"Füchse" mischen die Liga auf Leicester rockt die Premier League dank eines Kneipenschlägers

Leicester City schreibt derzeit in England ein neues Fußball-Märchen. Am Samstag will der Tabellenführer gegen Rekordmeister Manchester United ein weiteres Kapitel hinzufügen.

 Jamie Vardy hat in den letzten zehn Spielen immer mindestens ein Tor erzielt.

Jamie Vardy hat in den letzten zehn Spielen immer mindestens ein Tor erzielt.

Foto: afp, LP/aa/rb

Leicester City plant den nächsten Coup: Der Überraschungs-Erste der Premier League will am Samstag (18.30 Uhr/Sky) Rekordmeister Manchester United abfertigen. Auch Louis van Gaal, Wayne Rooney und Bastian Schweinsteiger sollen die neue Klasse des eigentlichen Abstiegskandidaten zu spüren kommen.

"Das muss man sich mal vor Augen halten. Da trifft der Erste auf den Zweiten. Und der Zweite sind nicht wir. Das ist schon crazy", sagte Christian Fuchs der Zeitung Die Welt. Der Ex-Schalker gehört mit Abwehrrecke Robert Huth (WM-Teilnehmer 2006) und Shinji Okazaki (von Mainz 05) zum festen Personal des 1884 gegründeten Traditionsklubs.

Im Mittelpunkt steht am Samstag im King Power Stadium aber ein anderer: "Die Kanone" Jamie Vardy. Der ehemalige Straftäter will den Rekord. Vardy hat in den letzten zehn Spielen immer mindestens ein Tor erzielt und damit die Bestmarke des früheren Holland-Star Ruud van Nistelrooy eingestellt. Ein Tor gegen ManU, und "die Kanone" hätte van Nistelrooy abgeschossen. "Rekorde sind da, um gebrochen zu werden. Alles Gute und viel Erfolg, Jamie Vardy", postete von Nistelrooy schon einmal vorsorglich.

Vardy trifft derzeit wie er will und hat den Klub aus der 330.000-Einwohner-Gemeinde im Zentrums Englands an die Spitze geführt. Mit 16 Jahren fiel der Torjäger bei Kneipenschlägereien auf und wurde für sechs Monate zu einer Ausgangssperre bis 18.00 Uhr und zum Tragen einer Fußfessel verurteilt. "Wenn ich den typischen Weg durch die Akademien gegangen wäre, wär' ich wohl nie so weit gekommen. Aber so war mein Weg", sagt Vardy heute nicht ohne Stolz.

Über Halifax und Fleetwood landete er 2012 bei Leicester. 1,25 Millionen Euro zahlte der damalige Zweitligist für Vardy. Heute ist der Stürmer ein Vielfaches davon wert. Laut der Boulevardzeitung "Daily Mirror" hat der FC Chelsea bereits ein Auge auf den Newcomer geworfen und soll angeblich bereit sein, in der Winterpause knapp 30 Millionen Euro auf den Tisch zu legen. Auch Partner Riyad Mahrez (sieben Tore) weckt Begehrlichkeiten.

Bislang galten "The Foxes" im englischen Fußball als graue Maus, waren in der vergangenen Saison schon fast abgestiegen und wurden auch vor dieser Saison wieder als Abstiegskandidat gehandelt. Doch spätestens die Verpflichtung des italienischen Star-Trainers Claudio Ranieri leitete im Sommer die Wende ein. Ranieri, schon für den FC Chelsea, Juventus Turin und Inter Mailand an der Seite tätig, weiß, wie man vor so einem Topspiel den Druck von den Spielern nimmt. "Für uns ist das Match eine weitere Möglichkeit zu verstehen, wie wir uns verbessern können", sagte der 64-Jährige.

In den kommenden Wochen wird sich eh zeigen, was an der neuen Herrlichkeit der "Füchse" dran ist. Noch im Dezember geht es für den Tabellenführer gegen den FC Chelsea, FC Everton, FC Liverpool und Manchester City. Spätestens Ende Dezember weiß man, was der Höhenflug des früheren Klubs von Torwartlegende Gordon Banks und Gary Lineker wert ist. Ranieri weiß es angeblich jetzt schon: "Ich denke, im nächsten Jahr kann Leicester durchstarten und tatsächlich um die Spitze mitspielen."

Lineker kann den Höhenflug des Teams aus dem King-Power-Stadium nicht ganz begreifen. Die englische Sturm-Legende begann seine Karriere bei Leicester und hatte vor Kurzem einen "lächerlichen Traum", schrieb Lineker bei Twitter. "Träumte, dass Leicester an der Spitze der Premier League steht. Und es fühlte sich so echt an."

(sid)
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