Nach erneutem Absturz Gascoigne: "Ich bin Alkoholiker, aber ich werde da rauskommen"

London · Knapp zwei Wochen nach seinem neuerlichen dramatischen Absturz hat sich Englands gefallene Fußball-Ikone Paul Gascoigne in seinem ersten Interview seit fast zwei Jahren mit bewegenden Worten an die Öffentlichkeit gewandt.

Das ist Paul Gascoigne
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Foto: dpa

"Ich bin ein Alkoholiker, aber ich werde da rauskommen. Ich habe es fest vor", sagte er dem Mirror und bat: "Ich will einfach nur die Freiheit, mein Leben zu leben."

Er danke für die Unterstützung in den vergangenen Tagen: "Aber ich muss mich bei niemandem entschuldigen. Ich habe eine Krankheit und hatte einen schwachen Moment. Ich will dafür sorgen, dass das nicht mehr passiert."

Dass er sich wieder dauerhaft in Behandlung begeben muss, glaubt Gazza nicht: "Ich muss nicht in den Entzug. Ich musste ins Krankenhaus, damit es mir besser geht. Jetzt geht es mir besser." Dieser Absturz sei nicht so schlimm gewesen wie vorherige: "In der Vergangenheit bin ich manchmal tage-, wochen- oder monatelang abgestürzt. Diesmal habe ich nur für ein paar Stunden getrunken."

Lazio-Fans feiern Paul Gascoigne
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Foto: dpa, Ettore Ferrari

Die Schuld an seinem erneuten Absturz gab der 47-Jährige, der in der vergangenen Woche bereits zum siebten Mal wegen Alkoholkonsums in ein Krankenhaus eingeliefert wurde, zu einem großen Teil seinen Fans. Diese würden dauernd an seiner Tür klingeln und würden ihm halbvolle Flaschen Alkohol vor die Tür legen: "Ich habe alles entsorgt und versucht, nichts zu riechen. Ich verstehe nicht, warum Menschen so etwas tun."

Sein Freund Terry Baker berichtete: "Wenn ich mit Paul raus bin, kommen immer wieder Leute und sagen: Hey Paul, lass uns zusammen ein Bier trinken. Paul ist der wohl bekannteste Alkoholiker des Landes, deshalb wollen sich viele mit ihm hinsetzen und was trinken."

Die Nachbarn hätten zudem in den Medien erklärt, es sei der Ex-Profi, der auch an ihren Türen klingele. "Sie sagten: 'Das muss Gazza sein, er ist bestimmt wieder betrunken - was einfach nicht stimmte", betonte Gascoigne. Ebenso wenig stimme es, dass er seine Wohnung verwahrlosen lasse. Unter diesem Vorwand habe ihn der Vermieter aber rausgeworfen.

Die spektakulärsten Tore aller Zeiten
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Foto: afp, FREDRIK SANDBERG

"Bis vor ein paar Wochen" sei er glücklich gewesen. Doch aus Wut über all die Vorfälle habe er sich "zunächst nur zwei Dosen Bier" gekauft: "Dann waren es plötzlich vier. Und dann habe ich eine Flasche Gin gekauft." Danach rief er bei der Polizei an, um sich über die Klingelstreiche zu beschweren. Die Beamten sorgten sich aufgrund seiner wackligen Stimme. Sie fuhren zu seinem Apartment, fanden ihn zusammengekauert und fragten, ob er Hilfe brauche. "Ja", sagte Gascoigne: "Ich muss ins Krankenhaus, damit ich aufhöre zu trinken."

Im Krankenhaus habe er dann täglich wie ein Irrer trainiert: "1600 Kniebeugen, 800 Liegestütze und 900 Sit-Ups", zählte er auf. Nun wolle er sich eine neue Wohnung suchen: "Ich will in der Gegend bleiben, in Meeresnähe, damit ich Fliegenfischen. Wenn ich das tue, bin ich am glücklichsten."

Ein Angebot seines Nachbarn Harry Redknapp, der ihm eine Stelle als Jugendtrainer bei Queens Park Rangers besorgen und ihn täglich mitnehmen wolle, lehnte er ab, weil Redknapps Assistent Glenn Hoddle heißt: "Nach dem, was passiert ist, kann ich nicht mit ihm zusammenarbeiten." Hoddle hatte Gascoigne 1998 aus dem Kader für die WM geworfen.

(sid)
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