+++ Alle Fifa-News im Ticker +++ Beckenbauer dementiert Blatter-Aussagen

Düsseldorf · Zwei Tage nach der Wahl von Sepp Blatter zum Fifa-Präsidenten gehen die Diskussionen um den Weltverband weiter. Wir berichten in unserem Ticker über die aktuellen Ereignisse.

FIFA: Sepp Blatter feiert seine Wiederwahl als Präsident
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Blatter feiert seine Wiederwahl

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Foto: afp, mbh//nb

+++ Blatter stimmte nicht für Katar +++

Fifa-Präsident Joseph Blatter hat bei der umstrittenen WM-Vergabe an Katar 2022 nicht für das Emirat gestimmt. Das sagte der stellvertretende Kommunikationsdirektor des Fußball-Weltverbandes, Alexander Koch, in der ARD-Sendung "Günter Jauch" am Sonntagabend. Bislang war das Abstimmungsverhalten des nach dem jüngsten Korruptionsskandal um führende Fußball-Funktionäre weltweit scharf kritisierten Fifa-Chefs nicht publik gewesen. Dem Vernehmen nach soll Blatter bei der skandalumwitterten Abstimmung im Dezember 2010 für den unterlegenen Bewerber USA gestimmt haben. Dies wurde von der Fifa oder Blatter bislang aber nicht bestätigt. Das damalige Abstimmungsverhalten der Mitglieder des Exekutivkomitees ist nicht öffentlich.

+++ Argentinien fordert Ermittlungsunterlagen aus USA an +++

Nach dem jüngsten Korruptionsskandal im Fußball-Weltverband Fifa hat Argentinien die Ermittlungsunterlagen aus den USA angefordert. Er habe die Behörden um alle Dokumente gebeten, um die Steuerverluste des südamerikanischen Landes zu kalkulieren, sagte der Leiter der argentinischen Steuerbehörde Ricardo Echegaray am Sonntag im Radiosender Once Diez. Sollte es entsprechende Hinweise geben, werde er auch das Erbe des gestorbenen Verbandschefs Julio Grondona untersuchen.

Der frühere Fifa-Vizepräsident soll 15 Millionen US-Dollar an Schmiergeldern für Fernsehrechte kassiert haben. Vor dem Fifa-Kongress in Zürich waren zuletzt sieben Fifa-Funktionäre oder Offizielle der ihr angeschlossenen Konföderationen wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden. Die US-Justiz wirft ihnen vor, Bestechungsgelder in Höhe von insgesamt über 100 Millionen Dollar angenommen zu haben.

+++ Schweizer Behörden ermittlen gegem sieben Funktionäre +++

Die Schweizer Behörden haben im Zuge ihrer Untersuchung der WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) sieben Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees befragt, die bereits bei der Entscheidung 2010 in der Regierung des Weltfußballs saßen. Das bestätigte ein Sprecher der Schweizer Bundesanwaltschaft der Nachrichtenagentur AFP. Fifa-Präsident Joseph S. Blatter (79) könne "wenn nötig" ebenfalls noch befragt werden.

Issa Hayatou (Kamerun), Miguel Angel Villar Llona (Spanien), Michel D'Hooghe (Belgien), Senes Erzik (Türkei), Marios Lefkaritis (Zypern), Hany Abo Rida (Ägypten) and Witali Mutko (Russland) seien demnach als "Personen, die Informationen liefern könnten", befragt worden.

Blatter, Uefa-Präsident Michel Platini und Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke sind als in der Schweiz wohnende Funktionäre noch nicht befragt worden. Die Schweizer Behörden ermitteln aufgrund einer Anzeige der Fifacselbst gegen Unbekannt. Bei den Vergaben sei es zu "Unregelmäßigkeiten" gekommen.

+++ Rauball fordert Aufsichtsrat +++

Ligapräsident Reinhard Rauball hat seine Forderung für einen Aufsichtsrat beim Fußball-Weltverband Fifa konkretisiert. Dieses Gremium solle "aus Fußball-Externen" bestehen, "die zum Beispiel aus den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft, Politik oder Kirchen kommen", sagte der Präsident von Borussia Dortmund der Internetseite "faz.net". Bereits vor der Wiederwahl von Joseph Blatter als Fifa-Präsident hatte Rauball das Stimmverhältnis bei Entscheidungen des Weltverband-Kongresses infrage gestellt. Derzeit hat jedes der 209 Mitgliedsländer gleichberechtigt eine Stimme. "Man muss nachdenken, ob man nicht ein Gremium einführen kann, das vorab entscheiden kann, dass wie in Unternehmen bei wichtigen Entscheidungen ein Aufsichtsrat entscheidet. Das muss proportional anders gemacht werden", betonte Rauball.

