Funktionäre festgenommen Pressestimmen zum Fifa-Skandal
Wir haben die Pressestimmen zum neuerlichen Fifa-Skandal gesammelt.
Clarin (Argentinien): "Der Klientelismus 'made in Argentina', den (der verstorbene Fifa-Vize Julio) Grondona in der AFA (dem argentinischen Fußballverband) eingeführt hatte, wurde in der FIFA nachgebildet. Blatter wurde mehrfach wiedergewählt dank der Stimmen aus der Dritten Welt (...). So ist es kein Zufall, dass alle beschuldigten Fußballfunktionäre vom amerikanischen Kontinent stammen, (den regionalen Dachverbänden) CONCACAF und CONMEBOL angehören."
La Nación (Argentinien): "Die USA war das Land, dass nach dem Skandal der Olympia-Winterspiele in Salt Lake City 2002 eine Säuberung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) veranlasste, das damals vielleicht ebenso korrupt wie die FIFA war. Die Ermittlungen des FBI hatten damals die Ausweisung von einem Dutzend Sportfunktionären aus der Olympia-Welt zur Folge, die fast alle aus der sogenannten Dritten Welt stammten. Die ethische Säuberungsaktion, sagten kritische Stimmen, ähnelte auch einer ethnischen Säuberung. Blatter, bis gestern im Himmel, heute in der Nähe der Hölle, kann dieses Argument zu seiner Verteidigung nicht brauchen."
Cancha (Mexiko): "Es gibt keine Unberührbaren"
Washington Post (USA): "Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für die FIFA, ihre Entscheidung für diese beiden Länder (Russland und Katar) zurückzunehmen und die Ausschreibung unter unabhängiger Aufsicht wieder zu eröffnen. (...) Es wäre auch ein guter Zeitpunkt, die Karriere von FIFA-Präsident Sepp Blatter zu beenden, der seit 1998 über den Verband geherrscht und dessen Einnahmen verteilt hat."
La Croix (Frankreich): "Es gibt zu viele Fußballfans, die zweifeln, ob ihr Lieblingssport Platz lässt für traurige Praktiken, aber lieber nicht darüber nachdenken."
Dernieres Nouvelles d'Alsace (Frankreich): "Es ist viel mehr notwendig als eine Razzia, so spektakulär sie auch sein mag, um der bis auf die Knochen korrupten Hydra, die den weltweiten Fußball regiert, ein Ende zu bereiten. Aber es ist schon mal ein guter Anfang."
L'Alsace (Frankreich): "Beim Fußball spielen elf gegen elf und am Ende ist es das Geld, das gewinnt."
La Vanguardia (Spanien): "Bei der FIFA wurde die Zeit des Wandels eingeläutet. Aber dieser Wandel scheint unter Blatter nicht durchführbar. Und - sagen wir das ohne Umschweife - auch nicht ohne eine ernsthafte Gewissensprüfung seitens der Sponsoren und der Verwalter der TV-Rechte, die den Niedergang mitverantwortet haben."
De Volkskrant (Niederlande): "Blatters Verbleib im Amt ist tödlich für das Image der FIFA. So sieht es jedenfalls ein Teil der Welt. Blatter hat keine Botschaft für jenen Teil der Welt, der vor allem aus europäischen Ländern besteht."
Lidove noviny (Tschechien): "Die Gegner von FIFA-Präsident Joseph Blatter blicken nun hoffnungsvoll auf den Gegenkandidaten. Der jordanische Prinz Ali bin al-Hussein soll derjenige sein, der dem Weltfußball sein sauberes Image zurückgibt und ihn aus der Krise führt! Das ist eine schöne, aber etwas naive Vorstellung."
Hospodarske noviny (Tschechien): "Es überrascht überhaupt nicht, wie die Ära Blatter Tage vor seiner erwarteten Wiederwahl in eine fünfte (!) Amtszeit endet. Natürlich wirft die Wahl des Zeitpunkts bei manch einem Fragen auf. Doch jeder, der Fußball gern hat und dafür sein Geld ausgibt, sollte jubeln, als ob sein Team ein wichtiges Spiel gewonnen hätte."
Der Standard (Österreich): "Ein Mittwoch, der als ein schwarzer Tag in die Geschichte der 1904 gegründeten FIFA eingeht. Der Doppelschlag von Zürich erschüttert die Fußballwelt. Blatter versucht es noch als seinen Erfolg zu verkaufen, dass in seinem engsten Umfeld auf Teufel komm raus verhaftet wird. Schlechter Chef."
Krone (Österreich): "Die FIFA steht vor der größten Zerreißprobe ihrer skandalumtosten Geschichte. Die heikle Frage: Ist Blatter der Nächste?"
