Franzose wird nicht Fifa-Präsident Michel Platini verzichtet auf Kandidatur gegen Sepp Blatter

Monaco · Uefa-Präsident Michel Platini verzichtet auf eine Kandidatur bei der Präsidenten-Wahl des Weltverbandes FIFA am 29. Mai 2015 - und macht den Weg frei für Joseph S. Blatter.

 Michel Platini tritt nicht gegen Sepp Blatter an.

Michel Platini tritt nicht gegen Sepp Blatter an.

Foto: dpa, Roland Weihrauch

Platini macht den Weg frei für die nächste Ära Blatter im Weltfußball: Der 59-jährige Franzose erklärte am Donnerstag in Monaco seinen Verzicht auf eine Kandidatur bei der Fifa-Präsidentenwahl am 29. Mai 2015 - damit ist die Wiederwahl von Joseph S. Blatter in seine dann fünfte Amtszeit auf dem Fußball-Thron Stand jetzt nur noch Formsache.

"Es ist noch nicht an der Zeit, etwas anderes zu tun", sagte der Europameister von 1984 und sprach von einer "Herzensentscheidung aus Leidenschaft für den Fußball und Überzeugung." Stattdessen werde er erneut als Uefa--Präsident kandidieren, denn "ich möchte den Fußball in Europa weiterentwickeln - wir sind so stark wie nie und ich möchte, dass wir auch weiterhin so stark bleiben", sagte der 59-Jährige.

Einen späteren Anlauf, vielleicht 2019, ließ der Präsident der Europäischen Fußball-Union offen und betonte nochmals: "Ich kann Herrn Blatter schlagen." Vorerst gefällt sich Platini aber in der Rolle der Opposition.

"Wir dürfen nicht immer Lämmer sein, die nur 'Ja' blöken", sagte der Franzose, selbst Mitglied im Fifa-Exekutivkomitee: "Wir müssen mehr Diskussionen einbringen und dürfen Blatter nicht immer nur frei laufen lassen." Einem anderen Kandidaten würde Platini entsprechend offen gegenüber stehen. "Wir brauchen frischen Wind — aber ich selber werden diesen nicht bringen", sagte er.

Nach den Ereignissen der vergangenen Wochen ist der Verzicht ein weiterer Schachzug. Der Fifa-Kongress unmittelbar vor der WM 2014 in Brasilien zeigte das deutliche Stimmungsbild: Blatter, seit 1998 Fifa-Boss, ist derzeit kaum zu schlagen!

Allein die 54 Uefa-Mitgliedsverbände, darunter auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit Präsident Wolfgang Niersbach, entzogen Blatter die Gefolgschaft - das alleine reicht jedoch nicht für einen Umsturz. In den anderen fünf Kontinentalverbänden genießt der Schweizer höchstes Ansehen. Trotz ständig neuer Korruptionsvorwürfe. "Er weiß, dass ich ihn nicht unterstütze. Das habe ich ihm ins Gesicht gesagt", sagte Platini: "Das heißt nicht, dass er nicht gewinnen wird."

Verbleibender Herausforderer ist bislang einzig der Franzose Jerome Champagne (56), der als absoluter Außenseiter ins Rennen geht. Aufgrund der beim Kongress verabschiedeten Regularien müssen alle Kandidaten noch bestätigt werden. Fraglich ist noch, ob die "europäische Opposition" gegen Blatter einen anderen Kandidaten aufstellen wird - allein des Wahlkampfes wegen. Angeblich sei Michael van Praag (Niederlande) nicht abgeneigt.

Dieser würde allerdings unter denkbar schlechten Voraussetzungen starten. Hatte Platini vor einigen Wochen doch selbst betont, er sei der "Einzige, der Blatter schlagen kann". Dass beispielsweise UEFA-Exko-Mitglied Niersbach (63), diesen Schritt zum Strohmann macht, ist höchst unwahrscheinlich.

Platinis Entscheidung "für die Uefa" ist die Konsequenz aus einer monatelangen Hängepartie. Immer wieder war der frühere Weltklasse-Fußballer ins Gespräch gebracht worden, wenn das Fifa-Hauptquartier in Zürich neuen Korruptionsvorwürfen ausgesetzt war. "Platoche" aber bat um Bedenkzeit - vielleicht auch in der Hoffnung, seine Entscheidung erst nach Veröffentlichung des "Garcia-Berichts" öffentlich machen zu können.

Die Schmiergeld-Untersuchung der unabhängigen Fifa-Ethikkommission unter Chefermittler Michael J. Garcia zur doppelten WM-Vergabe an Russland (2018) und Katar (2022) gelten eigentlich als abgeschlossen. Hat Garcia Beweise für Betrug und Bestechung bei der Wahl durch das Fifa-Exko im Dezember 2010 gefunden, würde das ein heftiges Erdbeben auf der hohen Funktionärsebene des Weltverbandes auslösen - und auch Blatter schwer ins Wanken bringen.

Der Bericht wird im September erwartet, bevor er an die Spruchkammer mit dem deutschen Richter Hans-Joachim Eckert (München) weitergeleitet wird. Platini aber hat seine Entscheidung nun gefällt - ein Rückzug vom Rückzug wäre kaum konsequent.

(sid)
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