Bus von Manchester United attackiert England nach "Abend des Gemetzels" unter Schock

London · Draußen tobte der Mob wie in den finsteren 1980er-Jahren, im Mannschaftsbus von Manchester United schwankte die Stimmung zwischen Panik und Galgenhumor. Die Stars um Kapitän Wayne Rooney warfen sich hastig auf den Boden, als in der berüchtigten Londoner Green Street Bierdosen und Flaschen auf ihren Bus regneten und Scheiben zerbarsten.

Premier League: Bus von Manchester United mit Flaschen beworfen
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Fans werfen Flaschen auf Mannschaftsbus von Manchester United

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Foto: ap

"Oh shit, oh shit, wir sind getroffen", schrie einer, "oh fuck, fuck, oh my god!" ein anderer. Hier und da ist auf dem 30 Sekunden langen Video, das Stürmer Jesse Lingard aus dem Bus in die Welt schickte, hysterisches Gelächter zu vernehmen. "Mummy, mummy", rief Lingard, als er die Kollegen Michael Carrick, Adnan Januzaj, Phil Jones und Anthony Martial filmte, die in ihren noblen Klubanzügen zusammengequetscht im Gang kauerten.

Die Attacken auf den schwarzen Teambus des englischen Rekordmeisters vor dem Gastspiel bei West Ham United (2:3) haben im Mutterland des Fußballs für einen Aufschrei gesorgt. Die Times schrieb von einer "Nacht beschämender Gewalt", die Sun fühlte sich an einem "Abend des Gemetzels" an "dunkle, bedrückende Zeiten" erinnert. "Rowdys zerstören die Party", titelte die Daily Mail, der Daily Telegraph sah einen "hässlichen Abschied" der Hammers nach 112 Jahren im Boleyn Ground.

Die Hammers-Heimat im Londoner East End war einst ein Hot Spot des Hooliganismus, die Schlägertruppe "Inter City Firm" europaweit gefürchtet. Am Dienstagabend flogen vor dem "Boleyn Pub" an der Ecke Green Street/Barking Road Dutzende Dosen und Flaschen auf den Gästebus, an dem mehrere der schwarzen Schutzscheiben zu Bruch gingen.

Rauchbomben wurden gezündet, zwei Menschen, darunter ein Polizist, leicht verletzt. Das packende Spiel, bei dem Manchester seine Chancen auf die Champions League fast verspielte, geriet in den Hintergrund.

"Das war nicht gerade nett"

"Das war nicht gerade nett", sagte Rooney vor dem Spiel bei Sky über die Angriffe, die den Anpfiff um 45 Minuten verzögerten. Der englische Verband FA kündigte ebenso Ermittlungen an wie die Polizei, West Ham nannte die Szenen "inakzeptabel" und versprach, die Verantwortlichen lebenslang zu sperren. Zumal Gästekeeper David de Gea auch noch während des Spiels von den Heimfans im Bobby Moore Stand mit Flaschen beworfen wurde.

"Was soll ich sagen, die Bilder sagen doch alles", meinte Manchesters Teammanager Louis van Gaal. Zumindest seine unerfahrenen Spieler könne das Geschehen beeinflusst haben, sagte er, "aber wir sollten das nicht als Ausrede gelten lassen". Jungstar Martial (51./72.) hatte die Partie nach dem frühen Führungstreffer von Diafra Sakho (10.) gedreht, doch Miguel Antonio (77.) und Winston Reid (81.) schossen die Hammers zum Sieg.

Van Gaal, dem DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger verletzt fehlt, nannte die zehnte Saisonpleite "sehr enttäuschend". Vor dem Ligafinale am Sonntag (16.00 Uhr) gegen Bournemouth hat der Tabellenfünfte zwei Punkte Rückstand auf Stadtrivale City, das Rang vier hält. Den Citizens würde ein Remis in Swansea reichen, um mit Neu-Coach Pep Guardiola zumindest die Qualifikation zur Champions League zu erreichen.

Die United-Delegation hatte derweil am Dienstag noch genügend Zeit, sich auf die Europa League einzustimmen: Weil sie bis nach Mitternacht auf einen Ersatzbus warten mussten, verpassten Rooney und Co. den geplanten Heimflug.

(sid)
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