Sport (Spanien): "Ein ganz harter Schlag für die Glaubwürdigkeit der FIFA, die von Skandal in Skandal tappt. Eine Bande von Lebemännern, die sich für unangreifbar halten."
El Mundo Deportivo (Spanien): "Wir sind erst am Anfang. Der Imageschaden für die FIFA ist brutal."
Marca (Spanien): "Das FBI demontiert die FIFA. Es kann einfach nicht sein, dass unter diesen Umständen die Wahl zum FIFA-Präsidenten stattfindet. Das ist ein Witz."
AS (Spanien): "Die US-Justiz erklärt der Korruption im Fußball den Krieg. Das FIFA-Erdbeben wird man auch bei der UEFA spüren."
The Sun (England): "Die WM-Schande. Der vergiftete Sepp. Jetzt gebt England die WM!"
Independent (England): "Das Spiel der Schande."
Guardian (England): "Bestechung folgt Bestechung folgt Bestechung. Der Gestank der Korruption liegt über der gesamten FIFA.
The Times (England): "Die WM des Betrugs. Der Druck auf Blatter wächst ins Unendliche."
Daily Mail (England): "Die FIFA erlebt ihre Kernschmelze. Wie kann Blatter das noch überleben?"
Daily Telegraph (England): "Das Spiel ist aus! Endlich wird die FIFA für jahrzehntelange Korruption zur Verantwortung gezogen."
New York Times (USA): "Korruption verdunkelt den Fußball. Die FIFA hat immer gehofft, dass die USA sich mehr für ihren Sport interessieren - jetzt hat sie es geschafft."
USA Today (USA): "Der FIFA-Skandal erinnert an Robert F. Kennedys Kampf gegen die Mafia. Loretta Lynch bereitet die große Bühne für den Kampf der Schwergewichte: Die US-Justiz gegen den omnipräsenten Fußball-Weltverband."
Wall Street Journal (USA): "Der größte Skandal des modernen Sports. Die FIFA ist seit Jahrzehnten eine perverse Mischung aus verhätschelter Oligarchie und der Schurkerei von James-Bond-Bösewichten."
New York Post (USA): "Loretta Lynch mistet die Jauchegrube aus. Hol die Roten Karten raus, Loretta!"
L'Equipe (Frankreich): "Der eine Skandal zu viel. Es stinkt. Und die Abwasserkanäle der FIFA reichen nicht, um die Gerüche zu verbergen, selbst wenn man sich die Nase zuhält."
Courrier de l'Ouest: "Operation 'Saubere Hände' bei der FIFA. Ein doppeltes Erdbeben erschüttert den Weltverband."
Ouest France (Frankreich): "Der Schraubstock schließt sich um die FIFA und Blatter."
Le Parisien (Frankreich): "Der Druck auf Blatter wächst."
Le Monde (Frankreich): "Ein beunruhigender Tag für die FIFA, die jetzt von den Justizbehörden aus zwei Ländern ins Visier genommen wird."
Le Figaro (Frankreich): "Blatter will wiedergewählt werden, obwohl die FIFA die größte Krise ihrer Geschichte durchläuft."
Liberation (Frankreich): "FIFA nostra. Die USA und die Schweiz greifen an."
Gazzetta dello Sport (Italien): "Ein Erdbeben erschüttert die FIFA. Jetzt droht eine Art Nürnberger Prozess, in dem 20 Jahre Regierung des Weltfußballs unter die Lupe genommen werden."
Corriere dello Sport (Italien): "Der FIFA-Schock! Wer weiß, am Schluss wird der internationale Fußball noch von den Nordamerikanern gerettet, die erst viele Jahre nach der WM 1994 begonnen haben, diesen Sport zu lieben."
Il Messaggero (Italien): "Die Amerikaner rächen sich für die Niederlage, die sie 2010 bei der WM-Bewerbung für 2022 erlitten haben."
La Repubblica (Italien): "Hier herrscht ein mittelalterliches System, das auf Verschwiegenheit, Komplizenschaft und Erpressung basiert."
Corriere della Sera (Italien): "Die FIFA ist erstmals wirklich in Bedrängnis. Das Reich Blatters droht einzustürzen."
Blick (Schweiz): "Wildwest im Nobelhotel Baur au Lac. Die Welt schaut auf die Schweiz. Und schüttelt ungläubig den Kopf. Der Weltfußballverband wird durchgeschüttelt wie noch nie in seiner Geschichte. Wenn die Wahl zum Präsidenten tatsächlich stattfindet, wird Sepp Blatter im Amt bestätigt. Es gibt momentan und in dieser Krisensituation keine überzeugende Alternative."
