Fifa-Skandal im Capitol Senatoren nehmen US-Funktionär ins Kreuzverhör

Washington/Köln · Im Capitol in Washington wird am Mittwoch der Fifa-Skandal unter die Lupe genommen und die Rolle von Funktionären des nationalen Verbandes USSF untersucht.

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Foto: dapd, Alessandro Della Bella

Eine der größten Machtzentren der Welt schaltet sich am Mittwoch in die Untersuchungen zum Korruptionsskandal beim Fußball-Weltverband Fifa ein: Im Washingtoner Capitol will ein Ausschuss des US-Senats die umfangreichen Betrugs-, Geldwäsche- und Schmiergeldvorwürfe untersuchen und dabei auch die Rolle von Funktionären des nationalen Verbandes USSF unter die Lupe nehmen. Auf der Agenda des Gremiums steht außerdem sieben Jahre vor der WM-Endrunde in Katar eine Erörterung der international überwiegend als unwürdig geächteten Menschen- und Arbeitsrechtslage in dem Wüstenstaat.

Für den Ausschuss-Vorsitzenden Jerry Moran ist die Eskalation des Skandals durch die Anklage der US-Justiz gegen 14 Funktionäre und Manager aus dem Fußball-Business ausschlaggebend für die Aufgabe politischer Zurückhaltung gewesen. "Ich bin eigentlich keiner, der den Kongress mit jeder Entscheidung befasst sehen will, die im professionellen Sport getroffen wird, aber die jüngsten Enthüllungen über Manipulationen und Missmanagement bei der Fifa sollten uns alle besorgt machen. Ihre Korruptionskultur hat die Organisation auch auf einem Auge blind gemacht für erhebliche Verletzungen der Menschenrechte und den tragischen Verlust von Menschenleben", sagte der republikanische Senator aus Kansas.

Die Empörung über die mutmaßlich überwiegend illegalen Machenschaften, in die laut der US-Ermittler aus den USA bislang lediglich der langjährige Fifa-Topfunktionär und heutige Kronzeuge Chuck Blazer und der Boss einer Vermarktungsfirma verwickelt sein sollen, herrscht lagerübergreifend: "Wir müssen verstehen können, wie es zu solch einem Ausmaß der Korruption kommen konnte", meinte Morans Kollege Richard Blumenthal von der Demokratischen Partei aus Connecticut zur New York Times und will die USSF ins Visier nehmen: "Entweder hat der Verband davon gewusst oder davon wissen müssen. Ich weiß nicht, was schlimmer wäre."

Die Details der Anklage im Fifa-Skandal
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Foto: ap

Die Fifa hat es unterdessen abgelehnt, dass Präsident Joseph S. Blatter aussagt. Der Schweizer hatte eine persönliche Einladung erhalten. Die Fifa habe aber in seinem Namen abgesagt, bestätigte der Sprecher von Jerry Moran.

Den bohrenden Fragen der Kongress-Abgeordneten zu den korrupten Vorgängen vor allem im nord-, mittel- und südamerikanischen sowie karibischen Bereich mit Schmiergeldzahlungen in laut US-Justiz dreistelliger Millionenhöhe muss sich hingegen - mitten während des laufenden Gold-Cups in den USA und Kanada - besonders USSF-Geschäftsführer Dan Flynn stellen.

Eine Ausleuchtung von Hintergründen erhofft sich der Ausschuss von der Anhörung des britischen Fifa-Intimkenners und Enthüllungsbuchautors Andrew Jennings. Für Erläuterungen zu den mangelhaften Kontrollmechanismen bei der Fifa soll Transparency-International-Mitbegründer Michael Hershman referieren, während Sunjeev Bery von Amnesty International als Experte für die Situation in Katar angehört wird.

Die Anhörung ist der erste offizielle Akt einer politischen US-Institution in dem Skandal. In Europa hatten die Europäische Kommission in Brüssel und das Europa-Parlament in Straßburg die Fifa schon früher unter Druck gesetzt.

Das EU-Parlament in Brüssel verabschiedete im Juni sogar eine Resolution mit der Forderung nach dem sofortigen Rücktritt von Blatter.

(sid)
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