Verzweifelter Kampf Blatter legt Einspruch gegen Sperre ein

Lausanne · Es ist das letzte Aufbäumen eines Gestürzten: Der ehemalige Fifa-Präsident Joseph S. Blatter zieht im verzweifelten Kampf gegen seine Sechsjahressperre alle Register. Der 80-Jährige hat den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne angerufen, um eine Annullierung der Fifa-Urteile zu erwirken.

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Das teilte die letzte sportrechtliche Instanz am Donnerstag mit. Ein Schiedsverfahren sei bereits im Gange.

Die Schweizer Justiz nimmt unterdessen Blatters frühere "rechte Hand" Jerome Valcke ins Visier. Die Bundesanwaltschaft (BA) hat strafrechtliche Ermittlungen gegen den ehemaligen Generalsekretär aufgenommen, am Donnerstag wurden Hausdurchsuchungen und Verhöre durchgeführt. Valcke wurde aber nicht verhaftet, es gelte die Unschuldsvermutung.

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Die Ethikkommission des Weltverbandes hatte Blatter im Dezember für acht Jahre für alle Ämter im Fußball gesperrt. In der Berufungsverhandlung wurde das Strafmaß am 24. Februar auf sechs Jahre reduziert.

Zuvor hatte auch der gesperrte Uefa-Präsident Michel Platini (60), der ebenfalls für acht und später sechs Jahre aus dem Verkehr gezogen worden war, den CAS angerufen. Den beiden Spitzenfunktionären war eine dubiose Zahlung von 1,8 Millionen Euro im Jahr 2011 von der Fifa an Platini zum Verhängnis geworden. Blatter und Platini argumentieren mit einem gültigen mündlichen Vertrag, die Fifa-Richter sahen das anders. Am 9. März gab es in diesem Zusammenhang eine Razzia beim französischen Fußball-Verband FFF, wovon Blatter sich "sehr überrascht" zeigte.

Für Platini war die Sanktion durch die Ethikkommission das Ende seiner Präsidentschaftsambitionen - zum neuen Fifa-Präsidenten wurde am 26. Februar Gianni Infantino gewählt.

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Blatter verteidigte sich im SID-Interview am 9. März. "Wir sind Menschen, die viel geleistet haben - und wenn man viel leistet, macht man Fehler, und es geschehen Irrtümer. Aber auf alle Fälle: Was Finanzen anbelangt, kann man mir nichts und konnte man mir nie etwas vorwerfen", sagte Blatter: "Dass ich etwas Falsches mit Geld gemacht habe, kann man mir nicht vorwerfen."

Sowohl die Ethikkommission als auch die Fifa-Berufungskommission fanden nicht ausreichend Beweise, um die Zahlung als Bestechung einzuordnen, beiden werden aber noch andere Verstöße gegen den Ethikcode vorgeworfen. "Beide Kommissionen der Fifa haben gesagt, es war keine Korruption. Und die Sperren wurden reduziert - was heißt denn das?", fragte Blatter: "Das heißt, dass die Berufungskommission nicht sicher war, ob die Anklage überhaupt stimmt. Ich bin überzeugt, dass sich das in zwei Monaten alles erledigen wird."

Eine Entscheidung des CAS wird innerhalb der nächsten Wochen erwartet. Platini hatte für sich ein beschleunigtes Verfahren beantragt, weil er vor der EM 2016 (10. Juni bis 10. Juli) in seiner Heimat Frankreich in sein Amt zurückkehren will.

(old/sid)
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