Urteil im "Fall Platini" Tag der Wahrheit für Michel Platini

Am Freitag wird das CAS-Urteil im Fall Michel Platini verkündet. Für den Franzosen geht es um die vorläufige Rückkehr auf "seine" Fußball-Bühne in Paris - die aber nur gut eine Woche dauern könnte.

Michel Platini wirkt nach Anhörung vor CAS entspannt
17 Bilder

Platini wirkt nach Anhörung vor CAS entspannt

17 Bilder
Foto: dpa, lg bjh mr

Verbannung für immer oder Freispruch auf Zeit: Der Internationale Sportgerichtshof CAS verkündet am Freitag das Urteil im "Fall Platini". Der suspendierte Uefa-Präsident hofft immer noch auf seine Rückkehr auf die große Fußball-Bühne - die am Samstag bei der EM-Auslosung in Paris sogar bereitstehen würde. Viel länger als eine Woche dürfte sich Michel Platini (60) aber nicht als freier Mann fühlen, seine einst strahlende Zukunft als Funktionär sieht sehr düster aus.

"Gegen 10.00 Uhr" will die höchste Instanz der Sportgerichtsbarkeit verkünden, ob Platinis provisorische 90-Tage-Sperre durch die Fifa-Ethikkommission gerechtfertigt war - oder eben nicht. Mit dem endgültigen Urteil der rechtsprechenden Ethik-Kammer, das noch vor Weihnachten fallen soll, hat die CAS-Entscheidung aber nichts zu tun. Im Falle eines Freispruchs am Freitag dürfte Platini deshalb nur bis kurz nach seiner Anhörung bei der Ethikkommission (18. Dezember) wieder fußballrelevante Tätigkeiten ausüben - in der "Hauptverhandlung" droht ihm dann eine lebenslange Sperre.

"Sie wissen, dass ich keine Ungerechtigkeit mag", hatte der Franzose nach seiner Anhörung vor dem CAS in Lausanne gesagt. Er wird wohl auch nach Weihnachten den CAS anrufen, falls das endgültige Fifa-Urteil einen Schuldspruch und eine Sperre beinhaltet. Bestätigen die Richter am Freitag aber bereits die Suspendierung, dürfte das mehr als ein deutlicher Fingerzeig für künftige Einsprüche sein.

Es geht um die dubiose Zahlung in Höhe von 1,8 Millionen Euro, die Platini im Jahr 2011 vom auch deswegen suspendierten Fifa-Boss Joseph S. Blatter (79) erhalten hatte. Beide pochen auf die Rechtmäßigkeit der Zahlung, die Fifa-Ethiker sehen das komplett anders und zogen beide provisorisch aus dem Verkehr, um in Ruhe ermitteln zu können.

Platinis Chance, am 26. Februar doch noch als Präsidentschaftskandidat antreten zu können, ist deshalb rapide gesunken. Ein CAS-Freispruch würde ihm die Teilnahme an der Vorrunden-Auslosung der EM 2016 am 12. Dezember im Pariser Palais des Congres ermöglichen. Immerhin.

"Wir haben das Turnier fünf Jahre zusammen mit Michel Platini als Uefa-Präsident vorbereitet", sagte Jacques Lambert, Chef des EM-Organisationskomitees: "Weil die Euro in Frankreich stattfindet, hat er besonderen Einsatz gezeigt. Die Vorstellung, dass die Endrunde ohne ihn stattfindet, ist herzzerreißend."

Platini hatte zwischen 1998 und 2002 für Blatter als Berater gearbeitet, ein schriftlicher Vertrag, der vor allem die Vergütungsregelung beweist, existiert aber nicht. Auch Blatter, dessen Schicksal noch unklar ist, hatte von einem "Gentlemen's Agreement" zwischen den beiden mächtigen Funktionären gesprochen. Die Ethikkommission vermutet hinter der Zahlung eine Art "Belohnung" für Platinis Wahlkampfhilfe für Blatter, der im Sommer 2011 als Fifa-Präsident wiedergewählt worden war.

Als Beweis für seine Unschuld hatte der Uefa-Boss das "Platini-Papier" mit nach Lausanne gebracht. In einem Protokoll der Sitzung des Uefa-Exekutivkomitees im November 1998 in Stockholm, das der SID in Teilen einsehen konnte, taucht Platinis (damals noch kein Exko-Mitglied) Name sowie dessen Zukunft als eine Art "Sportdirektor" in Blatters Fifa auf. Das beweist - sofern das Dokument echt ist - zumindest Platinis Tätigkeit für Blatter. Die Fragen, warum das Geld erst so spät floss oder wieso kein offizieller Vermerk existiert, bleiben aber offen.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort