realität verloren." Erfolg, meinte er, mache dumme Leute noch dümmer.

Nach Mourinhos Rückkehr an die Stamford Bridge im Sommer 2013 ging es nahtlos weiter. Dass sich Wenger über irgendetwas beschwere, sei normal, meinte Mourinho im Januar 2014, "das ist seine Natur". Kurz darauf: Wenger sei "ein Spezialist für Fehlschläge. Wenn ich in Chelsea acht Jahre keinen Pokal gewinnen würde, würde ich gehen und nicht mehr zurückkommen." Im vergangenen Oktober reichte es Wenger: Beim Derby stürmte er nach einem Foul an Alexis Sanchez in Mourinhos Coachingzone und schubste seinen Widersacher. "Ich wollte nur von A nach B. Ehe ich bei B ankam, trat man mir entgegen und zeigte mir, dass ich nicht willkommen bin", sagte er.

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Foto: dpa, Ballesteros

Mourinhos aktuelle Stichelei ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass er die Gunners jetzt wieder ernst nimmt. "Ich denke, dass sie mehr als nur bereit dafür sind, ein Titelkandidat zu sein", sagte er über Arsenal, das sich mit dem langjährigen Chelsea-Torhüter Petr Cech verstärkte. Özil zeigt eine beachtliche Frühform, und Mertesacker meinte: "Der Hunger, den Titel erfolgreich zu verteidigen, ist da." Das Duell werde zeigen, "wie gut wir sind". Und, wer von den Trainern das (vorerst) letzte Wort hat.

(sid)
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