Fifa-Präsident geht in fünfte Amtszeit Der ewige Blatter

Zürich/Berlin · Sepp Blatter bleibt der Herrscher der Fußball-Welt. Der 79 Jahre alte Schweizer wurde am Freitag beim Fifa-Kongress in Zürich trotz des massiven Korruptionsverdachts gegen führende Fifa-Funktionäre mit 133 zu 73 Stimmen gegen seinen einzigen Herausforderer, Prinz Ali bin al Hussein, gewählt. Weil Blatter die Zwei-Drittel-Mehrheit im ersten Durchgang verfehlt hatte, wäre eigentlich ein zweiter Wahlgang nötig geworden. Doch sein jordanischer Konkurrent verzichtete darauf.

FIFA: Sepp Blatter feiert seine Wiederwahl als Präsident
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Blatter feiert seine Wiederwahl

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Das Wahlergebnis ist dennoch Ausdruck einer starken, vor allem aus Europa gesteuerten Opposition um Uefa-Chef Michel Platini und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Letzterer will erst noch endgültig entscheiden, ob er unter Blatter sein neues Amt im Fifa-Exekutivkomitee auch tatsächlich ausüben wird. Führende deutsche Fußball-Funktionäre von Karl-Heinz Rummenigge bis Reinhard Rauball forderten Niersbach auf, trotz der moralisch schwierigen Lage der Fifa den Posten einzunehmen, um einen Wandel von innen zu gestalten. Auch der Geschäftsführer von Borussia Mönchengladbach, Stephan Schippers, äußerte den Wunsch, Niersbach möge innerhalb der Fifa "im Sinne des deutschen Fußballs und der Bundesligaclubs agieren."

Schon heute könnte es zu einem Kräftemessen zwischen Blatter und Fußball-Europa kommen, wenn in Zürich das Exekutivkomitee über die WM-Startplätze 2018 und 2022 entscheidet. Uefa-Chef Platini hatte zuvor einen Rückzug der europäischen Mannschaften aus allen Fifa-Wettbewerben nicht ausgeschlossen. Eine weitere Option ist der kollektive Austritt der Uefa-Mitglieder aus dem Fifa-Exekutivkomitee. Darüber soll in der kommenden Woche in Berlin beraten werden.

FIFA: "Am Ende gewinnt immer Blatter" - Pressestimmen
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Pressestimmen zu Blatters Wiederwahl

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Blatters Wiederwahl war von einer Bombendrohung verzögert worden. Er erhielt die zweitmeisten Gegenstimmen seiner bisher 17-jährigen Amtszeit. Zuvor hatte Blatter die Verantwortung für den jüngsten Korruptionsskandal mit Festnahmen von sieben Funktionären in Zürich inklusive seiner Ex-Stellvertreter Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo auf andere geschoben. "Die Schuldigen, wenn sie denn als schuldig verurteilt werden, das sind Einzelpersonen, das ist nicht die gesamte Organisation." Er werde die "Fifa zurückbringen, gemeinsam schaffen wir das", rief Blatter den Delegierten aus den 209 Mitgliedsländern zu, die er nun für vier weitere Jahre anführen kann. Seine Wahl wurde von vielen Delegierten mit Jubel quittiert.

Deutsche Politiker hatten im Vorfeld von Blatters Wahl eine schonungslose Aufklärung der Korruptionsvorwürfe verlangt. Die Linke forderte dabei auch eine Aufarbeitung der Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006, die als "Sommermärchen" in die Fußballgeschichte eingegangen ist. "Wer den Fifa-Sumpf trockenlegen will, der muss alles auf den Tisch packen und darf sich nicht ausschließlich an Blatter, Russland und Katar abarbeiten", sagte Linken-Chef Bernd Riexinger. Wer glaube, die Korruption habe ausgerechnet um die WM 2006 einen Bogen gemacht, der wolle nur mit dem Finger auf andere zeigen, sagte Riexinger. Der DFB müsse selber aktiv werden und nicht auf die amerikanischen Justizbehörden warten, so der Linken-Chef.

Die Fifa stecke derzeit in der größten Krise ihrer 111-jährigen Geschichte, sagte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Stephan Mayer. Er forderte einen umfangreichen und konsequenten Reformprozess. "Ich bin der Meinung, dass Sepp Blatter nicht der richtige Mann dafür ist, diese große und wichtige Aufgabe unbefangen und unbelastet zu meistern", sagte Mayer. Der stellvertretende CDU-Chef Thomas Strobl stellte unterdessen die Vergabe der Fußballweltmeisterschaften nach Russland und Katar infrage. "Wenn sich herausstellt, dass die nächsten Weltmeisterschaften nur aufgrund von Korruptionsgeldern vergeben worden sind, sollte die Fifa neu entscheiden. Es ist gut, dass eine staatliche Behörde hier ermittelt, eine Selbstreinigung der Fifa funktioniert offenkundig nicht."

So reagiert das Netz auf Blatters Wiederwahl
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Foto: dpa, pse hak

Viel hängt von den laufenden Ermittlungen ab. Der englische Journalist Andrew Jennings recherchiert seit Jahren über die Fifa und übergab dem FBI schon 2010 brisante Dokumente. Er sieht den Fifa-Chef weiter unter Druck und schreibt auf Twitter: "Da kommt noch mehr. Blatter steht im Fadenkreuz."

(RP)
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