+++ Alle Fifa-News im Ticker +++ Sponsoren begrüßen Blatter-Rücktritt

Düsseldorf · Eine Woche nach den ersten Verhaftungen hochrangiger Fifa-Funktionäre geraten weitere Namen ins Visier der Ermittler. In unserem Newsticker finden Sie alle wichtigen Informationen.

+++ Medienbericht: FBI ermittelt gegen Blatter +++

Nach dem angekündigten Rücktritt von Fifa-Präsident Joseph S. Blatter (79) berichten US-amerikanische Medien von angeblichen FBI-Ermittlungen gegen den 79-Jährigen. Der Fernsehsender ABC News beruft sich dabei auf nicht genannte "Quellen", die Bundesbehörde dementierte aber bereits offizielle Untersuchungen. Aufgrund der US-Ermittlungen waren bereits sieben Fifa-Funktionäre festgenommen worden. Die Anklageschrift des New Yorker Gerichts belastet 14 Personen, darunter neun aus dem direkten Fifa-Umfeld, schwer. Es geht um Korruption und die Bildung krimineller Organisationen. Bislang war Blatter nicht auf der Liste der Verdächtigen aufgetaucht. Allerdings, so ABC News, könnten die Verhafteten, beispielsweise die ehemaligen Fifa-Vizepräsidenten, im Rahmen ihrer Befragungen gegen Blatter ausgesagt und die Situation damit grundlegend verändert haben. "Jetzt, wo die Leute sich selbst retten wollen, gibt es möglicherweise ein Rennen, wer zuerst gegen Blatter auspackt", zitiert der Sender eine Quelle.

+++ Großsponsor Coca Cola lobt Blatter-Rücktritt +++

Coca Cola hat die Rücktrittsentscheidung des umstrittenen Fifa-Präsident Joseph Blatter gelobt. "Die heutige Ankündigung ist ein positiver Schritt für das Wohl des Sports, des Fußballs und dessen Fans", teilte der US-Getränkemulti und langjährige Fifa-Sponsor am Dienstag mit. Die Entscheidung werde dem Weltverband helfen, die dringend nötige Anpassung seiner Strukturen und Institutionen an das 21. Jahrhundert zu vollziehen. Der Konzern ermahnte die Fifa erneut, entschieden zu handeln, um das Vertrauen derer zurückzugewinnen, die den Sport und den Fußball lieben. Blatter hatte zuvor überraschend seinen Rückzug angekündigt.

+++ Ginola kündigt Kandidatur an +++

Der ehemalige französische Nationalspieler David Ginola bestätigte gegenüber britischen Medien, dass er bei dem außerordentlichen Kongress antreten wolle. Vor der Wiederwahl Blatters hatte er seine Kandidatur für das Präsidenten-Amt noch kurzfristig zurückgezogen.

+++ US-Behörden: Haben Blatter nicht aus dem Amt gedrängt +++

Die US-Regierung bestreitet, Fifa-Präsident Joseph Blatter aus dem Amt gedrängt zu haben. Blatter hatte am Dienstag in Zürich seine Rücktritt angekündigt, nachdem schwere Korruptionsvorwürfe nach US-Ermittlungen gegen die Fifa in der vergangenen Woche bekanntgeworden waren. Marie Harf, Sprecherin im US-Außenministerium, verneinte eine Nachfrage eines Journalisten. "Die Vereinigten Staaten haben keine Position zu der Frage, wer der Präsident der Fifa ist", sagte Harf. Die Sprecherin fügte hinzu: "Ich tendiere außerdem dazu, American Football etwas mehr Beachtung zu schenken."

+++ Niersbach schließt europäischen Kandidaten nicht aus +++

In der Frage nach einem möglichen Nachfolger für den zurückgetretenen Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter (79) hält DFB-Chef Wolfgang Niersbach (64) auch einen neuen Kandidaten aus dem europäischen Dachverband Uefa für möglich. "Das ist noch alles so frisch, ich gehe davon aus, dass diese neue Situation auch ganz neu bewertet werden muss", sagte Niersbach. Dabei müsse man sich auch mit der Frage beschäftigen, ob Europa und die Uefa "einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken".

+++ Unterlegener Prinz Ali steht für Neuwahlen bereit +++

Der jordanische Prinz Ali bin Al Hussein steht nach dem Rücktritt von Fifa-Präsident Joseph S. Blatter für Neuwahlen bereit. Dies teilte ein leitender jordanischer Fußball-Offizieller der französischen Nachrichtenagentur AFP mit. Blatter (79) hatte sich am vergangenen Freitag mit 133:73 Stimmen gegen Prinz Ali (39) durchgesetzt. Prinz Ali galt als Kandidat der Europäischen Fußball-Union (Uefa) und wurde von Präsident Michel Platini (Frankreich) offen unterstützt. "Ali ist für Neuwahlen bereit", sagte Sala Sabra, Vizepräsident des jordanischen Fußball-Verbandes. Zudem werde der Prinz "den Vorsitz sofort zu übernehmen, wenn sie ihn fragen würden".

