Manchester United feuert Trainer Fergusons Fußstapfen waren zu groß für Moyes

Manchester · Die Fußstapfen waren zu groß: David Moyes, als Teammanager bei Manchester United Nachfolger von Sir Alex Ferguson, muss nach nicht einmal einem Jahr wieder gehen. Es blühen die Spekulationen um die Nachfolge.

David Moyes – von Everton über Manchester  zu West Ham United
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Das ist David Moyes

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Foto: dpa, geb nic soe fux

Das schlechte Omen hatte David Moyes bereits am Sonntag im Rücken. Während des letzten Ligaspiels des Schotten in Diensten von Manchester United bei seinem früheren Verein FC Everton hatte ein als Tod verkleideter Fan mit einer Sense hinter dem 50-Jährigen auf der Tribüne gestanden — und immer wieder drohend mit seinem Zeigefinger auf Moyes gezeigt.

Moyes have better stats an saf FFS. pic.twitter.com/iXbjkNDn4C

Van Gaal als Nachfolger im Gespräch

Am Dienstag war für den Schotten tatsächlich Sense, der englische Rekordmeister trennte sich nach 295 Tagen von seinem seit Monaten umstrittenen Teammanager. Nun soll angeblich Louis van Gaal ab der kommenden Saison den Neuaufbau starten. Als Interimstrainer wird ManU-Legende Ryan Giggs (40) auf der Bank sitzen — solange bis ein Nachfolger für Moyes gefunden ist. Der Waliser wird also so etwas wie Spieler-Trainer.

Eine dürre Mitteilung auf der Homepage morgens um halb neun Uhr Ortszeit war zunächst alles, was der Tabellensiebte der Premier League verlautbarte. "David Moyes verlässt United", war diese euphemistisch überschrieben. In den drei Zeilen Text hieß es dann, der Klub wolle sich für die "harte Arbeit, Ehrlichkeit und Integrität", mit der Moyes seinen Job erfüllt habe, bedanken. Das war's — über fünf Jahre vor dem eigentlichen Vertragsende.

United liegt drei Spieltage vor Saisonende 23 Punkte hinter Spitzenreiter FC Liverpool, die Champions League wird damit erstmals seit 19 Jahren verpasst. In der laufenden Saison der Königsklasse war United im Viertelfinale am Titelverteidiger Bayern München und auch in den beiden nationalen Pokal-Wettbewerben vorzeitig gescheitert. 51 Spiele, 27 Siege, neun Unentschieden und 15 Niederlagen lautet die ernüchternde Bilanz der Moyes-Ära.

Am Sonntag unterlag Manchester 0:2 in Everton. "Ich weiß, dass es besser laufen müsste. Aber jeder weiß, dass wir hier Veränderungen herbeiführen, etwas anderes versuchen, einen Neuaufbau", sagte Moyes danach. Für diesen Neuaufbau bekommt er jetzt keine Zeit mehr.

Als Nachfolger werden in englischen Medien der frühere Bayern-Coach Louis van Gaal, aber auch Dortmunds Jürgen Klopp gehandelt. Auch Diego Simeone, Trainer des Champions-League-Halbfinalisten Atletico Madrid, soll ein heißer Kandidat sein.

Derzeit verdichten sich die Anzeichen auf van Gaal als Moyes-Nachfolger. Der einstige Meistercoach von Bayern München hatte bereits seinen Abschied als Nationaltrainer der Niederlande nach der WM in Brasilien angekündigt. Englands Medien melden übereinstimmend von einem Termin des 62-Jährigen mit den ManUnited-Bossen noch in dieser Woche. Van Gaal soll angeblich mit einer Unterschrift bei Tottenham Hotspur gezögert haben, weil er bereits mit dem Job in Manchester geliebäugelt hatte.

Fehl-Eingeständnis der United-Bosse

Die Entlassung des erst neunten Teammanagers bei United seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist gleichzeitig auch ein kolossales Fehler-Eingeständnis der Bosse. Der Plan, das Erbe des großen, ja übermächtigen Sir Alex Ferguson mit einem eher kleinen Namen fortführen zu wollen, ist gescheitert.

Der Schotte Moyes hatte den Verein erst zu Saisonbeginn übernommen und einen Kontrakt über sechs Jahre erhalten. Innerhalb des Teams hatte es bereits im Winter erste deutliche Gegenstimmen gegeben - nicht nur wegen der sportlichen Talfahrt des englischen Titelverteidigers.

Auch bei vielen Fans herrschte seit Monaten eine extrem negative Stimmung. Vor den wichtigen Duellen mit dem Triple-Gewinner aus München war beim Heimspiel gegen Aston Villa ein Flugzeug mit einem Banner "Der Falsche - Moyes raus" ("Wrong One - Moyes out") über dem Stadion Old Trafford gekreist. Der Protest war die Reaktion einer Fan-Gruppe auf ein Pro-Moyes-Transparent, das seit Saisonbeginn im Stadion hängt und auf dem Moyes als "Der Auserwählte" ("The Chosen One") bezeichnet wird. Ein Irrtum, wie jetzt klar ist.

Im Umfeld des Klubs kritisierte der einstigen ManU-Star Gary Neville die Entlassung, die seiner Meinung nach nur aufgrund des Mediendrucks erfolgt sei. "Moyes hätte Zeit bekommen müssen", meinte der Ex-Nationalspieler. Laut Michael Owen habe United keine andere Wahl gehabt, aber die Frage sei: Wer wird der Nächste? Ex-Profi Dwight Yorke sprach sich derweil vehement für ein längerfristiges Engagement von Giggs aus: "Er verkörpert die Art von ManUnited, Fußball zu spielen. Ich bin überzeugt, er wäre der richtige Mann."

(sid)
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