Funktionären drohen 20 Jahre Haft Fifa-Skandal: "Sie haben es immer wieder und wieder gemacht"

So hätte die oberste US-Chefanklägerin Loretta Lynch auch über Mafiosis gesprochen. Sie wirft den beschuldigten Fifa-Funktionären und Sportvermarktern schlimmste Machenschaften vor - und kündigt weitere Ermittlungen an.

Fifa-Skandal: Das ist US-Justizministerin Loretta E. Lynch
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Das ist US-Justizministerin Loretta E. Lynch

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Den verdächtigen Fußball-Funktionären im Korruptionsskandal beim Weltverband Fifa drohen bis zu 20 Jahre Haft. Das sei die Höchststrafe in solchen Fällen von organisierter Kriminalität, sagte US-Justizministerin Loretta Lynch am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in New York. Im nächsten Schritt gehe es um die Auslieferung der Angeschuldigten in die USA.

"Sie haben das weltweite Fußballgeschäft korrumpiert, um sich selbst zu bereichern", warf die oberste Staatsanwältin den neun Fußballfunktionären und fünf Geschäftsmännern vor. "Sie haben es immer und immer wieder gemacht. Jahr um Jahr, Turnier um Turnier." Einer der Angeschuldigten habe sich etwa mit rund zehn Millionen Dollar (9,2 Millionen Euro) bereichert. Ob auch Präsident Joseph Blatter im Visier der Ermittler sei, wollte Lynch nicht beantworten.

Sieben Funktionäre des Weltverbands Fifa oder Offizielle der ihr angeschlossenen Konföderationen waren am Mittwoch in Zürich festgenommen worden. Das US-Justizministerium, das die Schweizer Behörden um Amtshilfe ersucht hatte, beschuldigt insgesamt gegen 14 Personen.

Absurde FIFA-Pressekonferenz mit Walter De Gregorio
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Absurde Pressekonferenz der Fifa mit Walter De Gregorio

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Lynch zufolge sind allein im Zusammenhang mit der Vergabe der Copa America 2016 in den USA rund 110 Millionen Dollar (101 Millionen Euro) an Bestechungsgeldern geflossen. Das Turnier findet im kommenden Jahr erstmals außerhalb von Südamerika statt. Es wird anlässlich des 100. Geburtstages des südamerikanischen Verbandes als Gemeinschafts-Event Copa America Centenario in den USA ausgetragen.

Auch Korruption bei WM in Südafrika

Lynch äußerte sich enttäuscht, dass auch historische Ereignisse wie die erste Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent in Südafrika 2010 durch kriminelle Handlungen beschädigt worden seien und kündigte einen rigorosen Kampf gegen die Korruption im Weltfußball an. In Bezug auf die Weltmeisterschaften in Russland 2018 und Katar 2022 sagte Lynch, die Fifa müsse "tief in ihre Seele blicken". Die amerikanischen Behörden seien damit aber nicht befasst.

Die PK der US-Chefanklägerin und des FBI
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Die PK der US-Chefanklägerin und des FBI

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Der New Yorker Staatsanwalt Kelly Currie erklärte, dass die Festnahmen am Mittwoch in Zürich "erst der Anfang" seien. "Weitere Individuen und Einrichtungen in zahlreichen Ländern" würden noch überprüft. Die Anklageschrift des Justizministeriums verweist auf 25 namentlich nicht genannte Mitverschwörer. Die meisten der in Zürich festgenommenen sieben Funktionäre widersetzen sich allerdings einer Auslieferung an die USA. Im Verhör bei der Kantonspolizei Zürich gaben sechs von ihnen an, sich mit rechtlichen Mitteln gegen die Überstellung an die US-Justiz wehren zu wollen.

Dadurch müssen nun formelle Auslieferungsverfahren eingeleitet werden. Nach Schweizer Recht beträgt die Frist, innerhalb der die USA entsprechende Anträge stellen können, 40 Tage. Beobachter gehen davon aus, dass dies rasch geschehen und die Schweizer Justiz dann auch kurzfristig darüber entscheiden wird. Einer der Festgenommenen habe in einer ersten Anhörung Bereitschaft für eine sogenannte vereinfachte Auslieferung signalisiert und könne damit im Falle einer Bewilligung "umgehend den US-Behörden übergeben werden".

"Diese Art der Korruption und der Bestechung im internationalen Fußball läuft seit zwei Jahrzehnten", sagte Currie. Alle Verdächtigten hätten das US-Finanzsystem für ihre Zwecke missbraucht und amerikanische Gesetze gebrochen. "Was sie gemein hatten, war die Gier." Einzelne Spiele oder Turnierverläufe seien aber nach bisherigen Erkenntnissen nicht manipuliert worden.

Auch der Chef der US-Steuerfahndung übte harsche Kritik an der Fifa. Sie handle aus Eigennutz und Profitgier, sagte Richard Weber. "Dies ist die Weltmeisterschaft des Betrugs, und heute zeigen wir der Fifa die Rote Karte", betonte er und sprach von einem "guten Tag für Fußballfans und einem großartigen Tag für den globalen Kampf gegen Korruption, Geldwäsche und Steuerhinterziehung".

Kritik aus Russland

Russland hat die US-Ermittlungen scharf kritisiert. Die Festnahmen mehrerer Verdächtiger in der Schweiz seien eine "illegale Anwendung von US-Recht" außerhalb des US-Staatsgebiets, teilte das Außenministerium in Moskau am Mittwoch mit. Russland forderte die USA auf, sich an internationale rechtliche Abläufe zu halten.

Der brasilianische Fußball-Verband CBF hat nach der Festnahme seines früheren Präsidenten Jose Maria Marin die volle Unterstützung bei den Ermittlungen angekündigt. Der Verband sprach von "schwerwiegenden Ereignissen in Zürich", warnte jedoch vor einer Vorverurteilung. "Ohne dass ein Urteil über Schuld oder Unschuld gefällt worden ist", werde keine abschließende Beurteilung der Situation stattfinden, teilte der Verband mit.

(dpa)
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