ManCity und Barca dominieren wie die Bayern Deutsche Verhältnisse

Düsseldorf · In Spanien und England ziehen der FC Barcelona und Manchester City der Konkurrenz davon. Das weckt Erinnerungen an die deutsche Bundesliga.

Es ist an der Zeit, von einem liebgewonnenen Vorurteil Abschied zu nehmen. Es lautet: "Das Rennen um die Meisterschaft in der Bundesliga ist eine langweilige Geschichte, weil immer die Bayern gewinnen. In Spanien und England ist das ganz anders, da kämpfen vier oder fünf Mannschaften um den Titel." Das war vielleicht einmal. Zumindest in dieser Saison ziehen der FC Barcelona und Manchester City derart einsam ihre Bahn, dass sich die einstigen Mitbewerber um den Titel bei der ehemaligen Bayern-Konkurrenz in Deutschland die Ferngläser leihen müssen, damit sie den künftigen Meister überhaupt noch erkennen können.

In Spanien verschwand der FC Barcelona am Tag vor Heiligabend für diese Saison endgültig vom Radar des ewigen Rivalen Real Madrid. Zunächst hielt der deutsche Torhüter Marc-André ter Stegen eine Halbzeit lang im Bernabeu-Stadion von Madrid mit bemerkenswerten Paraden seinen Kasten sauber, dann zog der Tabellenführer davon. Mit 3:0 triumphierte er im Wohnzimmer des Champions-League-Siegers. "Es ist eine Niederlage, die sehr weh tut", sagte Reals Trainer Zinedine Zidane. Ihm bleiben nur Durchhalteparolen. "Wir werden nicht das Handtuch werfen", versprach er.

Das wird auch nicht nötig sein. Barcelona spielt in dieser Saison in einer anderen, einer eigenen Liga. Es hängt dabei nicht nur Real ab, sondern auch die weiteren üblichen Verdächtigen, die in Spanien schon mal bescheidene Ansprüche auf einen Spitzenplatz anmelden. Reals Lokalrivale Atlético ist mit neun Punkten Rückstand erster "Verfolger"; Real hat 14 Punkte weniger als Barcelona, allerdings auch ein Spiel weniger. Das taugt als zusätzliche Unterfütterung aller Durchhalteparolen - zu mehr aber nicht.

Manchester City hat sich in England im zweiten Jahr unter der Leitung von Trainer Pep Guardiola zu einem der beeindruckendsten europäischen Fußballprodukte entwickelt. Guardiola kann sich aus dem üppigen Geldtopf bedienen, den die Besitzer aus Abu Dhabi hingestellt haben. Seine Verpflichtungen und seine Methoden greifen, ManCity spielt schnell, attraktiv und schießt viele, viele Tore. Vier waren es beim 4:0 gegen Bournemouth. Es war der 17. Sieg in Folge. Mit einem zweistelligen Punkterückstand folgt der Ortsrivale Manchester United in der Tabelle der Premier League.

Dennoch hat ManCity längst noch nicht das internationale Ansehen des anderen Klubs aus Manchester. Daran änderten bislang weder die Investitionen aus Abu Dhabi noch Auslands-Tourneen noch fantastische Siegesserien etwas Entscheidendes. Und obwohl auch die Besitzer bei den Konkurrenten auf der Insel hunderte Millionen Euro in ihre Träume vom fußballerischen Erfolg stecken, gilt Manchester City als neureich. Aus Spanien (ausgerechnet) sehen sich ManCity und das ebenfalls mit Geld vom Golf aufgemotzte Paris St. Germain dem Vorwurf ausgesetzt, die Vorschriften des europäischen Verbands Uefa ebenso gelassen auszutricksen wie die bedauernswerten Gegner auf dem Spielfeld. Citys Management widerspricht solchen Vorwürfen mit großer Begeisterung. Der Vereinschef Khaldoon Al Mubarak betont ebenso wie Eigentümer Mansour bin Zayed Al Nahyan, dass es bei ihrem Engagement nicht um kurzfristigen Erfolg gehe, sondern um ein langfristiges Projekt. Ob die fürs Projekt notwendigen Millionen nach den Vorgaben der Uefa in die Kassen des Vereins rieseln, ist eine andere Frage.

Sicher ist, dass die Manager von ManCity Trainer Pep Guardiola eine Vertragsverlängerung über 2019 hinaus angeboten haben. Künftiges Jahresgehalt angeblich: 23 Millionen Euro. So richtig arm wird der Coach in diesem Leben nicht mehr.

(pet)
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