"Sie wollen mich loswerden" Fifa-Präsident Blatter greift die Uefa an

Fifa-Präsident Joseph S. Blatter schickt klare Kampfansagen an seine europäischen Kritiker. Seine Mission sei längst nicht vorbei, daran wird auch die Uefa kaum etwas ändern können - es klingt wie eine Drohung.

Sepp Blatter: 17 Jahre an der Spitze der Fifa
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Foto: dapd, Alessandro Della Bella

Der Wahlkampf um das höchste Amt im Weltfußball wird schmutziger: Kurz vor dem Ende der Bewerbungsfrist hat Fifa-Präsident Joseph S. Blatter seine Kritiker aus Europa per Handstreich abgekanzelt. "Sie haben nicht den Mut, selbst einzusteigen", sagte der 78-Jährige im Interview mit CNN in Richtung der Uefa. Am Montagabend warf dann doch noch der Niederländer Michael van Praag seinen Hut in den Ring. Immerhin.

Der 67-Jährige hatte Blatter bereits im Sommer heftig kritisiert - kurz vor der WM war er buchstäblich aufgestanden, um den Amtsinhaber von dessen Plänen abzubringen. Geholfen hatte es schon damals nicht, van Praag ist als Mitglied im Uefa-Exekutivkomitee auch nicht der ganz große Herausforderer. Die Wiederwahl Blatters in dessen dann fünfte Amtszeit bleibt deshalb so gut wie beschlossen, und der Schweizer weiß das.

"Sie wollen mich loswerden. Die gesamte Opposition kommt, das muss man leider so sagen, aus Nyon von der Uefa", sagte der Schweizer. Ein eigener Gegenkandidat wurde dort aber bislang nicht aufgestellt. Die Predigt vom Neuanfang ohne Blatter kommt von anderen — zugehört wurde offensichtlich aber nur in den wenigsten der 209 Fifa-Mitgliedsverbände: Von den bislang vier Herausforderern könnten drei schon an den Statuten scheitern.

Dem jordanischen Fifa-Vizepräsidenten Prinz Ali Bin Al Hussein, dem Franzosen Jerome Champagne, David Ginola (Ex-Weltstar aus Frankreich) und dem niederländischen Spielerberater Mino Raiola fehlt die Lobby, um Blatter wirklich gefährlich werden zu können. "Blatter wird wiedergewählt, da können sich England und Deutschland auf den Kopf stellen", sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge dem kicker: "Solange der kandidiert, gewinnt er. Seine Hausmacht ist zu groß, die große Mehrheit wird ihn wählen."

Bis zum 29. Januar (24.00 Uhr) müssen alle Kandidaten die Empfehlungsschreiben, unterzeichnet von den jeweiligen Verbandsspitzen, vorweisen. Champagne, früher mal ein Blatter-Kumpane, hat schon eingeräumt, wie schwer das ist.

Der frühere Fifa-Funktionär, sein Wahlprogramm heißt "Hoffnung für den Fußball", sprach von einer Negativ-Stimmung, von der "Befürchtung, dass der Wahlausgang bereits feststeht". Und dass es deshalb "riskant" wäre, einen Blatter-Gegner offen zu unterstützen. Aus Europa scheint dieses Risiko von vornherein vermieden zu werden.

Nach der Absage von Uefa-Boss Platini ("Nur ich könnte Blatter schlagen") im Sommer hat kein europäischer Funktionär seinen Hut in den Ring geworfen. Die Blatter-Gegner aus Europa unterstützen lieber hinter vorgehaltener Hand den jordanischen Prinzen, um Opposition ohne eigenen Kandidaten spielen zu können. Auch, weil längst nicht alle Uefa-Verbände am 29. Mai gegen den Amtsinhaber aus der Schweiz stimmen werden.

"Ich wurde von den nationalen Verbänden gebeten, noch einmal anzutreten — also werde ich es machen", sagte Blatter, der die Kandidatenliste für den 7. oder 8. Februar ankündigte: "Lasst mich weitermachen — und seid respektvoll." Der bei der Wahl 79-Jährige schwingt das Fifa-Zepter seit 1998. "Ich weiß, dass es unmöglich ist, jeden glücklich zu machen", sagte er: "Fußball ist ein Teamsport — also lade ich die Uefa ein, insbesondere die Uefa-Führungsriege, die mich so bitterlich attackiert: Macht mit!" Es klingt wie eine Drohung.

(sid)
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