+++ Alle Fifa-News im Ticker +++ Niersbach lehnt WM-Boykott ab

Düsseldorf · Einen Tag nach der Wahl des Fifa-Präsidenten traf sich am Samstag das neu gewählte Exekutivkomitee zu seiner ersten Sitzung. Sepp Blatter kündigte etwas Unerwartetes an. Wir haben die Ereignisse des Tages in unserem Ticker zusammengefasst.

FIFA: Sepp Blatter feiert seine Wiederwahl als Präsident
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Blatter feiert seine Wiederwahl

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Foto: afp, mbh//nb

+++ Niersbach gegen Boykott der WM +++

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat sich gegen einen europäischen Boykott der Fußball-Weltmeisterschaften ausgesprochen. "Ich bin total dagegen", sagte Niersbach am Rande des DFB-Pokalfinales zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg in der ARD: "Das ist eine schlechte Waffe, das kann kein Mittel sein." Vor der Wiederwahl von Joseph S. Blatter als Präsident des Weltverbandes Fifa hatte Uefa -Chef Michel Platini einen Rückzug der europäischen Verbände nicht ausgeschlossen. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hatte mehrheitlich für den jordanischen Herausforderer Prinz Ali bin Al Hussein gestimmt. Nach der Festnahme mehrerer hochrangiger Fußball-Funktionäre vor dem Wahlkongress in Zürich soll bei einem Uefa-Treffen am Rande des Champions-League-Finale in Berlin (6. Juni) über weitere Aktionen gegen Blatter beraten werden.

+++ Morales will in Brüssel über Fifa reden +++

Der bolivianische Präsident Evo Morales will den Fifa-Korruptionsskandal auf die Agenda des EU-Celac-Gipfels in Brüssel setzen. "Es kann nicht sein, dass einige Funktionäre das Geld des Volkes in dieser Weise verwalten", sagte der fußballbegeisterte Staatschef am Samstag der staatlichen Nachrichtenagentur ABI. "Blatter hat gewonnen, aber der Fußball hat verloren." Der dritte Gipfel der Europäischen Union und der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (Celac) findet am 10. und 11. Juni statt. Zu dem Treffen in Brüssel werden rund 60 Staats- und Regierungschefs erwartet.

+++ Beckenbauer fordert Dialog +++

Nach den "Hass"-Vorwürfen des wiedergewählten Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter gegenüber der Europäischen Fußball-Union (Uefa) hat Franz Beckenbauer die Verbände zu einem Dialog aufgerufen. Beckenbauer hatte selbst über Jahre dem Exekutiv-Komitee der Fifa angehört. "Ich denke, dass sie im Moment weit auseinander sind. Das Einzige, was hilft, ist die Kommunikation", sagte Beckenbauer am Samstag im Berlin und forderte: "Die sollten sich schleunigst zusammensetzen. Denn das, was derzeit stattfindet, ist nicht nur für die Verbände, sondern auch für den Fußball schädlich."

+++ Figo spricht von einem "schwarzen Tag" +++

+++ Blatter sieht keinen Bruch mit Uefa +++

Trotz seiner umstrittenen Wiederwahl als Fifa-Chef erwartet Joseph Blatter keinen endgültigen Bruch mit der Europäischen Fußball-Union. "Die Uefa gehört zur Fifa, sie brauchen die Fifa und die Fifa braucht die Uefa", sagte der Präsident des Weltverbands am Samstag in Zürich. Auf der Sitzung des Fifa-Exekutivkomitees habe einer der europäischen Vertreter zuvor erklärt, die beiden Dachverbände müssten sich "zusammenraufen".

+++ Uefa-Verbände dürfen sich für WM 2026 bewerben +++

Für die WM 2026 dürfen sich auch Verbände der Europäischen Fußball-Union (Uefa) bewerben. Das beschloss das Exekutivkomitee des Weltverbands Fifa am Samstag. Der Ausrichter der Endrunde in elf Jahren wird 2017 erstmals vom gesamten Fifa-Kongress bestimmt. Bislang war unklar, oben neben den Nationalverbänden aus Asien, die sich wegen der 2022 in Katar stattfindenden WM-Endrunde nicht bewerben dürfen, auch die Europäer trotz der WM 2018 in Russland vom Bewerbungsverfahren ausgeschlossen werden. Die Wahl des Gastgebers 2026 gilt nach der weltweit scharf kritisierten Doppel-Vergabe an Russland und Katar als wegweisende Fifa-Entscheidung.

+++ Fifa suspendiert Indonesien +++

Die Fifa hat Indonesiens Fußballverband suspendiert. Dies teilte der wiedergewählte Weltverbands-Präsident Joseph Blatter am Samstag mit. Wie der Schweizer nach der Sitzung des Fifa-Exekutivkomitees erklärte, darf die Nationalmannschaft Indonesiens jedoch weiter antreten. Das Team greift am 11. Juni mit dem Auswärtsspiel in Taiwan in die 2. Runde der WM-Qualifikation in Asien ein. Die Fifa wirft Indonesien staatliche Einmischung in Angelegenheiten vor. Das Sportministerium hatte den nationalen Verband gesperrt, weil er die Anordnung ignorierte, zwei Clubs aus der nationalen Liga auszuschließen. Beide Vereine waren wegen dubioser Managementpraktiken aufgefallen. Der Weltverband hatte die Wiedereinsetzung der nationalen Föderation verlangt und dafür eine Frist gesetzt, die am Freitag ablief.

