Neuer Fifa-Präsident DFB steht hinter Infantino — 40 Teams bei der WM im Gespräch

Frankfurt/Main · Der Deutsche Fußball-Bund wird bei der Wahl des neuen Fifa-Präsidenten den Schweizer Gianni Infantino unterstützen. Das bestätigte Interimspräsident Reinhard Rauball am Dienstag bereits einen Tag vor der dafür maßgeblichen Präsidiumssitzung des DFB.

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"Ich werde dem Präsidium empfehlen, dass wir den derzeitigen Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino wählen. Das ist derjenige, der das Geschäft von der Pike auf kennt. Das hat er schon innerhalb eines wichtigen Verbandes wie der Uefa bewiesen", sagte Rauball beim Neujahrsempfang der Deutschen Fußball Liga in Frankfurt am Main.

Kurz nach der offiziellen Unterstützung durch den größten Sportfachverband der Welt machte der 45 Jahre alte Infantino am Dienstag sein Wahlprogramm für den Fifa-Kongress am 26. Februar öffentlich. Dann wählt der von Skandalen erschütterte Weltverband in Zürich einen Nachfolger für seinen aktuell gesperrten Präsidenten Joseph Blatter.

Infantino bekräftigte noch einmal seinen Plan, Fußball-Weltmeisterschaften künftig auf 40 Mannschaft auszuweiten - und dann auch in mehr als zwei Ländern stattfinden lassen zu können. "Die Fifa sollte die Möglichkeit untersuchen, dass die WM nicht nur in ein oder zwei Ländern organisiert wird, sondern in einer ganzen Region", schrieb der Schweizer in seinem elf Punkte umfassenden Programm.

Infantinos Plan ist zuletzt schon einmal von der Fifa-Exekutive abgelehnt worden. Asiaten und Afrikaner waren dabei für eine WM mit 40 Teams, ausgerechnet die Europäer aber dagegen. Mehr Ländern die Aussicht auf eine WM-Teilnahme zu geben, davon verspricht sich der Schweizer auch mehr Stimmen bei der Fifa-Wahl. "Es wären nur drei zusätzliche Spieltage notwendig, so dass es keinen Einfluss auf den internationalen Matchkalender hätte", erklärte er in seinem Manifest.

Infantino ist einer von fünf Kandidaten für die Blatter-Nachfolge. Als Favorit gilt der Chef des asiatischen Kontinentalverbandes, Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa aus Bahrain. Er ist allerdings hochumstritten, erst am Dienstag erklärte die Organisation Reporter ohne Grenzen in einer Stellungnahme: "Als Mitglied des bahrainischen Königshauses steht Scheich Salman für ein Regime, das kritische Blogger und Journalisten seit Jahren gnadenlos verfolgt. Dieser Mann ist absolut ungeeignet als oberster Repräsentant des Weltfußballs." Die weiteren Kandidaten sind der Jordanier Prinz Ali bin al-Hussein, der Franzosen Jerome Champagne und der Südafrikaner Tokyo Sexwale.

Eine spannende Frage könnte sein: Wie verhält sich der DFB, falls Infantino bei der Wahl schon frühzeitig scheitert? Wäre dann auch eine Unterstützung für Scheich Salman denkbar? Beim Neujahrsempfang der DFL gab es darauf keine Antworten, weil sich zunächst einmal alles auf Infantino konzentrierte.

"Er ist für mich ein Mann aus einer neuen Generation", sagte Rauball. "Er spricht fünf Sprachen und ist so gut vernetzt wie kein Zweiter." Ein jüngeres, vermeintlich frisches Gesicht soll für eine grundlegende Reform der Fifa stehen, das ist der Gedanke. "Wichtig ist, dass er die Reformbestrebungen eins zu eins in die Tat umsetzt", meinte Rauball.

Als Generalsekretär des europäischen Verbands ist Infantino ein enger Vertrauter des Uefa-Präsidenten Michel Platini. Zum Kandidaten für die Fifa-Präsidentschaft stieg er nur auf, weil sein Chef genau wie Blatter gerade gesperrt ist. "Ich kenne ihn schon sehr lange, ich habe bisher sehr gut mit ihm zusammengearbeitet", sagte auch DFL-Geschäftsführer Christian Seifert über den Schweizer. "Ich warne allerdings davor, dass man meint, der europäische Fußball alleine müsse den Weltfußball organisieren."

Zu Gast beim Neujahrsempfang war auch jemand, der noch bis vor kurzem ebenfalls als möglicher neuer Uefa- oder sogar Fifa-Präsident gehandelt wurde: der ehemalige DFB-Chef Wolfgang Niersbach, der aufgrund seiner ungeklärten Rolle und seinem Verhalten in der Affäre um die WM 2006 von seinem Posten zurücktrat. Er wurde von der großen Fußball-Familie herzlich begrüßt. Öffentlich äußern wollte er sich aber nicht.

(dpa)
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