+++ Britische Banken leiten interne Untersuchungen ein +++

Zwei britische Bankhäuser haben im Zuge des Korruptionsskandals um Funktionäre des Weltverbandes Fifa interne Untersuchungen von Geldflüssen eingeleitet. Die Barclays-Bank bestätigte der französischen Nachrichtenagentur AFP ebenso Überprüfungen von Kontenbewegungen wie zuvor schon das "Standard Chartered"-Geldhaus in einer offiziellen Mitteilung. Beide Geldinstitute und auch die Londoner HSBC-Bank waren nach der von Festnahme von Fußball-Funktionären in Zürich in der Anklage der federführenden US-Ermittlungsbehörden als genutzte Banken genannt worden. Über die Häuser sollen illegale Gelder auf Konten der beschuldigten Personen geflossen sein. Die HSBC hat die Situation noch nicht kommentiert.

+++ Südafrika bestätigt Sonderzahlung in Millionenhöhe +++

Der frühere Chef des Organisationskomitees der Weltmeisterschaft in Südafrika 2010 hat einem Bericht zufolge eine Sonderzahlung von zehn Millionen Dollar eingeräumt. Das Geld sei jedoch entgegen einer Anklageschrift der US-Justizbehörden keine Bestechung der Fifa gewesen, sagte Danny Jordaan der Zeitung "Sunday Independent". Der südafrikanische Sportminister und der damalige Präsident Thabo Mbeki hatten nach Bekanntwerden der Anschuldigungen am Donnerstag zunächst jegliche Zahlung außer der Reihe an den Weltverband Fifa bestritten. Jordaan zufolge wurde das Geld 2008 an die Konföderation von Nord- und Mittelamerika CONCACAF bezahlt, um den Sport dort zu fördern.
CONCACAF-Präsident war zu dem Zeitpunkt Fifa-Vizepräsident Jack Warner, der diese Woche aufgrund der Bestechungsvorwürfe der US-Justiz zeitweise festgenommen worden war.

+++ Ermittlungen gegen Beckenbauer noch nicht abgeschlossen +++

Franz Beckenbauer soll von der Schweizer Bundesanwaltschaft in den Ermittlungen beim Fußball-Weltverband Fifa zu den Abläufen bei der Vergabe der WM-Endrunden 2018 an Russland und 2022 an Katar vor gut fünf Jahren befragt werden. Das berichtete die Bild am Sonntag unter Berufung auf Justizkreise. Hintergrund von Beckenbauers geplanter Vorladung ist ein im vergangenen März eingeleitetes Strafverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf "Unregelmäßigkeiten bei den WM-Vergaben für 2018 sowie 2022".

+++ Beckenbauer dementiert Blatter-Aussagen +++

Franz Beckenbauer hat die Aussagen von Fifa-Präsident Sepp Blatter dementiert, wonach der DFB-Präsident Wolfgang Niersbach "zusammengefaltet" habe. "Ich habe mit Wolfgang Niersbach freundschaftlich diskutiert", sagte er der "Bild": "Von zusammenfalten kann überhaupt keine Rede sein. Es steht mir auch nicht zu, einen DFB-Präsidenten zusammenzufalten. Wolfgang Niersbach und ich haben ein herzliches und offenes Verhältnis." Blatter hatte zuvor im Schweizer "Sonntagsblick" berichtet, der "Kaiser" habe Niersbach zusammengefaltet, weil der DFB-Präsident bei der Wahl am Freitag gegen Blatter gestimmt habe.

+++ Uefa hat noch keinen Nachfolger für Gill gefunden +++

Die Uefa hat noch keine Entscheidung über das Prozedere zur Wahl eines Nachfolgers von David Gill im Fifa-Exekutivkomitee getroffen. Der frühere Direktor von Manchester United hatte sein Mandat in der Fußball-Weltregierung nach der Wiederwahl von Joseph Blatter aus Protest gegen den Schweizer niedergelegt. Gill sollte den für die vier britischen Verbände reservierten Sitz im Fifa-Exko einnehmen. Laut Statuten müsste die Uefa einen Kongress aller 54 Mitglieder einberufen, da nur dieser die europäischen Fifa-Delegierten bestimmen kann. Der nächste ordentliche Uefa-Kongress findet am 23. März 2016 in Budapest statt.