+++ Blatter sieht sich nicht in Gefahr +++

Fifa-Präsident Joseph Blatter sieht sich im Zuge der Ermittlungen gegen Fußball-Spitzenfunktionäre nicht selbst in Gefahr. "Wenn jemand Untersuchungen anstellt, dann hat er gutes Recht, dies anzustellen. Wenn es nach Völkerrecht getan wird, habe ich keine Sorgen, insbesondere nicht zu meiner Person", sagte der Schweizer am Samstag in Zürich nach seiner Wiederwahl als Chef des Fußball-Weltverbands. Vor dem Fifa-Kongress waren mehrere Top-Funktionäre wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden. Blatter betonte erneut, es handle sich um Einzeltäter. "Ich war nicht beteiligt", sagte der 79-Jährige.

+++ Sponsoren fordern rasche Veränderungen +++

Druck statt Glückwünsche: Wichtige Fifa-Sponsoren aus den USA haben nach der Wiederwahl von Präsident Joseph S. Blatter (Schweiz) eindringlich Veränderungen beim Weltverband gefordert. "Die Welt", teilte der Fastfood-Riese McDonald s mit, "erwartet konkrete Maßnahmen, und das erwarten wir auch. Wir erwarten, dass die Fifa jetzt schnell, entschlossen und transparent die Reputation wiederherstellt — zum Wohle des Spiels und zum Wohle der Fans, die nicht weniger als das erwarten." Auch die Anheuser-Busch-Brauerei setzte Blatter unter Druck: "Wir erwarten, dass die nächste Fifa-Präsidentschaft ihre inneren Angelegenheiten regelt, für einen Wandel zum Positiven sorgt und sich dabei an strenge ethische Standards hält. Die Fifa muss für die Fans weltweit dafür stehen, dass der Fußball die Menschen zusammenbringen kann." Der Getränke-Gigant Coca-Cola unterstrich gleichfalls den offenkundigen Handlungsbedarf für Blatter bei der Fifa: "Die Fifa muss jetzt die Gelegenheit ergreifen, ihr verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen."

+++ Palästinenser enttäuscht über Nicht-Abstimmung über Israel +++

Am Tag nach dem Fifa-Kongress waren viele Palästinenser enttäuscht darüber, dass es in Zürich nicht zur Abstimmung über einen Ausschluss Israels gekommen ist. Mustafa Barguti von der Nationalen Initiative zeigte sich "sehr enttäuscht" über den Ausgang der Veranstaltung. Der Präsident des Palästinensischen Fußballverbandes Dschibril Radschub hatte seinen Antrag zur Suspendierung Israels in letzter Minute zurückgezogen. "Das war ein Fehler", sagte Barguti der Deutschen Presse-Agentur. Er werde sich weiterhin für den Boykott Israels einsetzen. Die radikale Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) forderte am Samstag eine Befragung Radschubs. Sein Schritt sei "eine Abkehr von unseren Werten, Prinzipien und Bemühungen", die darauf abzielten, Israel international zu isolieren.

+++ Europa behält 13 WM-Startplätze +++

+++ Putin gratuliert Blatter +++

Russlands Staatspräsident Wladimir Putin hat Fifa-Präsident Joseph S. Blatter zur Wiederwahl ins höchste Amt des Fußball-Weltverbandes gratuliert und den 79-Jährigen trotz aller Skandale in den höchsten Tönen gelobt. "Putin ist sich sicher, dass Blatters Erfahrung, Professionalität und hohes Maß an Autorität es ihm erlauben werden, die weltweite Reichweite und Beliebtheit des Fußballs weiter zu vergrößern", zitieren russische Nachrichtenagenturen Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

+++ Frankreich wählt Blatter +++

Frankreichs Fußball-Verband hat Uefa-Chef Michel Platini brüskiert und sich bei der Fifa-Präsidentschaftswahl für Joseph Blatter entschieden. "Ich habe für Joseph Blatter gestimmt. Zwischen ihm und Prinz Ali war es für mich die bessere Wahl", sagte Frankreichs Verbandspräsident Noël Le Graët nach der Abstimmung beim Fifa-Kongress am Freitag in Zürich französischen Medienberichten zufolge. Le Graëts Landsmann Platini ist ausgesprochener Blatter-Kritiker. Vor dem Kongress hatte Platini den Schweizer nochmals in einem Vier-Augen-Gespräch zum Rückzug aufgefordert. Innerhalb der Uefa hatte er auf 45 bis 46 der 53 Stimmen für Al-Hussein gehofft. Seinen eigenen nationalen Verband, für den er mitverantwortlich die WM 1998 organisiert und als großer Star 72 Länderspiele bestritten hatte, konnte er aber nicht vom Anti-Blatter-Kurs überzeugen.

