Wegen FBI-Ermittlungen Strippenzieher Al Sabah tritt von allen Fifa-Ämtern zurück

Der mächtige sportpolitische Strippenzieher Ahmad Al Fahad Al Sabah zieht sich mit sofortiger Wirkung von allen seinen Ämtern im Weltfußball zurück. Der Grund sind die FBI-Ermittlungen in den USA.

 Ahmad Al Fahad Al Sabah am Fifa-Hauptquartier in Zürich (Archivfoto).

Ahmad Al Fahad Al Sabah am Fifa-Hauptquartier in Zürich (Archivfoto).

Foto: afp

Die FBI-Ermittlungen in den USA haben einen der mächtigsten Strippenzieher der Sportpolitik ins Wanken gebracht: Scheich Ahmad Al Fahad Al Sabah (Kuwait) tritt mit sofortiger Wirkung von allen seinen Ämtern im Weltfußball zurück. Der 53-Jährige reagiert damit auf die Vorwürfe, er sei ein "Mitverschwörer" im Korruptionsskandal um Guams früheren Verbandsboss Richard Lai.

"Ich weise das energisch zurück und arbeite mit den Behörden zusammen, um diese für mich total überraschenden Anschuldigungen zu widerlegen", schrieb Al Sabah in einer von der BBC veröffentlichten Stellungnahme. Dennoch zog er "im besten Interesse" der Fifa seine Kandidatur zur Wiederwahl ins Fifa-Council zurück — beim Weltverband und der asiatischen Konföderation AFC will Al Sabah erst wieder tätig sein, "wenn die Vorwürfe widerlegt sind".

Diese wiegen aber schwer. Lai hatte sich in den USA der Annahme von Bestechungsgeldern in zwei Fällen schuldig bekannt. Insgesamt erhielt der US-Bürger, der seit 2001 Fußballchef der Pazifikinsel war, rund 950.000 Dollar. Von wem das Geld stammte, veröffentlichte die New Yorker Staatsanwaltschaft zwar nicht - die Beschreibungen der insgesamt vier "Co-Conspirator" in der Anklageschrift weisen aber auch deutlich auf Al Sabah hin.

"Zu verschiedenen, relevanten Zeitpunkten war Mitverschwörer Nummer zwei ein hochrangiger Funktionär bei der Fifa, dem Fußballverband von Kuwait und Asiens Olympischem Rat (...)", steht in dem Dokument ("Die Vereinigten Staaten von Amerika gegen Richard Lai"). Es gibt nicht viele Funktionäre, die soweit gekommen sind.

Von 1990 bis 2014 war Al Sabah, dessen Netzwerk bis zu führenden Politikern und Staatschefs reicht, Fußballboss seines Heimatlandes, seit 2015 saß er im FIFA-Exekutivkomitee (später Fifa-Council). Im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ist er seit 1992 Mitglied.

Zu seinen Ämtern in Asiens Olympischem Rat (AOC) und in der Vereinigung der olympischen Spitzensportverbände (ANOC), der Al Sabah sogar vorsitzt, äußerte sich der Scheich zunächst nicht. Bei der Wahl von Thomas Bach zum IOC-Präsidenten 2013 galt Al Sabah mit seinem Einfluss als "Königsmacher".

Der Rückzug aus dem Fußball am Sonntag kam überraschend, und es war vielleicht ein taktischen Manöver. Die Fifa-Ethikkommission hatte im Fall Lai umgehend auf die Nachrichten aus den USA reagiert und den 55-Jährigen provisorisch gesperrt. Al Sabah selbst hatte die Fifa-Ermittler umgehend angeschrieben und sich für eine Befragung zur Verfügung gestellt, sagte ein IOC-Sprecher - allerdings bevor der Rücktritt des Scheichs bekannt wurde.

Fifa-Präsident Gianni Infantino nahm Al Sabahs Schritt zur Kenntnis und dankte ihm für "diese sicher nicht einfache Entscheidung".

Bezahlen lassen hatte sich Lai über Jahre auch, um den Mitverschwörern (drei davon kommen mutmaßlich aus Kuwait) zu mehr Einfluss in der AFC zu verhelfen und weitere "empfängliche" Funktionäre zu identifizieren. Die Anklageschrift ist ein weiterer Beweis für den unerbittlichen Machtkampf, der innerhalb der AFC tobt(e).

Das Schuldgeständnis des Guamers war für die Behörden am vergangenen Donnerstag ein "wichtiger Schritt, um die Korruption im Fußball auszurotten". Lai muss über eine Million Dollar Strafe zahlen, möglicherweise hat er einen Deal mit dem FBI ausgehandelt - Informationen gegen Strafminderung.

Dass Kontinentalverbände der Fifa teilweise von Korruption durchzogen sind, ist nichts neues - "Co-Conspirator" Nummer eins ist Mohamed bin Hammam, der längst lebenslang gesperrt ist und auch im deutschen Sommermärchen-Skandal eine entscheidende Rolle spielte.

(sid)
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