297 Tage nach dem Titelgewinn Leicester City feuert Meister-Trainer Ranieri

Leicester · Obwohl die knappe, aber verdiente Niederlage in der Champions League beim FC Sevilla (1:2) bei Leicester City als Wendepunkt betrachtet wird, trennt sich der abgestürzte Meister am Donnerstagabend von Teammanager Claudio Ranieri.

 Teammanager Claudio Ranieri gewann mit Leicester City sensationell die Meisterschaft.

Teammanager Claudio Ranieri gewann mit Leicester City sensationell die Meisterschaft.

Foto: rtr, sw

Für Claudio Ranieri kam das sportliche Lebenszeichen seiner gefallenen Helden zu spät. Knapp 24 Stunden nach dem 1:2 (0:1) von Englands Fußball-Meister Leicester City im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Sevilla entließ der Klub am Donnerstagabend seinen Teammanager.

"Das war die schwierigste Entscheidung, die wir in den letzten Jahren getroffen haben", sagte Vizepräsident Aiyawatt Srivaddhanaprabha: "Aber wir sind verpflichtet, die Langzeitentwicklung des Klubs über alle persönlichen Gefühle zu stellen."

Die durchaus passable Ausgangssituation für das Achtelfinal-Rückspiel in drei Wochen reichte den Verantwortlichen des Vereins, der noch im Sommer 2015 vor Ranieris Amtsantritt nur mit Mühe den Abstieg aus der Premier League verhindert hatte, offenbar nicht. Denn in der heimischen Meisterschaft aben die "Füchse" großen Nachholbedarf: Nach fünf Liga-Pleiten in Folge und mit nur noch einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegszone droht Leicester die Zweitklassigkeit. Nach sechs Spielen warten sie in der Liga noch immer auf ihren ersten Treffer im Jahr 2017.

Ranieri hatte den Klub im Juli 2015 übernommen und in der vergangenen Spielzeit sensationell zum Titelgewinn geführt. Doch 297 Tage nach dem weltweit bestaunten Sensations-Triumph ist die Ära des 65-Jährigen in Leicester vorzeitig beendet. Der erst Anfang Januar zum Welttrainer des Jahres 2016 gekürte Italiener hatte beim Meister noch einen Vertrag bis 2020.

Ein Nachfolger für Ranieri steht noch nicht fest. Bis auf Weiteres leiten seine bisherigen Assistenten Craig Shakespeare und Mike Stowell das Training der Mannschaft.

Dabei hatte Leicesters Champions-League-Auftritt in Andalusien vor dem Ligaduell mit Ex-Rekordmeister FC Liverpool und Teammanager Jürgen Klopp am Montag durchaus Mut gemacht. Trotz 8:22 Torschüssen und einer lausigen ersten Hälfte wahrten die Engländer dank des überragenden Kasper Schmeichel im Tor und des späten Anschlusstreffers von Jamie Vardy alle Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale. Das 1:2 in der 73. Minute war das erste Erfolgserlebnis des einstigen Top-Torjägers (24 Treffer in der Meistersaison) seit dem 10. Dezember.

"Jamie Vardy wirft den Rettungsanker für Leicester", titelte die britische Tageszeitung Guardian am Donnerstagmorgen noch, während The Independent schrieb: "Vardy lässt Sevilla zittern."

Die Klubführung glaubte jedoch ungeachtet dieses Lebenszeichen nicht mehr an die Wende. "Wir haben nie erwartet, dass wir diese außergewöhnliche Saison wiederholen. Überleben in der Premier League war unser wichtigstes und einziges Ziel. Doch nun stecken wir mitten im Abstiegskampf und glauben daher, dass ein Wechsel nötig ist, um das Maximum aus den letzten 13 Spielen herauszuholen", erklärte Srivaddhanaprabha den etwas überraschenden Schritt.

Die Vorbereitung auf das wichtige Spiel gegen Liverpool beginnt am Samstag mit dem ersten Training unter dem Interims-Duo Shakespeare und Stowell. Gegen den Tabellenfünften wird Leicester viel Leidenschaft benötigen, um sich in der Abstiegszone ein wenig Luft zu verschaffen.

(sid)
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