Tagesanzeiger (Schweiz): "In keiner anderen Geschäftswelt wäre Blatter noch tragbar. Bei der FIFA aber darf er jetzt den Erneuerer spielen."
Neue Zürcher Zeitung (Schweiz): "Die dunklen Geister bleiben. Immer mehr Funktionäre fallen im Zuge der Fifa-Reformen von der Stange, einer aber bleibt unverrückbar. Und er geht vielleicht sogar noch gestärkt aus allem hervor: Blatter."
De Telegraaf (Niederlande): "FIFA la fraude - es lebe der Betrug."
Rheinische Post: "Fifa-Präsident Blatter ist verantwortlich – Der Verband beteuert, dass alle Untersuchungen, mithin auch die Festnahmen, von ihr selbst durch eine Strafanzeige in Gang gebracht worden seien. Damit will sich vor allem Präsident Sepp Blatter als großer Saubermann des Weltsports präsentieren.Das ist er natürlich nicht. Und wenn auch nur ein Teil der Korruptionsvorwürfe an leitende Funktionäre seines Verbandes nachweisbar ist, muss der saubere Herr Blatter seinen Hut nehmen. Eine derart ehrenwerte Logik ist ihm allerdings fremd."
Spiegel Online: "Es wird eng für Blatter – Der 27. Mai 2015 wird Spuren hinterlassen in der Parallelgesellschaft des Weltsports, nicht nur im Reich des Fußball-Weltverbandes Fifa. Im Morgengrauen wurden ausgerechnet im Luxushotel 'Baur au Lac', wo schon Heerscharen korrupter Funktionäre gastierten, sieben Fifa-Funktionäre aus dem Schlaf gerissen und verhaftet. So müsste das bei Delikten dieser Art – Geldwäsche, internationaler Betrug, Verschwörung – eigentlich immer sein. Aber in Wirklichkeit war es noch nie so. Die Schweiz garantierte den Sportverbänden bislang stets die nötige Verschwiegenheit und eine gewisse Ruhe vor Strafverfolgung. Das scheint nun anders, die Ereignisse vom Mittwoch sind deshalb historisch zu nennen."
Süddeutsche Zeitung: "Aufstand! Gegen die Fußballregierung! Was nun? Es bliebe ein Weg, den Verbraucher schon oft gegangen sind. Es ist der Weg des Verzichts. Kein Verband ist Zwangsmitglied der Fifa. Kein TV-Sender muss die Rechte kaufen. Und kein Zuschauer ist gezwungen, eine Fifa-Veranstaltung zu besuchen. BSE in der Kuh, Weichmacher im Spielzeug, Wahnsinn in der Fifa: Der Verbraucher hat die Macht, das zu ändern. Tut halt weh, der Verzicht auf Steak und Stollenschuhe.Zuerst aber sollten jene Funktionäre, die im Baur au Lac unbehelligt zu Ende frühstücken durften, aufstehen. Blatters Wahl würde das System in die Unendlichkeit verlängern – sie darf jetzt nicht stattfinden, zu Beginn solcher Ermittlungen."
Frankfurter Allgemeine: "Die Fifa vergiftet den Sport – Blatters jahrzehntelange Untätigkeit ist die Quelle eines unermesslichen Image-Schadens für die Fifa. Dabei spielt es keine Rolle, ob er die der Korruption verdächtigten Kollegen gewähren ließ oder ihnen nicht beikommen konnte. Als Oberhaupt wäre es seine Aufgabe gewesen, den Verband vom Ruf einer korrupten Funktionärsclique zu befreien. Er trägt die politische Verantwortung für ein Desaster, das weit über den Fußball hinausreicht."
Kölner Stadt-Anzeiger: "Und am Ende könnte Sepp Blatter der Gewinner sein – Die Polizeiaktionen in Zürich und die offenbar nahtlos funktionierende Kooperation der Behörden in der Schweiz und in den USA erinnern nicht zufällig an große, generalstabsmäßig geplante Coups gegen die Mafia. Die Anmutung ist nicht die gleiche: Die Clanchefs aus aller Welt treffen sich an einem Ort, und in langwieriger Kleinstarbeit haben fleißige Beamte weltweit belastendes und – hoffentlich – belastbares Material zusammengetragen. Und dann schnappt die Falle zu, im Morgengrauen werden die Beschuldigten aus ihren Luxus-Hotels abgeführt, und weltweit jubeln die Kommentatoren."
taz: "Naivität, die keine Polizei erlaubt – Unglaublich! Die Fifa ist womöglich korrupt. Wer hätte das gedacht? Alle, alle haben es gedacht. Und doch war die Aufregung riesig, als am Mittwoch in der Schweiz, drei Tage vor den Kongress des Internationalen Fußballverbands, etliche führende Fußballfunktionäre verhaftet worden sind. Niemand dürfte sich darüber gewundert haben, dass sich in der Fifa Bonzen tummeln, die ihr Vermögen mittels Vorteilsnahme oder Geldwäsche mehren. Die Fifa eben! Und doch wehte an diesem Mittwochvormittag so etwas wie ein Hauch der Hoffnung durch die Welt des Fußballs."
Berliner Morgenpost: "Wie Blatter zum Paten und die Fifa zur Mafia wurde – Ein Skandal, dass am Mittwochmorgen ein paar Fifa-Funktionäre in Zürich festgenommen wurden? Aber nein. Der Skandal ist vielmehr, dass jene Herrschaften so lange frei herumliefen, die sich offenbar fast ein Vierteljahrhundert lang an einer Droge bereicherten, auf die alle scharf sind, ob im Kanzleramt oder in der Eckkneipe, bei Bildungsbürgers oder Bushido: Fußball. Während sich die Welt berauschte, verwandelte Joseph Blatter den Weltfußballverband Fifa in eine mafiöse Vereinigung, die den Sport ausplünderte. Dabei folgt Blatter, der sich selbst den 'Paten' nennt, treu den Glaubenssätzen von Don Corleone, dem Paten aller Paten."
Spox: "Mut zum Boykott – Blatter ist weder am Freitag noch bei einer Wahl zu einem späteren Zeitpunkt zu verhindern. Den Schlüssel für ein Ende des Schweizer Paten an der Spitze des Weltverbandes haben nach wie vor die europäischen Mitgliedsstaaten in der Hand. Große Verbände wie der DFB, die englische FA oder die französische FFF müssen sich ernsthaft mit einem Boykott der Weltmeisterschaften beschäftigen. Eine WM ohne die großen Vertreter aus Europa würde dem Produkt WM als Wirtschaftsfaktor Nummer eins der Fifa schaden. Das wäre auch zum Nachteil der Steigbügelhalter Blatters und könnte zu einem Umdenken führen. Aber noch fehlt den Verbänden bisher der Mut."
Tagesspiegel: "Nur die Vereinten Nationen können die Fifa retten – So groß müsste man schon denken, wenn man sich den Fußball ohne die Fifa vorstellen möchte. Weil auch der Fußball so groß geworden ist und mit ihm der Weltverband. Vor allem ist die Fifa dank der Milliardenspritzen von Fernsehsendern und Sponsoren unglaublich schnell und unkontrolliert in die Höhe geschossen. Gerade deshalb sieht sie jetzt so hässlich aus mit all den Auswüchsen an Korruption, den Pestbeulen von persönlicher Bereicherung."
Frankfurter Rundschau: "Blatters Imperium wankt – Seit Joseph Blatter vor 17 Jahren vom Generalsekretär zum Präsidenten des Weltfußballverbandes Fifa aufstieg, ist kaum ein Jahr ohne Skandal vergangen. Doch jetzt da sich sogar die Schweizer Behörden erstmals im großen Stil gegen sein Korruptions-Imperium stellen, muss sich Blatter verantworten. Die Uefa fordert nun eine Verschiebung der Präsidentenwahl."
Handelszeitung: "Fifa : Ein Neuanfang, aber ohne Blatter – Schwer lasten Versäumnisse der vergangenen Jahre. Und diese Versäumnisse und dieses Laisser-faire haben ein Gesicht: Das des 79-jährigen Sepp Blatter, der 1998 zum Fifa-Präsidenten gewählt wurde und sich zum fünften Mal zur Wahl stellt.Auch wenn von den Vorwürfen nichts Konkretes an ihm haften blieb und es die Fifa war, die im November 2014 Strafanzeige bei der Bundesanwaltschaft einreichte, braucht der Weltfussballverband einen Neuanfang mit einer glaubwürdigen Zero-Tole-rance-Strategie – und einem neuen Präsidenten, der nicht die alten, unsäglichen Zeiten verkörpert."
Handelsblatt: "Endspiel des Paten – Joseph Blatter hat aus dem Weltfußball eine Geldmaschine gemacht. Darüber wacht der Schweizer wie Gottvater. Eine Razzia wegen Korruption mit 14 Festnahmen erschüttert nun sein System. Gegen ihn wird nicht ermittelt."
