Neue Korruptions-Vorwürfe Blatter wie "Mutter Teresa oder der Papst"

In einer Dokumentation über den Korruptionssumpf der Fifa rund um die WM-Vergabe 2022 an Katar wurden neue massive Bestechungsvorwürfe laut.

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Foto: dapd, Alessandro Della Bella

Lange hatte Phaedra Almajid, einstige Pressechefin der Bewerbungskomitees für die WM 2022 in Katar, aus Angst mit sich gekämpft. Nun trat sie trotz aller Bedrohungen aus ihrem Heimatland noch einmal an die Öffentlichkeit und formulierte in der ARD-Dokumentation "Der verkaufte Fußball" massive und konkrete Bestechungsvorwürfe gegen drei hochrangige Funktionäre des Weltverbandes Fifa.

In ihrem Exil in den USA schilderte Almajid in dem Beitrag Verhandlungen im Vorfeld der WM-Vergabe um Bestechungsgelder am Rande eines Fifa-Kongresses in Angolas Hauptstadt Luanda. "Wir waren zu Viert, drei davon direkt und indirekt verbunden mit der Katar-Bewerbung", berichtete sie. Zuerst seien für die Stimme pro Katar eine Million Dollar geboten worden, das sei jedoch offenbar zu wenig gewesen. Es wurde auf 1,5 Millionen erhöht, das sei okay gewesen.

"Ich war die Einzige im Raum, die das erschreckt hat. Es war bizarr. Es scheint einfach zu sein, jemand zu bestechen", schilderte Almajid und nannte auch die Namen der drei käuflichen Funktionäre: Fifa-Vizepräsident Issa Hayatou (Kamerun), Jaques Anouma (Elfenbeinküste) sowie den bereits suspendierten Nigerianer Amos Adamu.

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Foto: dpa, el mr

Schon einmal sei sie in die Offensive gegangen und daraufhin unter Druck gesetzt worden. "Ich bin alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, ich war in Panik, denn ich wurde von dem reichsten Land der Erde bedroht", berichtete Almajid und unterschrieb gezwungenermaßen eine fingierte Vereinbarung, die sie vor einer Klage schützte.

Adamu habe seine Stimme schon vorher verkauft und sei dabei aufgeflogen, hieß es in der ARD. Nach einer dreijährigen Sperre bewegt sich der Afrikaner längst wieder in Fifa-Kreisen. "Es ist wie im Fußball, du bekommst die Rote Karte und nach drei Spielen Sperre bist du wieder zurück", meinte Adamu in einem Interview selbstbewusst und dementierte jegliche von Almajid beschriebenen Verhandlungen in Luanda. Offenbar eine glatte Lüge, laut der ARD.

Dieser Vorgang stand in dem TV-Beitrag im Ersten am Montagabend für den Korruptionssumpf rund um den umstrittenen Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter. Der 79-jährige Schweizer kann sich seiner Wiederwahl dank der 54 Stimmen aus Afrika am 29. Mai für weitere vier Jahre fast sicher sein. Kein Wunder, wenn ihn afrikanische Fifa-Funktionäre, wie in dem Film gezeigt, auf eine Stufe mit Visionären wie "Winston Churchill, Nelson Mandela, Mutter Teresa oder den Papst" stellen.

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Er, Joseph S. Blatter, sei "die einzige Person in der Welt, die in jedem Land der Welt auftauchen kann und vom Staatschef empfangen wird", soll der machtbesessene Fifa-Chef gegenüber der amerikanischen Anti-Korruptionsexpertin Alexandra Wrage einst geäußert haben. Ursprünglich mit der Reform der Fifa beauftragt, habe sie schnell erkannt, dass ihr guter Ruf nur als Maskerade missbraucht wurde, und sei zurückgetreten.

Wrage sah sich spätesten bei der Frage nach der Transparenz der Gehälter bestätigt. Die sei abgelehnt worden und habe gezeigt, dass es überhaupt kein Interesse an neuen Reformen, sondern nur an Reputationsgewinn gegeben habe.

Die Fifa sei nicht zu retten, solange Blatter Präsident sei, ist Wrage überzeugt und fügte sich nahtlos in die zahlreichen Einschätzung in der ARD-Dokumentation rund um das korrupte Fußball-Unternehmen Fifa ein.

(sid)
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