+++ Engländer Gill tritt aus Exekutivkomitee aus +++

Der Engländer David Gill, früherer Klub-Direktor von Manchester United, hat seinen sofortigen Rückzug aus dem Fifa-Exekutivkomitee nach der Wiederwahl von Präsident Joseph Blatter erklärt. "Dieser Schritt fällt mir nicht leicht, aber die fürchterlich beschädigenden Ereignisse der letzten drei Tage haben mich überzeugt, dass es nicht angemessen ist, unter der aktuellen Führung ein Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees zu sein", sagte Gill am Samstag in Zürich. Er hatte den Platz als Fifa-Vizepräsident übernehmen sollen, der laut Statuten für die vier britischen Verbände reserviert ist. Wer sein Nachfolger werden soll, steht noch nicht fest.

+++ US-Präsident Obama hält sich aus Fifa-Debatte raus +++

US-Präsident Barack Obama hält sich aus der Debatte über die Zukunft des Fußball-Weltverbandes Fifa heraus. Das Weiße Haus verzichtete am Freitag zwei Tage nach den von US-Behörden beantragten Festnahmen von hochrangigen Fußball-Funktionären in Zürich auf eine Reaktion auf die Wiederwahl des umstrittenen Fifa-Bosses Joseph S. Blatter (Schweiz) für eine fünfte Amtszeit als Präsident. "Das ist eine Entscheidung dieser Organisation, die sich gerade in schwerem Aufruhr befindet. Sie haben sie zu treffen, und wir lassen sie sie auch treffen", sagte Obamas Sprecher Josh Earnest.

+++ Blatter kritisiert Ermittlungen der US-Justiz +++

Der wiedergewählte Fifa-Präsident Sepp Blatter hat Kritik an den Korruptionsermittlungen der US-Justiz gegen Funktionäre des Fußballweltverbands geübt. Dabei bemängelte Blatter am Samstag vor allem den Zeitpunkt der Festnahmen von Verdächtigen kurz vor dem Fifa-Kongress in Zürich. Die Vorwürfe von US-Justizministerin Loretta Lynch hätten ihn schockiert, sagte der Fifa-Chef dem Sender RTS. Lynch hatte gesagt, Fifa-Funktionäre und ihre Marketing-Partner hätten das weltweite Geschäft mit dem Fußball korrumpiert, um sich zu bereichern. Blatter kommentierte, er würde niemals eine Erklärung über eine andere Organisation abgeben, ohne Bescheid zu wissen. Falls es finanzielle Straftaten gebe, die Amerikaner beträfen, müssten die US-Behörden die Täter in den Vereinigten Staaten festnehmen und nicht in Zürich, wo der Fifa-Kongress abgehalten werde, fügte Blatter hinzu.

+++ Beckenbauer lobt Blatter und kritisiert die Uefa +++

Franz Beckenbauer hat Fifa-Chef Joseph Blatter nach dessen Wiederwahl gelobt und den Gegenspielern des Schweizers von der Uefa eine schlechte Strategie bescheinigt. "Blatter ist ohne Zweifel eine starke Persönlichkeit, die ein gewaltiges Standing in der Welt besitzt", sagte der Fußball-Kaiser in einem Interview der "Thüringer Allgemeinen" (Samstag). Die europäischen Gegenspieler Blatters kritisierte Beckenbauer. "Die Uefa hat ja noch nicht einmal einen eigenen Kandidaten vorzuweisen. Wenn ich etwas ändern will, dann muss ich eine Alternative anbieten", sagte das frühere Exekutivkomitee-Mitglied des Fußball-Weltverbandes.

+++ Warner leugnet Korruption +++

Der frühere Fifa-Vizepräsident Jack Warner (Trinidad und Tobago) hat die Vorwürfe gegen seine Person wegen Korruption im Zusammenhang mit Fußball-Geschäften zurückgewiesen. Auf einer Pressekonferenz in Port of Spain bezeichnete der nach einem Haftbefehl aus den USA gegen Kaution freigelassene Ex-Minister die Ermittlungen der US-Behörden als Vergeltungsmaßnahme für die Niederlage bei der Bewerbung um die WM-Endrunde 2022 gegen Katar.

+++ Linkspartei fordert Aufarbeitung der WM-Vergabe 2006 +++

Die Linkspartei hat eine Aufarbeitung der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland gefordert. "Wer den Fifa-Sumpf trocken legen will, der muss alles auf den Tisch packen und darf sich nicht ausschließlich an Blatter, Russland und Katar abarbeiten", sagte Linken-Chef Bernd Riexinger unserer Redaktion. "Wer glaubt, die in der Fifa-DNA angelegte Korruption hätte ausgerechnet um die WM 2006 einen Bogen gemacht, der will den FIFA-Sumpf nicht austrocknen, sondern mit dem Finger auf andere zeigen", meinte Riexinger. Schon 2003 habe es Verdachtsmomente gegeben, diese müssten jetzt wieder auf den Tisch. Der DFB solle selber aktiv werden und nicht auf die amerikanischen Justizbehörden warten, forderte der Linken-Chef.

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