Fifa-Skandal Politiker stellen WM in Russland und Katar infrage

Berlin · Angesichts des Fifa-Korruptionsskandals rückt auch in der Politik die Frage in den Vordergrund, ob Russland und Katar Austragungsländer der Fußball-WM 2018 und 2022 bleiben können. Zuvor hatte es bereits Boykott-Forderungen wegen des russischen Vorgehens in der Ukraine und der Situation der Arbeiter in Katar gegeben.

 Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.

Foto: dpa, jbu lof

"Wegen der Menschenrechtslage in Katar und Russland waren die Vergabeentscheidungen falsch", meint etwa Volker Beck, Innen- und Rechtsexperte der Grünen. "Sollten die Entscheidungen gar durch Korruption gekauft worden sein, wäre ihre Überprüfung erst recht nötig."

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der Unionsexperte für Innen- und Sportpolitik, Stephan Mayer (CSU). Im Interesse des Fußballs müssten die schwerwiegenden Vorwürfe gegen die Fifa-Funktionäre schnell und lückenlos aufgeklärt werden. "Sollte sich am Ende herausstellen, dass bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften an Russland und Katar Korruption im Spiel war, müssen die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 neu vergeben werden", unterstrich Mayer. Die Fifa müsse selbst daran interessiert sein, jeden Anschein der Bestechung bei der Vergabe von Fußballturnieren zu vermeiden, sagte der CSU-Politiker.

Die hochrangige offizielle westliche Diplomatie richtete ihre Appelle auch an die Fifa selbst. "Korruption vergiftet die Politik und vergiftet den Sport", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Wenn die Selbstreinigungskräfte des Fußballs die nötige Aufklärung nicht leisten könnten, müssten staatliche Stellen ran. "Fair Play ist die wichtigste Regel des Sports und ein Wert, der weit über die Welt des Sport ausstrahlt", erklärte der SPD-Politiker.

Massiv fiel die Reaktion des russischen Präsidenten Wladimir Putin aus. Er forderte die USA auf, den "illegalen, exterritorialen Gebrauch der US-Rechtsprechung" zu unterlassen. Bei den von den USA betriebenen Verhaftungen führender Fifa-Funktionäre handele es sich "ganz klar" um den Versuch, die Wiederwahl von Joseph Blatter als Fifa-Präsident zu verhindern, sagte Putin in einer Fernsehansprache.

Christoph Strässer, der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, sieht den Druck auf die Fifa, im Zusammenhang mit den Turnieren 2018 und 2022 die Bestechungsvorwürfe zu klären, enorm gestiegen. "Glaubwürdigkeit und Integrität des internationalen Fußballs stehen auf dem Spiel", sagte Strässer. Auch aus diesen Gründen müsse die Fifa zukünftig "konsequent und transparent anerkannte Standards in ihren Vergabekriterien berücksichtigen", hob der SPD-Politiker hervor. Auch Katar habe noch viel zu tun: Die Lage der Gast- und Wanderarbeiter sei in dem Emirat "stark verbesserungsbedürftig", so Strässer.

(jd / may-)
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