Klopp nach dem 3:3 "Aggressives Glücklichsein" beim FC Liverpool

Liverpool · Jürgen Klopp durchlebte mit dem FC Liverpool eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Beim FC Arsenal reichte den Reds auch eine Zwei-Tore-Führung nicht zum Sieg.

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Arsenal und Liverpool spielen 3:3

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Am Ende eines wilden Fußball-Abends musste sich Jürgen Klopp mal wieder für einen emotionalen Ausbruch rechtfertigen. "Ich war glücklich, es war eine Art aggressives Glücklichsein", sagte der Teammanager des FC Liverpool nach dem spektakulären 3:3 (1:0) im Premier-League-Spitzenspiel beim FC Arsenal mit Torschütze Mesut Özil.

Klopp hatte nach dem Treffer des Ex-Hoffenheimers Roberto Firmino zum Endstand (71.) eine Wasserflasche auf den Rasen des Emirates Stadium gepfeffert - sehr zum Unmut einiger Arsenal-Fans. "Manchmal reagiere ich ein bisschen merkwürdig", sagte der für seine gelebten Emotionen berühmt-berüchtigte Klopp: "Aber ich habe die Flasche wieder aufgehoben und konnte noch daraus trinken. Also war es nichts besonders Ernstes."

Deutlich mehr Probleme hatte der 50-Jährige, seine Gefühle zum Spiel zu sortieren. "Nach dieser Partie ist das Ergebnis enttäuschend", sagte er: "Aber wir haben einen Punkt bei Arsenal geholt. Die Leistung war gut."

Nach einer starken ersten Halbzeit hätte Liverpool höher führen müssen als nur 1:0 durch den Treffer von Philippe Coutinho (26.). Doch spätestens nach Mohamed Salahs 2:0 kurz nach der Pause (52.) sahen die Reds wie der sichere Sieger aus. Innerhalb von 388 Sekunden zwischen der 53. und 58. Minute kassierte Klopps Team allerdings drei Treffer - und musste daher nach Firminos Ausgleich froh sein über den Punktgewinn.

Es war zum Verrücktwerden für Klopp. Die Mannschaft des ehemaligen Dortmund-Trainers verpasste es einmal mehr, ihre Überlegenheit in einen Sieg umzuwandeln. Das 3:3 war schon das achte Unentschieden im 19. Ligaspiel für Liverpool, der Klub geht deshalb als Tabellenvierter in die Partie gegen Swansea City am zweiten Weihnachtstag.

Arsenal, so urteilte Klopp, habe nicht mehr gehabt als "die zehn Minuten, in denen sie die Tore gemacht haben." Doch was als Beleg für die starke Leistung seiner Mannschaft gemeint war, ist in Wahrheit ein fatales Eingeständnis: Der Gegner muss gar nicht viel machen, um seinem Team erheblichen Schaden zuzufügen. Für seine drei Tore benötigte Arsenal nur vier Schüsse. "Wir haben ihnen die Tür geöffnet, und sie haben ihre Chancen genutzt", klagte Klopp.

Die Partie belegte, dass seiner Elf ein Abwehrchef und ein Torwart auf Spitzenniveau fehlen. So resultierte der Anschlusstreffer durch Alexis Sanchez (53.) aus einem Stellungsfehler von Verteidiger Joe Gomez, der Ausgleich durch den ehemaligen Mönchengladbacher Granit Xhaka (56.) ging auf die Kappe von Schlussmann Simon Mignolet. Der Belgier patschte den mittig geschossenen Ball mit der linken Hand ins eigene Netz. Dem dritten Gegentor durch Özil (58.) ging ein Fehler im Aufbauspiel voraus.

Zuvor hatte es mit nur vier Gegentoren in neun Ligaspielen tatsächlich so ausgesehen, als hätte Liverpool dazugelernt. Doch gegen Arsenal fiel das Team zurück in alte Muster. Mittelfeldmann James Milner sprach wahre Worte, als er sagte, dass das Team "langweiliger" werden müsse. Er meinte damit: kontrollierter, weniger panisch in der Defensive.

Arsenals Boss Arsene Wenger freute sich dagegen über das Comeback seiner Mannschaft nach Zwei-Tore-Rückstand. "Wir haben nie aufgegeben. Der Spirit war fantastisch", sagte der Elsässer. Die Treffer von Sanchez und Özil dürften beim Londoner Publikum allerdings auch Wehmut ausgelöst haben. Die Verträge des Duos laufen im Sommer aus.

Viel deutet darauf hin, dass die beiden wohl besten Arsenal-Profis den Klub im Sommer ablösefrei verlassen. Während bei Liverpool also wieder einmal ersichtlich wurde, was der Mannschaft im Moment fehlt, zeigte das Spiel auch, was Arsenal wahrscheinlich in Zukunft fehlen wird.

(sid)
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