Wiederwahl von Sepp Blatter Deutsche Politiker fordern neuen Weltverband WFA

Berlin · Nach der Wiederwahl des Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter haben deutsche Politiker die Gründung eines neuen Weltverbandes gefordert.

FIFA: Sepp Blatter feiert seine Wiederwahl als Präsident
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Blatter feiert seine Wiederwahl

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Foto: afp, mbh//nb

"Nach der Wiederwahl Blatters müssen die europäischen Verbände endlich Konsequenzen ziehen", sagte Alexander Graf Lambsdorff, Vize-Präsident des Europäischen Parlaments, der "Welt am Sonntag". Die stärksten Verbände mit den besten Mannschaften sollten sich zu einer neuen "World Football Association" (WFA) zusammenschließen, schlug der FDP-Politiker vor.

"Ob die WM 'FifaWorld Cup' oder 'WFA Global Championship' oder anders heißt, ist unwichtig. Entscheidend ist: Die Fans wollen den weltbesten Fußball sehen, der von einem Weltverband seriös und skandalfrei verwaltet wird." Europa müsse die Ankerregion für einen neuen Weltverband sein, so Lambsdorff. "Wenn die fünf führenden europäischen Fußballnationen Deutschland, England, Spanien, Frankreich und Italien sich bereit erklären, den Anker für die neue WFA zu bilden, werden in kürzester Zeit die USA, Japan und Australien dazu stoßen. Wenn dann noch Argentinien und Brasilien mitmachen, ist die Blatter-Fifa sportlich und wirtschaftlich am Ende."

Auch die Grünen-Vorsitzende Simone Peter plädierte für einen Gegenverband zur Fifa. "Wenn die Fifa nicht vom Kopf auf die Füße gestellt werden kann, wäre auch die Gründung eines neuen Fußball-Weltverbands denkbar, der den Sport in den Vordergrund stellt, transparente und werteorientierte Kriterien für die Vergabe von Sportereignissen erstellt und sicherstellt, dass Korruption und Geldwäscherei zukünftig ausgeschlossen sind", sagte die Grünen-Chefin der Welt am Sonntag.

FIFA: "Am Ende gewinnt immer Blatter" - Pressestimmen
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Pressestimmen zu Blatters Wiederwahl

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Der umstritten Fifa-Präsident Blatter war am Freitag trotz der tiefsten Krise des Weltverbandes wiedergewählt worden. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hatte mehrheitlich für den jordanischen Herausforderer Prinz Ali bin Al Hussein gestimmt und sich nach den Ereignissen in Zürich mit der Festnahme mehrerer hochrangiger Fußball-Funktionäre auf ein Treffen am Rande des Champions-League-Finale in Berlin (6. Juni) zur Abstimmung weiterer Aktionen gegen Blatter verständigt.

Rauball kritisiert Verhalten der Uefa

Ligapräsident Reinhard Rauball forderte Europas Fußball-Spitzen zu einer Aufarbeitung des gescheiterten Angriffs auf Blatter auf. "Die Uefa muss intern kritisch ihren Auftritt auf dem Fifa-Kongress hinterfragen, Schwachpunkte klar definieren und eine Strategie entwickeln, wie künftig europäische Interessen durchgesetzt werden können", sagte Rauball der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Die Uefa hatte wegen der Ereignisse zunächst mit einem Boykott des Kongresses gedroht, dann aber doch darauf verzichtet. Während der Veranstaltung gab es keine verbalen Attacken gegen Blatter von Uefa-Vertretern.

Prinz William schlss sich unterdessen Forderungen nach einer tiefgreifenden Reform der skandalumwitterten Fifa an. Es scheine eine riesige Kluft zwischen dem Fairplay-Gedanken der Spieler und Fans und den Korruptionsvorwürfen rund um das internationale Sportmanagement zu geben, sagte William am Samstag in seiner Funktion als Präsident des englischen Fußballverbands. Er äußerte sich vor dem FA-Cup-Finale zwischen den Vereinen FC Arsenal und Aston Villa.

Prinz William sagte, die jüngsten Ereignisse in Zürich stellten für die Fifa einen Salt-Lake-City-Moment dar, also vergleichbar mit damaligen schweren Vorwürfen gegen das Internationale Olympische Komitee. Genau wie der IOC müsse die Fifa nun zeigen, dass sie die Interessen des Fair Play vertreten und den Sport an die erste Stelle setzen könne.

(sid/dpa/ap)
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