Videobeweis besteht Härtetest Endlich wird der Fußball gerechter

Meinung | Düsseldorf · Der Videobeweis hat seinen ersten echten Härtetest mit Bravour bestanden. Beim Länderspiel zwischen Frankreich und Spanien beriet sich der deutsche Schiedsrichter Felix Zwayer gleich dreimal mit Tobias Stieler und lag dreimal richtig. Das zeigt: Der Fußball wird endlich gerechter.

Felix Zwayer testet erfolgreich den Videobeweis
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Zwayer testet erfolgreich den Videobeweis

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Foto: ap, SO

55 Sekunden hat Felix Zwayer insgesamt benötigt, um aus einem 1:1 ein 2:0 für Spanien zu machen. Denn ohne den Videobeweis hätten sich Frankreich und Spanien am Dienstag unentschieden getrennt. In drei Szenen sprach Zwayer mit seinem Assistenten Stieler, dreimal lag er goldrichtig — in weniger als einer Minute.

Nach dem vermeintlichen Führungstreffer der Franzosen durch Antoine Griezmann in der 48. Minute jubelten die Fans im Stade de France bereits, Griezmann und seine Kollegen liefen zur Eckfahne, um den Treffer zu feiern. Währenddessen hielt sich Zwayer, umringt von Spaniern, eine Hand ans Ohr und sprach mit Stieler, der die Szene außerhalb des Stadions an einem Fernseher verfolgte. Dieser gab Zwayer die Information, dass Layvin Kurzawa vor dem Treffer von Griezmann im Abseits gestanden hatte und das Tor irregulär war. Zwayer gab den Treffer nicht. Genau so richtig waren seine Entscheidungen in der 68. Minute, als er einen Elfmeter für Spanien überprüfte und ihn berechtigterweise auch gab, sowie in der 77. Minute, als Zwayers Assistent zunächst auf Abseits entschieden hatte. Wieder meldete sich der Video-Schiedsrichter zu Wort, und wieder nahm Zwayer seine Entscheidung zurück und entschied auf Tor für Spanien. Auch das war korrekt.

In dem Test durfte Zwayer bei vier potenziell entscheidenden Situationen eingreifen: Tor, Elfmeter, Platzverweis und Spielerverwechslung. In der kommenden Saison soll der Videobeweis auch in der Bundesliga eingeführt werden. Und das ist gut so, auch wenn die Fans im Stadion schon über vermeintliche Tore jubeln sollten. Durch die Überprüfung strittiger spielentscheidender Szenen werden die Ergebnisse gerechter. Und im Fußball geht es nun einmal um nackte Ergebnisse.

"Der Druck wächst stetig. Das Tempo wird immer höher, die Spieler werden stärker, es gibt wenige Pausen im Spiel. Wir müssen sehr knifflige Situationen entscheiden", sagte Zwayer am vergangenen Sonntag im Sport1-Doppelpass. Nach dem Härtetest in Paris war Zwayer zufrieden. "Die Zusammenarbeit mit dem Video-Assistenten hat präzise, schnell und sehr professionell funktioniert. Die Funkverbindung zu Tobias hatte eine konstant gute Qualität, und wir haben uns dauerhaft einwandfrei verstanden", sagte er.

Die Regelhüter des Weltverbandes Fifa stimmen erst 2018 endgültig über die neue Technologie ab. Sie sollten das Verfahren abkürzen und es schon jetzt freigeben. Denn dadurch werden die Fehlentscheidungen der Schiedsrichter minimiert — und am Ende sind auch die Fans zufrieden, wenn ihr Klub ein Spiel gewinnt, das ohne Video-Schiedsrichter eigentlich unentschieden ausgegangen wäre.

(seeg)
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