+++ Beckenbauer faltet Niersbach zusammen +++

Joseph Blatter setzt die Attacken gegen Uefa-Chef Michel Platini und den DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach mit Berichten aus persönlichen Gesprächen fort. Franz Beckenbauer, der ihn nach seiner Wiederwahl zum Fifa-Präsidenten verteidigte, benutzt er dabei als Kronzeugen. "Ich habe mit Franz Beckenbauer telefoniert. Er sagte mir, er jedenfalls habe den deutschen Verbandspräsidenten zusammengefaltet, weil der gegen mich stimmte", sagte Blatter in einem Interview der Schweizer Zeitung "Sonntagsblick". Niersbach hatte vor dem Fifa-Kongress wie auch die Spitze der Europäischen Fußball-Union (Uefa) klar gemacht, für einen Wechsel an der Fifa-Spitze votieren zu wollen. Platini "hat in der Nacht vor der Wahl allen Verbänden ein E-Mail geschrieben, dass sie gegen mich und für Prinz Ali bin Al Hussein stimmen sollen", sagte Blatter, der am Ende mit 133:73 gegen den Herausforderer gewann: "Und das, obwohl Europa nicht mal einen eigenen Kandidaten hinbekommt. Es war schon sehr enttäuschend, was mir in den letzten Tagen passiert ist." Platini habe ihm bei dem Vier-Augen-Gespräch in seinem Büro in der Fifa-Zentrale zur Mittagszeit am Donnerstag vorgeschlagen, "einen guten Whisky unter Freunden" zu trinken. Dies habe er abgelehnt. Anschließend habe ihm der Franzose offenbar eine goldene Brücke bauen wollen: "Und dann meinte er allen Ernstes: 'Sepp, du machst den Kongress und am Schluss gibst du bekannt, dass du zurücktrittst. Du bekommst ein gigantisches Fest und dein Büro hier bei der Fifa kannst du behalten.'"

+++ Deutsche in Angst um den Fußball +++

Wegen der schweren Krise beim Weltverband Fifa sind die Deutschen in großer Angst um den Fußball. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Emnid für die "Bild am Sonntag" äußerten 63 Prozent der 504 befragten Bundesbürger die Befürchtung, dass die Fifa durch ihre zahlreichen Skandale und Misstände den Sport kaputt macht. Nur 28 Prozent sehen das sportliche Geschehen im Fußball durch die großen Probleme der Organisation nicht gefährdet. Die große Sorge in der deutschen Bevölkerung um die Zukunft des Fußballs kommt nicht von ungefähr: 47 Prozent und damit fast die Hälfte aller Befragten sahen die Fifa-Exekutive noch einen Tag vor der bizarr verlaufenen Wiederwahl des umstrittenen Verbandsbosses Joseph S. Blatter (Schweiz) als "kriminelle Vereinigung" an. Nur für 42 Prozent besaß die "Weltregierung des Fußballs" schon vor der Aufnahme von Präsident Wolfgang Niersbach vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) noch eine ausreichende Glaubwürdigkeit.

+++ Professor schließt Ermittlungen gegen Blatter nicht aus +++

Der Schweizer Strafrechtsprofessor und ehemalige Korruptions-Bekämpfer im Fußball-Weltverband Fifa, Mark Pieth, hält Ermittlungen gegen Joseph S. Blatter nicht für völlig ausgeschlossen. "Er steht in dieser Anklageschrift (der US-Behörden, Anm. d. Red) nicht drin", sagte Pieth in der SRF-Tagesschau am Samstagabend: "Es ist aber nicht völlig auszuschließen, dass die Fifa als Institution in dieses Recht gefasst wird." Die 161-seitige Anklageschrift der US-Staatsanwaltschaft (New York, Distrikt Ost) bezieht sich auf 14 Personen, darunter neun Fifa-Offizielle. Sieben davon wurden am vergangenen Mittwoch in Zürich festgenommen.

+++ Gauck sieht keine Chance für Aberkennung von Bundestverdienstkreuz +++

Bundespräsident Joachim Gauck (75) sieht kaum eine realistische Chance, Joseph S. Blatter als Chef des Fußball-Weltverbandes FIFA das 2006 verliehene Bundesverdienstkreuz abzuerkennen. "Die überwiegende Meinung in Deutschland ist skeptisch, aber das reicht nicht für einen solchen Schritt. Es gibt zu hohe Hürden", sagte das Staatsoberhaupt am Samstag am Rande des DFB-Pokalfinales zwischen dem VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund (3:1) in Berlin dem Pay-TV-Sender Sky. Weiter führte Gauck aus: "Das ist ganz schwierig, es müssen schon schwerwiegende Vorgänge passiert sein. Diese gehen in die Persönlichkeitsrechte und dies kommentiere ich nicht."

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