+++ Schweizer Behörden ermitteln nicht gegen Blatter +++

Schweizer Behörden ermitteln nicht gegen den rücktrittswilligen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag mit. Blatter kündigte am Dienstag angesichts von Korruptionsermittlungen gegen seinen Verband völlig überraschend seinen Rücktritt an.

+++ Fifa-Beben! Blatter tritt zurück +++

+++ Romario kritisiert Pele für Blatter-Unterstützung +++

Brasiliens Ex-Stürmerstar und heutige Senator Romario hält die Unterstützung des Jahrhundertfußballers Pele für Fifa-Präsident Joseph Blatter für "beschämend". Jeder können sich äußern. "Aber, Mensch, Pelé kann doch nicht einverstanden sein mit dem fünften Mandat eines Präsidenten wie Blatter. Es zeigt sich doch wie nie, dass die Fifa korrupt ist", sagte Romário dem Online-Portal UOL. Am Montag hatte er auf Twitter ein Foto eingestellt, das Pele zeigt, wie er Blatter umarmt. Darunter schrieb Romário: "Und Leute! Was haltet ihr davon?" Pele (74) hatte bei einem Besuch in Kuba die Wiederwahl Blatters als "perfekt" bezeichnet und dies damit begründet, dass es an der Spitze des Fußball-Weltverbands Menschen mit Erfahrung brauche. Romário betonte, er respektiere Pele. "Aber in den letzten drei, vier Jahren ist er für mich eine große Enttäuschung. ... Ein schweigsamer Pele ist ein Poet. Dieser Satz muss leider wiederholt werden", so Romario, der zu den stärksten Fifa-Kritikern gehört und die unter Korruptionsverdacht stehenden Top-Funktionäre als "Ratten" bezeichnet hatte.

+++ Brasiliens Ex-Chef Teixeira im Visier der Ermittler +++

Brasiliens früherer Fußballverbands-Chef Ricardo Teixeira ist erneut wegen Korruptionsverdachtes ins Visier der Ermittler geraten. Während der Vorbereitungen auf die WM 2014 in Brasilien soll es auf seinen Konten von 2009 bis 2012 Finanztransaktionen in Höhe von 464 Millionen Reais (133 Mio. Euro/aktueller Kurs) gegeben haben, was die Behörden als "atypisch" ansehen. Die Staatsanwaltschaft in Rio bestätigte am Dienstag zwar Ermittlungen gegen den 67-Jährigen, der von 1989 bis 2012 Präsident des Fußballverbandes CBF war. Details wurden aber nicht genannt. Das Nachrichtenmagazin "Epoca" hatte am Montag zuerst über Ermittlungen gegen Teixeira berichtet und sich auf einen Polizeibericht vom Januar berufen. Darin werden dem Ex-Funktionär unter anderem Geldwäsche und Urkundenfälschung vorgeworfen.

+++ Keine Ermittlungen gegen Beckenbauer +++

Gegen den ehemaligen Fifa-Funktionär Franz Beckenbauer wird nach Informationen der Wochenzeitung "Die Zeit" derzeit nicht strafrechtlich ermittelt. "Weder in den Vereinigten Staaten noch in der Schweiz, weder in Deutschland noch in Österreich, seinem Wohnsitz", ermittle eine Staatsanwaltschaft gegen Beckenbauer, schreibt die Wochenzeitung in ihrer aktuellen Ausgabe. Das Verfahren der Fifa-Ethikkommission dagegen läuft weiter. Beckenbauer hatte wie alle Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees, die bei der WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022 im Dezember 2010 beteiligt waren, vor den Ermittlern der unabhängigen Fifa-Kommission aussagen müssen. Als er dies zunächst verweigerte, wurde er im Sommer 2014 provisorisch für 90 Tage für alle Fußball-Aktivitäten gesperrt. Nach seiner danach erfolgten Aussage wurde diese Sperre aufgehoben. Beckenbauer war 2011 aus dem Exekutivkomitee der Fifa ausgeschieden.

+++ DOSB-Chef fordert Vermittlerrolle von Niersbach +++

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat DFB-Chef Wolfgang Niersbach zu einer Vermittlerrolle im Konflikt zwischen Fifa und Uefa aufgerufen. "Wolfgang Niersbach hat sich über Jahrzehnte international ein exzellentes Netzwerk aufgebaut, in dieser Situation muss er mit all seiner Erfahrung, seiner Kompetenz und seinen zwischenmenschlichen Fähigkeiten die Moderatorenrolle zwischen Fifa und Uefa übernehmen", sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes der "Sport Bild". Für den Chef des Deutschen Fußball-Bundes sei es eine "Herkulesaufgabe, ich kann ihm nur alle Kraft der Welt dafür wünschen", betonte Hörmann.

Auch Willi Lemke, Sonderberater Sport bei den Vereinten Nationen, setzt große Erwartungen in Niersbach. Dieser sei "international total anerkannt und frei von Vorwürfen jeglicher Art. Ihm kommt eine ganz wesentliche und vielleicht sogar entscheidende Rolle zu, auch in der Kommunikation mit Fifa-Präsident Blatter", sagte Lemke.

