Sechs statt acht Jahre Reduzierte Sperre hilft Blatter nicht weiter

Zürich · Die Fifa-Berufungskommission hat die Sperren gegen Joseph S. Blatter und Michel Platini von acht auf sechs Jahre reduziert. Dem Schweizer hilft das wenig.

Fifa: Die möglichen Nachfolger von Sepp Blatter
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Blatters mögliche Nachfolger

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Das war's endgültig: Die Zeit von Joseph S. Blatter beim Fußball-Weltverband Fifa ist abgelaufen, der Schweizer verlässt sein Imperium nach 17 Jahren durch die Hintertür. Am Mittwochabend reduzierte die Fifa-Berufungskommission die Sperre des 79-Jährigen wie die von Uefa-Präsident Michel Platini (60) zwar von acht auf sechs Jahre - Blatter bleibt damit aber der "Abschied" beim großen Fifa-Kongress am Freitag verwehrt.

Im ursprünglichen Urteil der Fifa-Ethikkommission seien einige "stark strafmildernde Faktoren" nicht berücksichtigt worden, teilte die Fifa um 18.38 Uhr mit: "In Anbetracht dessen ist die Berufungskommission der Auffassung, dass die langjährigen Verdienste von Herrn Blatter und Herrn Platini für die Fifa, die Uefa und den Fußball im Allgemeinen in angemessener Weise als strafmildernder Faktor angesehen werden sollten."

Blatter, der zudem eine Strafe in Höhe von rund 45.000 Euro zahlen muss (Platini: 73.000 Euro), hilft das wenig. Der Schweizer zeigte sich laut Sprecher Thomas Renggli "zutiefst enttäuscht" über die Entscheidung und kündigte wie Platini an, vor den CAS ziehen zu wollen.

"Ich denke nicht, dass ich ein großer Sünder bin", hatte Blatter am Mittwoch im mit der französischen Sportzeitung L'Equipe gesagt. Und, dass er sich "vom lieben Gott verlassen" fühle.

Anders als für Platini war die Berufungskommission für Blatter die letzte Chance, um noch ein letztes Mal auf seinen Thron zurückkehren zu können. Wenn am Freitag der neue Fifa-Präsident gewählt wird, darf Blatter nicht dabei sein. Nach seiner Anhörung in der vergangenen Woche hatte er das Fifa-Hauptquartier in Zürich ungesehen durch einen Nebeneingang verlassen.

Platini kann hingegen auch auf den CAS, der als sportrechtlich letzte Instanz entscheidet, warten - der Franzose hat weiterhin die Rückendeckung seiner Europäischen Fußball-Union (Uefa), die ohne Klarheit im Fall "Blattini" keinen neuen Präsidenten wählen wird. Er will bei der Europameisterschaft in seinem Heimatland (10. Juni bis 10. Juli) wieder in Amt und Würden sein. Seine Kandidatur für die Fifa-Präsidentschaftswahlen hatte Platini längst zurückgezogen.

"Ich kämpfe nicht für meine Zukunft, sondern gegen die Ungerechtigkeit", hatte Platini betont: "Wenn irgendetwas gegen mich vorliegen würde, wäre ich jetzt in Sibirien und würde mich voller Scham verstecken. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen."

"Blattini" waren am 21. Dezember 2015 durch die Fifa-Ethikkommission gesperrt worden. Es geht um die dubiosen 1,8 Millionen Euro, die im Jahr 2011 von der Fifa an Platini gezahlt worden waren - eine schriftliche Legitimation dafür existiert nicht. Beide pochen weiterhin auf einen mündlichen Vertrag, als Zeugen dafür hatte Platini Uefa-Vize Angel Maria Villar Llona und EM-Organisationschef Jacques Lambert mitgebracht.

Im Gegensatz zum Franzosen hielt sich Blatter bedeckt. Der Mann aus dem Wallis war bei seiner Anhörung laut den Fifa-Sicherheitskräften wie zu alten Zeiten bereits um 7.30 Uhr im Fifa-Hauptquartier erschienen, die Verhandlung begann um 9.00 Uhr.

"Es geht um Menschlichkeit", hatte der Schweizer während seiner denkwürdigen Rechtfertigungs-Pressekonferenz geklagt: "Es geht um nichts anderes, als sich zu respektieren." Er fühle sich "verraten".

(ems/sid)
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