Bild-Zeitung: "Blatter muss weg! Vier weitere Jahre schmutzige Geschäfte. Vier weitere Jahre Chaos. Vier weitere verlorene Jahre für den Fußball. Begreift Blatter nicht, was er dem Sport antut, den er angeblich so liebt? Blatter muss weg – und zwar sofort! Hunderte Millionen Fans auf der ganzen Welt haben die Schnauze voll von Blatter und seiner Funktionärs-Bande. Die Fifa und der Fußball brauchen einen Neuanfang – ohne Blatter."
Basler Zeitung: "Blatter und die Geldmaschine – Im Prinzip ist die Fifa ein Verein, der nicht gewinnorientiert ist. Der weltweit die Regeln fürs Spiel vorgibt. Der alle vier Jahre ein Turnier veranstaltet, für das es nur eines braucht: einen Ball.So einfach ist es, besser: So einfach könnte es sein. Wenn eben aus diesem Turnier nicht eine Weltmeisterschaft geworden wäre, wenn aus dem Verein keine Geldmaschine geworden wäre und keine Institution, die von sich glaubt, über ihr stehe nur noch 'der liebe Gott'."
Stuttgarter Nachrichten: "Das System Blatter versinkt im Chaos – Die obersten Wächter eines wunderbaren Spiels stehen im dringenden Verdacht, Teil einer Mafia zu sein, die sich seit zwei Jahrzehnten Bestechungsgelder in die Taschen stopft. Aber auch in dieser schweren Stunde bleibt sich die Fifa treu: Der Kongress am Hof von König Sepp tanzt vorerst weiter – und er wählt. An diesem Freitag schon. Wenn nicht alles täuscht, wird Blatter dann gegen 18.45 Uhr in Zürich seine fünfte Amtszeit verkünden und fromm wie der Papst versprechen, dass alles wieder gut wird in der weltumspannenden Familie des Fußballs. Letzteres aber scheint, nach allem was bisher an die Öffentlichkeit drang, so realistisch zu sein wie der WM-Titel für Togo."
Zeit Online: "Die Blatter-Dämmerung – Die Pressekonferenz der Fifa war eine Demonstration der Macht und Ignoranz. Als wären Fragen eine Zumutung, quittierte der Pressesprecher fast jede mit Stöhnen und Augenverdrehen. Er sagte, die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 würden in Russland und Katar stattfinden, womit er den Ermittlungen vorgriff. Die Präsidentschaftswahl werde nicht verschoben, obwohl das das Mindeste ist, was man in solchen Momenten erwarten darf. Die Fifa sagt: 'Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun.' So einfach geht das. Die Pressekonferenz war der erwartete Beweis, dass Joseph Blatter auch die neuesten Vorfälle aussitzen will. Sieben verhaftete Fifa-Funktionäre, darunter zwei Vizepräsidenten, es ist sein größter Skandal, was etwas heißen will in der Fifa. Die Blamage ist immens. Doch wahrscheinlich wird Blatter am Freitag wiedergewählt."
Deutsche Welle: "Fifa ein hoffnungsloser Fall – In einem korrekt geführten Unternehmen hätte Blatter längst seinen Hut nehmen müssen. Und hätte er ein wenig Anstand, würde er es aus freien Stücken tun. Aber die Fifa ist eben nicht sauber. Was muss eigentlich noch geschehen, damit der Stall endlich ausgemistet wird? Eine Selbstreinigung findet nicht statt – trotz Fifa-Ethikkommission. Wahrscheinlich hilft nur eine Revolution. Weg mit dem ganzen Laden!"
General-Anzeiger: "Fifa-Machenschaften - Rote Karte für Blatter – Der Weltfußballverband hat sich unter seinem Langzeit-Präsidenten Joseph Blatter zu einer Organisation entwickelt, in der Selbstbedienung und Vetternwirtschaft als Geschäftsprinzip in eine nie gekannte Perfektion getrieben wurden. Der 79 Jahre alte Schweizer, der sonnengottgleich über der Wirklichkeit schwebt, verkauft die jüngsten Festnahmen in seinem Umfeld, unter engen Weggefährten, zynisch und dreist als Erfolg von Transparenz bei der Fifa. Allein dafür gebührt Blatter die Rote Karte."
Augsburger Allgemeine: "War’s das? Ist Sepp Blatter – endlich, endlich – am Ende seines langen Machterhaltungstrips angelangt? Gestern tat der Präsident des Weltfußball-Verbandes, was er nun schon seit Jahrzehnten tut. Ausweichen, abwälzen, ignorieren, ablenken. Dank dieser Taktik hat Blatter eine imponierende Reihe von Skandalen ausgesessen."