+++ Ermittlungen gegen Brasilianer Teixeira +++

Brasiliens ehemaliger Fußball-Verbandspräsident Ricardo Teixeira ist ins Visier der Behörden geraten. Die brasilianische Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen verschiedener angeblicher Straftaten, unter anderem Geldwäsche und Betrug, aufgenommen. Die Vorwürfe beziehen sich auf eine mögliche Korruption am Ende von Teixeiras Amtszeit als Präsident des brasilianischen Verbandes CBF zwischen 2009 und 2012. "Die Ermittlungen werden mit größtmöglicher Diskretion durchgeführt", sagte Marcelo del Negri, Sprecher der Bundesbehörden. Teixeira hatte die CBF 23 Jahre lang geführt.

Laut Informationen der Zeitschrift Epoca soll bei einer Prüfung durch die Bundespolizei herausgekommen sein, dass Teixeira insgesamt 464 Millionen Reais (heute rund 147,3 Millionen Dollar) durch seine Privatkonten geschleust habe. Die Ermittler sollen genug belastendes Material gefunden haben, um den 67-Jährigen wegen vier Straftaten anzuklagen, darunter Geldwäsche und Urkundenfälschung. Ob Anklage erhoben wird, ist noch nicht bekannt. Teixeira war während seiner Amtszeit als langjähriger Strippenzieher im brasilianischen und internationalen Fußball berüchtigt und als hochgradig korrupt verrufen. Teixeira und sein früherer Schwiegervater Joao Havelange, langjähriger Präsident des Weltverbandes, hatten im Schmiergeldskandal um die inzwischen pleite gegangene Fifa-Vermarktungsagentur ISL Millionen kassiert, was im Juni 2012 erstmals veröffentlichte Gerichtsdokumente einer Schweizer Justizbehörde dokumentieren.

+++ Deutsche für WM-Boykott +++

Die klare Mehrheit der Deutschen hat kein Vertrauen mehr in die Fifa. 88 Prozent halten Korruption im Fußball-Weltverband für "wahrscheinlich". 81 Prozent davon sind überzeugt, dass Fifa-Präsident Joseph Blatter persönlich verwickelt ist oder war. Das ist das Ergebnis einer yougov-Umfrage unter 1006 Teilnehmern, die von Freitag bis Sonntag durchgeführt wurde. Eine knappe Mehrheit befürwortet einen WM-Boykott, falls es keine Reformen innerhalb der Fifa geben sollte. 53 Prozent der Gesamtbevölkerung ist für einen Boykott des europäischen Verbandes Uefa. 50 Prozent halten einen Boykott nur durch Weltmeister Deutschland für richtig. Noch im Dezember waren nur 40 Prozent der Deutschen für einen Uefa-Boykott gewesen.

+++ Früherer Conmebol-Chef Leoz unter Hausarrest +++

Im Zuge der Ermittlungen gegen korrupte Fifa-Funktionäre ist der ehemalige südamerikanische Fußball-Chef Nicolás Leoz von der Justiz in Paraguay unter Hausarrest gestellt worden. Ein Richter hatte den 86-jährigen Leoz am Montag in einer Klinik in Asunción besucht und entschieden, dass er noch am selben Tag unter Polizeiaufsicht in seine Wohnung gebracht werden könne, wie die Zeitung "ABC Color" berichtete. Der langjährige Vorsitzende des südamerikanischen Kontinentalverbands Conmebol hatte sich in eine Klinik bringen lassen, nachdem er von dem gegen ihn erwirkten Haftbefehl der US-Justiz wegen des Fifa-Skandals erfuhr. Leoz soll wie weitere 13 Fifa-Funktionäre und Medienmanager in einen Korruptionsskandal verstrickt sein. Unter anderem sollen die Übertragungsrechte des America-Cups gegen mehrere Millionen Dollar an Bestechungsgeldern für Conmebol-Funktionäre vergeben worden sein. Leoz weigerte sich vor dem Richter, einer Auslieferung in die USA in einem Schnellverfahren zuzustimmen. Die US-Justiz hat nun eine Frist von 60 Tagen, um ihren Auslieferungsantrag mit Beweismaterial zu unterstützen.

+++ Fifa-Generalsekretär Valcke reist nicht nach Kanada +++

Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke wird nicht wie geplant am kommenden Wochenende zum Eröffnungsspiel der Frauen-WM nach Kanada reisen. Das teilte der Fußball-Weltverband am Montagabend mit. Angesichts "der aktuellen Situation" sei es wichtig, dass Valcke am Fifa-Sitz in Zürich anwesend sei, sagte eine Sprecherin. Die Frauen-Weltmeisterschaft beginnt am Samstag mit der Partie zwischen Gastgeber Kanada und China in Edmonton. Am vergangenen Mittwoch waren in Zürich sieben Fußball-Funktionäre wegen des Verdachts der Korruption und Geldwäsche verhaftet worden.

(sid/dpa)
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