105 Millionen Euro für Ex-Spieler Pogbas Rückkehr — ein teures Missverständnis für Manchester United

105 Millionen Euro lässt sich Manchester United die Verpflichtung Paul Pogbas kosten. Der Franzose ist damit der Fußballer mit der höchsten Ablöse der Welt. Viel Geld für einen ehemaligen Jugendspieler, den die "Red Devils" 2012 ablösfrei zu Juventus Turin ziehen ließen.

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Sieben Pflichtspiele hat Pogba bereits für Manchester United absolviert. Sieben Kurzeinsätze im Zeitraum von September 2011 bis März 2012 stehen für den mittlerweile 23-Jährigen zu Buche. Der französische Nationalspieler fühlte sich damals schon bereit für größere Aufgaben im Profiteam des Teams aus dem Old Trafford, doch Trainerlegende Sir Alex Ferguson sah das anders.

Der Schotte hatte es zu verantworten, dass der junge und talentierte Mittelfeldspieler sich im Sommer 2012 ablösefrei dem italienischen Rekordmeister Juventus Turin anschloss. "Alex Ferguson hat mir gesagt: 'Du bist ein Youngster aus der Jugend-Abteilung. Du musst Geduld haben. Scholes hatte die, Giggs auch.' Aber ich bin nicht Giggs, bin nicht Scholes. Ich wollte einfach nur spielen", sagt Pogba rückblickend. Ferguson macht Pogbas Berater Mino Raiola, der in der Branche nicht den besten Ruf genießt, für den Weggang des Franzosen verantwortlich.

Vier Jahre für die "alte Dame" später ist Pogba ein Star der Szene. In den vergangenen vier Spielzeiten kam er in der Serie A auf 124 Einsätze, 28 Treffer und 31 Torvorlagen und hatte damit einen enormen Anteil an den vier Meistertiteln und zwei Pokalsiegen von "Juve", zudem führte der Mittelfeldspieler den Klub aus dem Piemont 2015 ins Champions-League-Finale nach Berlin. Dort konnte der U20-Weltmeister von 2013 zwar nicht das 1:3 Juves gegen Barca verhindern, doch er nutzte die große Bühne zur Eigenwerbung, die ihn ein Jahr später zum teuersten Spieler der Welt machen sollte.

105 Millionen zahlte sein Ex-Klub an die Italiener, um den verlorenen Sohn zurückzuholen. Je nach Erfolg kann sich die Ablösesumme nach offiziellen Angaben auf 110 Millionen Euro erhöhen, wie der italienische Klub in der Nacht zu Dienstag in einer Mitteilung schrieb. Pogba, der bei der EM in seinem Heimatland mehr mit seinen wechselnden Frisuren als durch spielerische Klasse auffiel, soll mit einem Gehalt von 275.000 Pfund pro Woche (knapp 330.000 Euro) zum Großverdiener in Manchester werden. Doch United, das in diesem Sommer in Zlatan Ibrahimovic und Henrich Mchitarjan schon zwei Schwergewichte des Weltfußballs verpflichtet hat, kann sich solche Transfers leisten.

Mit dem Hashtag #Pogback feierten die Engländer den Transfer deshalb auch ausgelassen auf Twitter. Teammanager Jose Mourinho sagte: "Endlich haben wir ihn. Es ist eine große Ehre so einen großen Spieler im Klub zu haben." Auf die Frage, ob der Preis für Pogba gerechtfertigt sei, sagte der portugiesische Trainer: "Wenn Sie mich fragen, ob ich denke, dass das viel Geld ist, denke ich, dass der Fußball verrückt ist, der Markt ist verrückt geworden."

Der Markt ist also verrückt, für Mourinho ist das jedoch kein großes Problem: "In drei Jahren realisierst du dann, dass das gar nicht mehr so verrückt ist. Ich glaube nicht, dass Real Madrid sich geärgert hat, als sie den Rekord mit Gareth Bale aufgestellt haben, ich denke nicht, dass es ein Grund ist, traurig zu sein. Es ist ein Grund stolz zu sein, dass ein Klub so etwas kann und für einen Spieler solcher Dimension attraktiv ist".

Pogba ist nicht der erste Spieler, der zunächst unterschätzt wurde und Jahre später für viel Geld zurückgekauft wurde. Auch in Deutschland gibt es solche Fälle. Man denke nur an Marco Reus, den Borussia Dortmund in der Jugend ziehen ließ, um ihn als fertigen Profi für gut 17 Millionen Euro aus Mönchengladbach zurückzuholen. Auch Mats Hummels kann ein Lied von Pogbas Schicksal singen. Bei den Bayern ausgebildet, veräußerte ihn der Rekordmeister für gerade einmal fünf Millionen Euro 2009 nach Dortmund. Im Sommer 2016 kehrte der Weltmeister jetzt an die Säbener Straße zurück. Diese Rückkehr ließen sich die Bayern 35 Millionen Euro kosten.

Bei den deutschen Nationalspielern korrigierten die einstigen Ausbilder damit recht kostspielig ihre Fehleinschätzungen aus der Vergangenheit. An Pogba und Manchester United kommen sie aber nicht heran.

(can)
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