Anwälte plädieren auf Nicht-schuldig Entscheidung im "Blattini"-Fall am Montag

Ohne Michel Platini wurde über dessen Zukunft im Weltfußball verhandelt. Der Franzose verzichtete auf eine persönliche Befragung durch die Richter der Ethikkommission - und darf vielleicht nie wiederkommen.

Michel Platini: Weltklasse-Spielmacher, Ex-Uefa-Präsident
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Das ist Michel Platini

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Am Tag, an dem es um seine Zukunft im Weltfußball ging, blieb Michel Platini lieber zu Hause. Statt sich persönlich den Richtern der Fifa-Ethikkommission zur entscheidenden Befragung zu stellen, schickte der suspendierte Uefa-Präsident am Freitag seine Anwälte vor. Wie tags zuvor der angezählte Fifa-Boss Joseph S. Blatter hofft Platini immer noch auf einen Freispruch - der käme aber am Montag einem Weihnachtswunder gleich.

"Michel Platini ist unschuldig. Das haben wir heute vor der Kommission durch Zeugenaussagen und einer Reihe anderer Beweise belegen können", sagte Platini-Anwalt Thibaud d'Ales nach der neunstündigen Vernehmung: "Jetzt hoffen wir auf ein gerechtes Urteil."

Drei Tage vor Heiligabend will der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert sein Urteil verkünden. Platini (60) und dem ebenfalls für 90 Tage aus dem Verkehr gezogenen Blatter (79) droht mindestens eine mehrjährige Sperre. Es geht um die dubiose Zahlung von 1,8 Millionen Euro aus dem Jahr 2011, die Platini von Blatter erhalten hatte. Die Ermittler vermuten Schmiergeld für Blatters Wiederwahl vor vier Jahren, die beiden mächtigen Funktionäre beteuern ihre Unschuld. Blatter hat für Montag eine Pressekonferenz angekündigt, auf der er sich relativ zeitgleich mit der Urteilsverkündung äußern will.

Michel Platini wirkt nach Anhörung vor CAS entspannt
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Platini wirkt nach Anhörung vor CAS entspannt

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Platini blieb der Anhörung in der Fifa-Zentrale aus Protest fern, weil seiner Meinung nach "das Urteil schon durch einen Sprecher der Kommission der Presse gegenüber mitgeteilt und damit gegen die Unschuldsvermutung verstoßen worden ist". Dahinter steckt recht offensichtlich die Taktik, die rechtsprechende Kammer der Ethikkommission bereits vor einem Urteilsspruch zu diskreditieren. Die Vorwürfe sind konstruiert.

Entlasten wollen die Anwälte den Uefa-Boss vor allem anhand des "Platini-Papiers", eines Protokolls einer Uefa-Sitzung aus dem Jahr 1998, in dem von Platinis zukünftiger Tätigkeit als eine Art Sportdirektor für die Fifa und von einer Millionen-Entlohnung dafür die Rede sein soll. Der Franzose hat von 1998 bis 2002 tatsächlich als Berater für Blatter gearbeitet.

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Blatters mögliche Nachfolger

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Da ein Freispruch nach derzeitigem Kenntnisstand dennoch sehr unwahrscheinlich ist, werden Platinis Rechtsberater bereits den Gang vor die weiteren Instanzen vorbereiten. Die Zeit wird knapp: Am 26. Februar 2016 will der bis zum 5. Januar suspendierte Uefa-Boss zum neuen Fifa-Präsidenten gewählt werden - dafür müsste er aber bis zum 26. Januar nachträglich als Kandidat gemeldet werden. Bei einer mehrjährigen Sperre müsste Platini zunächst die Fifa-Berufungskommission anrufen, danach erst kann er wieder vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS ziehen.

Den gleichen Weg wird Blatter im Fall eines Schuldspruchs wählen. Der Schweizer war am Donnerstag persönlich zu seiner Befragung erschienen. "Präsident Blatter freut sich auf ein Urteil zu seinen Gunsten, weil dies die Beweislage erfordert", teilten Blatters Anwälte mit: "Die Beweise zeigen, dass sich Präsident Blatter angemessen verhalten hat und sicher nicht gegen den Ethikcode der Fifa verstoßen hat." Das "Verhör" des 79-Jährigen dauerte gut acht Stunden.

Noch viel, viel länger wird der Neubeginn im durch die Korruptionsaffäre schwer angeschlagenen Weltverband dauern. Nach einem Jahr der "beispiellosen Krise" appellierten Fifa-Interimspräsident Issa Hayatou und der geschäftsführende Fifa-Generalsekretär Markus Kattner nochmals an die Mitglieder und warben für das Reformpaket. "Das künftige Wohlergehen der Fifa und die globale Entwicklung des Fußballs verlangen von uns allen einen Mentalitätswandel", schrieben die Funktionäre in einem offenen Brief an die 209 Nationalverbände.

Die Wahl des neuen Präsidenten sei nur der "erste Schritt" für einen Neubeginn. "In den nächsten Jahren müssen wir weiter hart arbeiten, um das Vertrauen und den Respekt der Fans, Spieler, der kommerziellen Partner und der vielen Millionen Menschen, die den Fußball zum beliebtesten Sport der Welt machen, zurückzugewinnen", schrieben Hayatou und Kattner. Die Reformen seien neben "den von den Schweizer und US-amerikanischen Behörden eingeleiteten Schritten das Fundament" für eine Organisation, "die dank mehr Transparenz, Rechenschaft und Ethik gestärkt aus der Krise hervorgehen wird".

(sid)
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